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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hatte.
    Aber ich war froh, dass ich Jason nicht gleich heute Morgen danach gefragt hatte, jetzt, wo alles noch so neu für ihn war. Ich würde noch genug Gelegenheit haben, ihm meine Fragen zu stellen.
    Zum ersten Mal seit Neujahr dachte ich über die Zukunft nach. Das Vollmond-Symbol in meinem Kalender schien mir nicht länger das Ende einer Phase zu kennzeichnen, sondern stand nun für eine neue Art der Zeitrechnung. Während ich mein Kellnerinnen-Outfit anzog (schwarze Hose, weißes T-Shirt mit Ausschnitt und schwarze Reeboks), war ich ganz aufgekratzt vor Freude. Ausnahmsweise ließ ich mein Haar mal offen, anstatt es zum Pferdeschwanz zu binden. Ich entschied mich für knallrote Ohrstecker und griff nach einem passenden Lippenstift. Etwas Make-up um die Augen, ein wenig Rouge, und ich konnte aufbrechen.
    Mein Auto hatte ich letzte Nacht an der Rückseite des Hauses geparkt, und ich prüfte noch einmal gründlich, ob auf meiner hinteren Veranda auch wirklich keine Vampire lauerten, ehe ich die Hintertür zuzog und abschloss. Ich hatte da schon so manche unerfreuliche Überraschung erlebt. Auch wenn es noch nicht richtig dunkel war, konnten bereits ein paar Frühaufsteher herumschleichen. Die Japaner dürften damals bei der Entwicklung des synthetischen Bluts wohl kaum damit gerechnet haben, dass dieses Produkt die Vampire aus dem Reich der Legenden befreien und ans Licht der realen Welt bringen würde. Mit dem Blutersatzstoff hatten die Japaner bloß ein paar schnelle Dollar verdienen wollen, indem sie ihn an Ambulanzdienste und Notaufnahmen von Krankenhäusern verhökerten. Doch stattdessen hatten sie unsere Welt und unser Bild von ihr für immer verändert.
    Da ich gerade über Vampire sprach (wenn auch bloß mit mir selbst), überlegte ich, ob Bill Compton wohl zu Hause war. Der Vampir Bill war meine erste große Liebe gewesen und er wohnte gegenüber von mir an der anderen Seite des alten Friedhofs. Unsere Häuser lagen beide an einer Landstraße außerhalb des kleinen Städtchens Bon Temps und südlich von der Bar, in der ich arbeitete. In letzter Zeit war Bill viel auf Reisen gewesen. Ob er zu Hause war, bekam ich eigentlich nur dann mit, wenn er mal ins Merlotte's kam, was er hin und wieder tat, um sich unter die Einheimischen zu mischen und ein Glas warmes 0-positiv zu trinken. »TrueBlood« schmeckte ihm am besten, das teuerste japanische Ersatzblut. Er sagte mir mal, es würde sein Verlangen nach frischem Blut direkt aus der Quelle fast gänzlich stillen. Und da ich bei Bill bereits mal einen Anfall von Blutrünstigkeit erlebt hatte, konnte ich Gott nur auf Knien danken für »TrueBlood«. Manchmal vermisste ich Bill ganz schrecklich.
    Ich gab mir innerlich einen Ruck. Schluss mit dem Trübsinn, einzig und allein darum ging es heute. Keine Sorgen mehr! Keine Angst mehr! Frei und erst sechsundzwanzig! Ich hatte Arbeit! Das Haus war bezahlt! Geld auf dem Konto! Das waren doch alles sehr positive Dinge.
    Der Parkplatz der Bar war voll, als ich ankam. Heute Abend würde ich also gut zu tun haben. Ich fuhr um das Haus herum zum rückwärtigen Eingang für Angestellte. Sam Merlotte, der Besitzer der Bar und mein Boss, lebte dort hinten in einem sehr schönen Wohnwagen, der sogar einen kleinen Hof hatte und umgeben war von einer Hecke - Sams Ersatz für einen weißen Palisadenzaun. Ich schloss mein Auto ab und trat durch die Hintertür für Angestellte, die in einen Gang führte, von dem die Damen- und Herrentoiletten, ein großer Vorratsraum und Sams Büro abgingen. Ich stopfte meine Tasche und meinen Mantel in eine leere Kommodenschublade, zog meine roten Socken hoch, schüttelte den Kopf, damit mein Haar schön fiel, und ging durch die Tür (diese Tür stand fast immer weit offen), die in den großen Raum der Bar und des Restaurants führte. Was nicht bedeutete, dass die Küche mehr hergab als die gängigsten Sachen: Hamburger, gebackenes Hühnchen, Pommes und Zwiebelringe, Salate im Sommer und Chili con Carne im Winter.
    Sam war Barkeeper, Rausschmeißer und gelegentlich auch Koch, doch in letzter Zeit hatten wir glücklicherweise diese Stelle anders besetzen können: Sams jahreszeitlich bedingte Allergien hatten ziemlich zugeschlagen und ihn nicht gerade zur Idealbesetzung für die Essenszubereitung gemacht. Die neue Köchin hatte sich erst letzte Woche auf Sams Anzeige hin gemeldet. Köche schien es nicht lange im Merlotte's zu halten, aber ich hoffte, dass Sweetie Des Arts eine Weile bleiben würde. Sie

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