Vampire bevorzugt
ist ein Freund von mir, Eric«, sprach ich ein wenig lauter in die Runde hinein. »Er hat versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen, und jetzt weiß ich auch, warum es so dringend gewesen ist.« Ich sah jedem der Männer in die Augen, und einer nach dem anderen setzte sich wieder.
»Komm, lass uns reden«, sagte ich sehr leise.
»Wo ist er? Den Mistkerl pfähle ich höchstpersönlich, egal, was Hot Rain gegen mich in Gang setzt«, fuhr Eric wütend auf.
»Das hat sich schon erledigt«, flüsterte ich ihm zu. »Würdest du dich mal ein bisschen entspannen?«
Mit Sams Erlaubnis zogen wir uns ins Büro zurück, den einzigen Raum im ganzen Haus, der ungestörte Ruhe bot. Jetzt stand wieder Sam hinter der Bar, oder besser gesagt, er saß auf einem hohen Barhocker und hatte sein verletztes Bein auf einem niedrigeren Stuhl abgelegt. So konnte er eine Weile als Barkeeper durchhalten.
»Bill hat seine Datenbank durchforstet«, sagte Eric stolz. »Der Mistkerl Charles hat mir erzählt, er käme aus Mississippi, deshalb habe ich ihn für einen von Russells abgelegten jungen Schönlingen gehalten. Ich habe Russell sogar angerufen und gefragt, ob Charles Twining gute Arbeit geleistet hat bei ihm. Russell sagte, er hätte so viele neue Vampire in seinem Herrenhaus, dass er sich kaum noch an Twining erinnern könne. Aber es hat sich ja schon damals in Josephine's Bar gezeigt, dass Russell einfach kein richtiger Manager ist so wie ich.«
Ich musste lachen. Das war zweifelsohne richtig.
»Als ich begann, mir wegen dieses Mistkerls Fragen zu stellen, bat ich Bill um Hilfe. Und Bill konnte Twinings Spuren von seiner Schöpfung als Vampir bis zum Treuegelöbnis gegenüber Hot Rain verfolgen.« »Dieser Hot Rain ist also derjenige, der ihn zum Vampir gemacht hat?«
»Nein, nein«, erwiderte Eric ungeduldig. »Hot Rain hat den Schöpfer des Vampir-Piraten zum Vampir gemacht. Erst nachdem Charles' Schöpfer im Französisch-Indianischen Krieg getötet wurde, legte Charles Hot Rain gegenüber den Treueschwur ab. Und weil Hot Rain über Long Shadows Tod unglücklich war, sollte Charles mit einer Gegenaktion die Schuld begleichen, die angeblich noch offen war.«
»Und wie sollte mein Tod diese Schuld begleichen?«
»Hot Rain hat durch allerlei Gerüchte und eingeholte Auskünfte erfahren, dass du mir wichtig bist und dass dein Tod mich genauso treffen würde wie ihn selbst der Tod von Long Shadow.«
»Ach.« Mehr fiel mir nicht ein.
Schließlich fragte ich: »Hot Rain und Long Shadow haben also irgendwann mal ein Verhältnis gehabt, sozusagen?«
»Ja«, sagte Eric. »Aber es ging nicht um den sexuellen Part, sondern um die... die Zuneigung. Das war es, was ihm diese Beziehung so wertvoll machte.«
»Also nur weil Hot Rain die Strafe, die du für Long Shadows Tod gezahlt hast, für nicht angemessen hielt, sollte Charles dir etwas ähnlich Schmerzvolles antun?«
»Ja.«
»Und Charles ging nach Shreveport, hielt die Augen offen, erfuhr von mir und beschloss, mein Tod würde die Rechnung begleichen?«
»Ganz offensichtlich.«
»Dann hörte er von dem Heckenschützen, und weil Sam auch ein Gestaltwandler ist, schoss er auf ihn, damit es einen guten Grund gab, ihn selbst nach Bon Temps zu schicken.«
»Ja.«
»Das ist wirklich ziemlich um die Ecke gedacht. Warum hat Charles mir nicht einfach nachts aufgelauert?«
»Weil es wie ein Unfall aussehen sollte. Es sollte keine Schuld auf irgendeinen Vampir fallen, nicht nur, weil Charles nicht gefasst werden wollte, sondern auch, damit sich Hot Rain nicht strafbar machte.«
Ich schloss die Augen. »Er hat mein Haus in Brand gesetzt, das war gar nicht dieser arme Typ, Jeff Marriot. Jede Wette, dass Charles ihn an jenem Abend getötet und zu meinem Haus gebracht hat, damit er einen Schuldigen hatte. Schließlich war Jeff Marriot ja ein Fremder in Bon Temps. Keiner würde ihn vermissen. Oh mein Gott! Charles hatte sich meine Autoschlüssel geliehen! Jede Wette, dass der Mann in meinem Kofferraum gelegen hat! Vielleicht noch nicht tot, aber ausgeknockt. Der arme Typ war genauso wenig Mitglied der Bruderschaft der Sonne wie ich.«
»Es muss Charles ziemlich frustriert haben, als er merkte, dass du von Freunden nur so umgeben bist«, sagte Eric ein wenig kühl, da gerade zwei dieser »Freunde« lautstark vorbeigestiefelt waren und den Gang aufs Klo als Vorwand benutzt hatten, um einen misstrauischen Blick auf ihn zu werfen.
»Ja, das muss es wohl.« Ich lächelte.
»Dir geht's besser, als
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