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Vampire City

Vampire City

Titel: Vampire City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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behaupten, dass ich einen Dachschaden hatte, und zwar einen ziemlich großen. Doch etwas zu ändern vermochte ich einfach nicht. War ich zu faul? Zu ängstlich? Zu verklemmt? Oder fraß mich die Furcht auf, dass die Realität niemals so schön wie ein Film oder Buch sein konnte? Ich wollte es anscheinend nicht wissen, anders konnte ich mir mein Verhalten nicht erklären. Aber was mich ein wenig versöhnlicher stimmte, war die Tatsache, dass es Millionen von Frauen genauso ging. Ich war nicht die einzige, die sich gern bemitleidete. Mary stand oft zwischen zwei Beziehungen und so fand ich es manchmal nicht schlimm, dass ich lieber allein blieb.
    Inzwischen hatte es leicht angefangen zu schneien, was für Ende Oktober doch recht ungewöhnlich war. Die Flocken tanzten im Schein der Laternen und als ich hinauf in den dunklen Himmel sah, schienen sie aus einem schwarzen Loch geradewegs zur Erde zu fallen. Noch ein paar Minuten, dann würde ich das Geschäft abschließen und endlich zu Hause unter meine warme Decke kriechen können. Ich war dieses Mal sogar fleißig gewesen und hatte einen Hackfleischauflauf vorbereitet, an den ich mich über das gesamte Wochenende schamlos halten wollte. Wenn man schon keinen Sex hatte, so musste gutes Essen herhalten, eben eine andere Art der Befriedigung. Aber vorher wollte ich noch kurz Mary im Cafè besuchen und hoffte, dass sie mich diesmal nicht überreden wollte, in irgendeinen Tanztempel mitzukommen. Ich hatte nämlich nicht die geringste Lust dazu. Ich weiß, ich weiß, erst jammern auf hohem Niveau und dann den Schwanz einziehen!
    Pünktlich schloss ich den Laden von innen zu, da ich sowieso niemanden mehr vermutete, der noch etwas kaufen wollte. Alle bestellten Bücher waren abgeholt worden und die neuen Bestellungen hatte ich auch aufgegeben. Mein Blick schweifte umher. Das Geschäft umfasste ungefähr 80 Quadratmeter, war aufgeteilt in zehn Regalreihen, die zum Teil längs und quer angeordnet waren. Ich hatte alle möglichen Sorten im Programm; von Fantasy über Belletristik, Thriller, Krimis, Erotik und Sachbücher. Außerdem schmückten die Schaufenster neue Kalender, die sehr gern gekauft wurden, und so hatte ich sie zu einem festen Bestandteil gemacht. Auch bei mir tummelten sich Kürbisse, bunte Blätter, Skelettköpfe und schwebende Gespenster, die ich an Ösen von der Decke baumeln ließ.
    In drei Tagen war Halloween, was man deutlich merkte. Nicht nur an den geschmückten Straßen und Geschäften, sondern auch an den verkauften Gruselbüchern, die mir jedes Jahr ein nettes Sümmchen einbrachten. Ich profitierte davon, dass ich den einzigen Buchhandel in unserer kleinen Stadt hatte, und das Geschäft florierte. Einen Angestellten benötigte ich nicht, noch schaffte ich alles allein, obwohl ich mir an den Feiertagen gern eine Aushilfe nahm. Es war die Tochter einer Kundin, fleißig und buchvernarrt, und so ergänzten wir uns beide in der Zeit, in der ich Hilfe benötigte.
    Im hinteren Bereich befand sich eine winzige Küche mit Kühlschrank, Spüle, Wasserkocher und Mikrowelle, daneben eine Toilette ohne Fenster. Ich hatte alles, was ich brauchte. Nachdem ich meinen schwarzen Mantel angezogen hatte, warf ich einen prüfenden Blick in den Spiegel, der sich im Flur befand, von dem es zum Hinterausgang hinausging. Ich atmete tief durch und band meinen Zopf neu, der meine blonden Locken sanft auf den Rücken springen ließ. Die grünen Augen blinzelten mich kurz an. Ich mochte sie, sie waren außergewöhnlich. Jedenfalls sagte mir mein Vater das immer. Wie die einer Katze, von einem tiefen, geheimnisvollen Grün, wach und groß, ohne ängstlich zu wirken. Mit einer unstillbaren Neugier…
    Ich liebte meinen Vater über alles und fand es äußerst schade, dass er und meine Mutter so weit weg lebten. Sie hatten mir vor etwa zwei Jahren die Buchhandlung gekauft und lebten ungefähr 500 Kilometer entfernt von mir. Ich hatte eine Ausbildung zur Bibliothekarin gewählt und somit die besten Voraussetzungen dafür.
    Meine Mutter hatte sich einen Traum erfüllt: Sie betrieben ein Fischrestaurant an der Küste, das ziemlich gut lief. Die beiden hatten mich sogar damals bestärkt, die Buchhandlung zu führen, und ich hatte mich eine Zeitlang gefragt, ob sie mich nicht bei sich haben wollten, was völlig absurd war.
    Wir liebten uns immerhin abgöttisch, und doch nagten an mir hin und wieder Zweifel. Ich war höchstwahrscheinlich schon paranoid, schließlich mussten sie schnell

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