Vampire bevorzugt
kam stets pünktlich, machte ihre Arbeit gut und fing nie irgendeinen Streit mit den anderen Angestellten an. Mehr konnte doch niemand verlangen. Unser letzter Koch, ein Typ namens Tack, hatte bei meiner Freundin Arlene die große Hoffnung geweckt, dass er Mr. Right sein könnte - das wäre dann ihr vierter oder fünfter gewesen -, ehe er über Nacht seine Zelte abbrach und ihr Tafelsilber und einen CD- Player mitgehen ließ. Ihre Kinder waren völlig niedergeschlagen gewesen, nicht etwa wegen des Typs, sondern weil sie den CD-Player so vermissten.
Ich trat in eine Wolke aus Lärm und Zigarettenrauch hinein und mir schien, als betrete ich ein anderes Universum. Die Raucher sitzen alle auf der westlichen Seite des Raums, doch der Rauch scheint nicht zu wissen, dass er dort zu bleiben hat. Ich setzte ein Lächeln auf und ging hinter die Bar zu Sam, um ihn zu begrüßen. Nachdem er fachgerecht ein Glas mit Bier gefüllt und es einem der Stammgäste zugeschoben hatte, hielt er sofort das nächste Glas unter den Zapfhahn.
»Wie steht's denn so?«, fragte Sam vorsichtig. Er wusste alles über die Probleme meines Bruders, denn er hatte mich in jener Nacht begleitet, in der ich den in einem Werkzeugschuppen in Hotshot gefangen gehaltenen Jason fand. Doch wir konnten nur indirekt darüber reden. Vampire waren zwar an die Öffentlichkeit getreten, aber Gestaltwandler und Werwölfe umgab immer noch der Schleier des Geheimnisvollen. Die verborgene Welt der übernatürlichen Geschöpfe wollte abwarten, wie es den Vampiren erging, ehe sie deren Beispiel folgte und sich ebenfalls outete.
»Besser als erwartet.« Ich lächelte zu ihm hinauf, so weit hinauf allerdings auch wieder nicht, denn Sam ist kein großer Mann. Er ist schmal gebaut, aber sehr viel stärker, als er aussieht. Sam ist in den Dreißigern - zumindest nehme ich das an - und hat rotgoldenes Haar, das seinen Kopf wie ein Heiligenschein umrahmt. Er ist ein guter Mensch und ein großartiger Boss. Außerdem ist er auch ein Gestaltwandler und kann zu jeder Art Tier werden. Meistens verwandelt sich Sam in einen sehr schönen Collie mit prächtigem Fell. Manchmal kommt er dann hinaus zu meinem Haus und ich lasse ihn auf einem Vorleger im Wohnzimmer schlafen. »Er kommt prima klar.«
»Freut mich«, sagte er. Die Gedanken von Gestaltwandlern kann ich nicht so einfach lesen wie die Gedanken von Menschen, aber ich erkenne sofort, ob etwas ehrlich gemeint ist oder nicht. Sam freute sich wirklich darüber, weil ich mich darüber freute.
»Wann brichst du auf?«, fragte ich. Er hatte diesen versonnenen Blick in den Augen, der besagte, dass er in Gedanken längst durch die Wälder jagte, um Beutelratten aufzuspüren.
»Sobald Terry da ist.« Wieder lächelte er mich an, doch diesmal wirkte sein Lächeln schon etwas bemühter. Sam wurde langsam kribbelig.
Die Küchentür war gleich neben der Bar, an ihrem westlichen Ende, und ich steckte den Kopf hindurch, um Sweetie zu begrüßen. Sweetie war knochig und brünett und um die vierzig, und für eine Frau, die den ganzen Abend außer Sichtweite in der Küche zubrachte, trug sie eine ganze Menge Make-up. Und sie schien ein bisschen cleverer, vielleicht sogar besser gebildet zu sein als all die vorherigen Köche des Merlotte's.
»Alles okay bei dir, Sookie?«, rief sie, während sie einen Hamburger zuklappte. Sweetie war in der Küche ständig in Bewegung und mochte es gar nicht, wenn ihr jemand im Weg stand. Der Teenager, der ihr half und die Tische anwies, hatte geradezu Angst vor Sweetie und war immer darauf bedacht, ihr auszuweichen, wenn sie zwischen Herd und Fritteuse hin und her lief. Dieser junge Mann richtete die Teller an, bereitete die Salate zu und ging zur Küchendurchreiche, um den Kellnerinnen zu sagen, welche Bestellungen fertig waren. Im Restaurant arbeiteten Holly Cleary und ihre beste Freundin Danielle gerade ziemlich hart. Beiden war die Erleichterung anzusehen gewesen, als ich hereinkam. Danielle bediente im Raucherbereich auf der westlichen Seite, Holly für gewöhnlich in der Mitte direkt vor der Bar, und ich arbeitete auf der östlichen Seite, wenn wir alle drei Dienst hatten.
»Sieht aus, als sollte ich besser loslegen«, sagte ich zu Sweetie.
Sie lächelte mir rasch noch einmal zu und drehte sich gleich wieder zum Herd um. Der eingeschüchterte Küchenjunge, dessen Namen ich noch nicht mitbekommen hatte, nickte mir mit geducktem Kopf zu und fuhr fort, die Spülmaschine einzuräumen.
Sam hätte mich
Weitere Kostenlose Bücher