Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
war mehr als ihr Ruf beschädigt worden.
Ich wusste auch, warum sie mir den Nazar gegeben hatte: Mein Vater hatte ihn ihr geschenkt. Ich glaubte nicht, dass sie noch länger darüber reden wollte, daher stellte ich keine weiteren Fragen. Es war genug zu wissen, dass sich ihre Beziehung vielleicht, nur vielleicht, doch nicht nur um Geschäft und Gene gedreht hatte.
Wir verabschiedeten uns, und ich kehrte zu meinen Kursen zurück. Alle wussten, wo ich an diesem Morgen gewesen war, und meine Mitschüler wollten meine Molnijas sehen. Ich machte ihnen keinen Vorwurf. Im umgekehrten Fall wäre ich ihnen genauso auf die Nerven gegangen.
„Komm schon, Rose”, bettelte Shane Reyes. Wir waren auf dem Weg zu unserem Morgentraining, und er schlug immer wieder nach meinem Pferdeschwanz. Ich nahm mir vor, das Haar morgen offen zu tragen.
Mehrere andere Novizen folgten uns und stimmten in seine Bitten ein. „Ja, komm schon. Lass uns sehen, was du für deine Schwertkunst bekommen hast.”
Ihre Augen leuchteten vor Eifer und Erregung. Ich war eine Heldin, ihre Klassenkameradin, die die Anführer der gefährlichen Strigoi-Bande beseitigt hatte, die uns während der Ferien so sehr terrorisiert hatte. Aber ich fing den Blick von jemandem auf, der ganz hinten in der Gruppe stand, von jemandem, der weder eifrig noch erregt wirkte.
Eddie. Als er meinen Blick bemerkte, schenkte er mir ein kleines, trauriges Lächeln. Er verstand.
„Tut mir leid, Leute”, sagte ich und drehte mich wieder zu den anderen um. „Der Verband muss dranbleiben. Anweisung des Arztes.”
Diese Bemerkung wurde mit Murren quittiert, das aber schon bald Fragen wich, wie ich die Strigoi denn nun genau getötet habe. Enthauptung war eine der schwierigsten und seltensten Methoden, um einen Vampir zu töten, und es war nicht gerade bequem, mit einem Schwert zu hantieren. Also tat ich mein Bestes, meinen Freunden zu erzählen, was geschehen war, wobei ich mich an die Tatsachen hielt und das Töten selbst nicht glorifizierte.
Der Schultag endete keinen Augenblick zu früh, und Lissa begleitete mich zurück zu meinem Wohnheim. Sie und ich hatten seit allem, was in Spokane geschehen war, kaum Gelegenheit zum Reden gehabt. Ich hatte eine Menge Fragen über mich ergehen lassen müssen, und dann war da noch Masons Beerdigung gewesen. Auch Lissa hatte viel um die Ohren gehabt, als die Königlichen den Campus verließen, daher hatte sie nicht mehr freie Zeit gehabt als ich.
In ihrer Nähe fühlte ich mich besser. Auch wenn ich jederzeit in ihren Kopf eindringen konnte, war es doch etwas anderes, einer lebenden Person, der man am Herzen lag, wirklich nah zu sein.
Als wir die Tür zu meinem Zimmer erreichten, sah ich auf dem Boden daneben einen Strauß Freesien liegen. Seufzend hob ich die duftenden Blumen auf, ohne einen Blick auf die beiliegende Karte zu werfen.
„Was ist das?”, fragte Lissa, während ich die Tür aufschloss.
„Die sind von Adrian”, antwortete ich. Wir traten ein, und ich deutete auf meinen Schreibtisch, auf dem weitere Sträuße lagen. Ich legte die Freesien daneben. „Ich werde froh sein, wenn er den Campus verlässt. Ich glaube nicht, dass ich noch allzu viel davon verkraften kann.”
Sie drehte sich überrascht zu mir um. „Oh, du weißt es nicht.”
Ich spürte die Warnung durch das Band, die mir sagte, dass mir nicht gefallen würde, was als Nächstes kam. „Was weiß ich nicht?”
„Ahm, er reist nicht ab. Er wird noch eine Weile hierbleiben.”
„Er muss abreisen”, wandte ich ein. Meines Wissens war er nur wegen Masons Beerdigung zurückgekommen, und ich war mir noch immer nicht sicher, warum er das getan hatte, da er Mason kaum gekannt hatte. Vielleicht war es nur Show gewesen. Oder vielleicht wollte er weiter Lissa und mir nachstellen. „Er besucht das College. Oder irgendeine Besserungsanstalt. Ich weiß es nicht, aber irgendetwas liegt an.”
„Er nimmt sich das Semester frei.” Ich starrte sie an.
Lissa belächelte mein Erschrecken und nickte. „Er wird hierbleiben und mit mir arbeiten .... und mit Miss Carmack. In all der Zeit hat er nie gewusst, was Geist war. Er wusste nur, dass er sich nicht spezialisiert hatte, dass er jedoch über unheimliche Fähigkeiten verfügte. Er behielt es für sich, bis auf die seltenen Gelegenheiten, da er auf einen anderen Geistbenutzer traf. Aber die wussten auch nicht mehr als er.”
„Ich hätte schon früher dahinterkommen sollen”, meinte ich. „Es ist irgendwie seltsam,
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