Vampire bevorzugt
ich erwartet hatte«, meinte Eric etwas zögerlich. »Kaum traumatisiert, wie es heutzutage heißt.«
»Eric, ich hatte einfach Glück. Heute habe ich so viele entsetzliche Dinge gesehen, du machst dir keine Vorstellung. Ich kann nur sagen, ich bin noch mal davongekommen. Übrigens, Shreveport hat einen neuen Leitwolf, und er ist ein verlogener, betrügerischer Mistkerl.«
»Dann hat Jackson Herveaux also den Wettkampf verloren.«
»Nicht nur den Wettkampf.«
Eric riss die Augen auf. »Ach, hat der Wettkampf heute stattgefunden? Ich habe gehört, dass Quinn in der Stadt war. Gewöhnlich sind Regelverstöße bei Kämpfen unter seiner Leitung auf ein Minimum reduziert.«
»Er hatte keinen Einfluss darauf«, entgegnete ich. »Eine Abstimmung hatte sich zu Jacksons Ungunsten ausgewirkt. Sie hätte ihm helfen sollen, aber... das hat sie nicht.«
»Warum warst du dort? Hat etwa dieser Alcide versucht, dich irgendwie für seine Zwecke zu benutzen?«
»Das musst du gerade sagen.«
»Ja, aber ich gebe es wenigstens offen und ehrlich zu.« Mit großen blauen Augen blickte Eric mich arglos an.
Ich musste lachen. Ich hatte erwartet, tage- oder wochenlang nicht lachen zu können; und hier saß ich nun und lachte bereits.
»Stimmt.«
»Verstehe ich das also richtig, Charles Twining existiert nicht mehr?«, fragte Eric in ziemlich sachlichem Ton.
»Ja.«
»Gut, gut. Die Leute hier sind handlungsfreudiger, als ich erwartet hätte. Welche Verletzungen hast du dir zugezogen?«
»Eine gebrochene Rippe.«
»Eine gebrochene Rippe ist fast nichts, wenn ein Vampir um sein Leben gekämpft hat.«
»O ja, ich weiß.«
»Ich habe den ganzen Abend versucht, im Merlotte's anzurufen und dich zu warnen. Aber es ist immer nur Charles rangegangen. Als Bubba zurückkam und mir klar wurde, dass er die Nachricht nicht vollständig überbracht hatte, eilte ich ganz ritterlich sofort zu deiner Rettung hierher.«
»Das war sogar überaus ritterlich von dir«, gab ich zu. »Aber wie sich herausgestellt hat, unnötig.«
»Nun, dann kehre ich jetzt in meine eigene Bar zurück und schaue mir meine eigenen Gäste von meinem eigenen Büro aus an. Wir erweitern übrigens die Palette unserer Fangtasia-Produkte.« »Oh?«»Ja. Was würdest du von einem Kalender mit Nacktfotos halten? Pam findet, wir sollten ihn >Die schärfsten Fangtasia-Vampire< nennen.« »Wirst du da auch mitmachen?«
»Oh, natürlich. Mr Januar.«
»Dann leg schon mal drei für mich zurück. Einen schenke ich Arlene, einen Tara. Und den dritten hänge ich mir selbst an die Wand.«
»Wenn du versprichst, immer nur mein Foto aufgeklappt zu lassen, kriegst du einen umsonst«, versprach Eric mir.
»Abgemacht!«
Er stand auf. »Eins noch, bevor ich gehe.«
Ich erhob mich auch, aber viel langsamer.
»Könnte sein, dass ich dich Anfang März als Aushilfe brauche.«
»Ich schaue mal in meinen Terminkalender. Wieso?«
»Es wird eine kleine Konferenz stattfinden. Ein Treffen aller Könige und Königinnen der Südstaaten. Es wäre schön, wenn du dir dann hier in der Bar freinehmen und mich und meine Leute begleiten würdest.«
»Im Augenblick plane ich noch nicht so weit voraus, Eric.« Meine gebrochene Rippe bereitete mir stechende Schmerzen, als ich aus Sams Büro hinausgehen wollte.
»Einen Moment noch«, sagte Eric plötzlich und verstellte mir den Weg.
Müde, aber irgendwie neugierig sah ich zu ihm auf.
Er beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf den Mund, der so sanft war wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
»Du sagtest, ich hätte dir erzählt, dass du das Beste wärst, was ich je gehabt habe. Aber hast du auch das Gleiche zu mir gesagt?«
»Das wüsstest du wohl gern«, sagte ich lächelnd und ging wieder an die Arbeit.
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