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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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1. KAPITEL
    Tucker MacKinnon nahm die scharfen Kurven vom Whisper Mountain hinunter ins Tal in halsbrecherischem Tempo. Es war ein typischer Junimorgen in South Carolina; die Sonne brannte heiß vom Himmel herab und die Luftfeuchtigkeit war unangenehm hoch.
    Tuckers Laune war ebenso miserabel.
    Jeder in der Familie MacKinnon konnte bezeugen, dass er kein aufbrausender Mensch war, sondern vollkommen entspannt. Gelassen nahm er es mit Klapperschlangen und Schwarzbären auf. Und er hatte es sich sogar zum Beruf gemacht, mit Leuten umzugehen, mit denen nicht gut Kirschen essen war – verhaltensgestörte Kinder, unleidliche Erwachsene und rivalisierende Kollegen von kleineren Betrieben. Derartige Herausforderungen bereiteten Tucker regelrecht Vergnügen.
    Doch die gegenwärtige Situation fand er alles andere als spaßig.
    Er erreichte die Grundschule und spürte ein nervöses Flattern im Magen. Nur mit Mühe fand er eine Parklücke, denn es war der letzte Schultag vor den Sommerferien und es herrschte Hochbetrieb vor der Schule. Autos hupten, Eltern plauderten angeregt miteinander, Kinder strömten schreiend aus dem Gebäude – endlich hatten sie lange Zeit schulfrei. Mit Ausnahme einiger weniger Schüler, die beim Ausgang verweilten, denn diese Kinder waren beiseite genommen worden. Sie bekamen ihre Zeugnisse erst, wenn ein Elternteil mit der Klassenlehrerin gesprochen hatte.
    Tuckers zehnjähriger Sohn Will lungerte ebenfalls vor der Tür herum. Er hatte den Körperbau seines Vaters geerbt, was bedeutete, dass er schlaksig und hochgewachsen wie eine Bohnenstange war. Er war das größte Kind in der Grundschule.
    Sobald Will den vertrauten silbergrauen Truck entdeckte, lief er hinüber auf den Parkplatz. Sein Gesicht war blass unter der Sonnenbräune. Bekümmert sprudelte es aus ihm hervor: „Ich hab nichts angestellt, Dad, ehrlich! Egal, was Mrs Riddle behauptet, ich war’s nicht. Ich kann’s nicht gewesen sein. Ich weiß nicht mal, was überhaupt los ist.“
    „Hey, hallo erstmal.“ Tucker legte seinem Sohn einen Arm um den Hals. „Hörst du bitte auf, dir Sorgen zu machen!? Was immer es ist, wir klären das.“
    „Ich grüble schon die ganze Zeit darüber nach, was ich falsch gemacht hab. Okay, manchmal kann ich ihre Fragen nicht beantworten, aber sie ruft mich auch nie auf, wenn ich mich melde. Immer bloß dann, wenn ich’s nicht tue. Wie kann sie dann sauer sein?“
    Tucker hatte keine Ahnung, warum die berüchtigte Mrs Riddle das Zeugnis von Will zurückhielt, aber er hoffte um ihretwillen, dass es einen verdammt guten Grund dafür gab.
    Er betrat die kühle und etwas düstere Halle der Schule und spürte erneut ein Flattern im Magen. Die Familie MacKinnon hatte zwar großartige Akademiker hervorgebracht, aber er zählte nicht dazu. Ihm hatte es in der Schule nie gefallen. Nun, mit einunddreißig Jahren, gab es nur zwei Dinge, die ihm wirklich wichtig waren: sein Sohn Will und seine Arbeit auf Whisper Mountain.
    „Warte hier in der Halle auf mich. Da ist es kühler als draußen und du kannst mich besser hören, wenn ich dich rufe.“
    „Okay.“
    Tucker ging den langen Korridor entlang zum letzten Klassenzimmer. Es war das einzige, vor dem noch Eltern warteten. Alle anderen Lehrer hatten das Gebäude ebenso schnell verlassen wie die Kinder.
    Sofort erkannte Tucker die Frau, die vor ihm an der Reihe war, auch wenn er sie nur von hinten sah. Es war Petes Mutter.
    Eine verkorkste Ehe hätte Tucker eigentlich ein für alle Mal davon kurieren sollen, sich unbegründete Hoffnungen auf eine Beziehung zu machen. Doch diese Erfahrung hielt ihn nicht davon ab, ihren Anblick zu bewundern. Petes Mutter besaß honigbraunes Haar, das sich von sonnengebleichten Strähnen durchzogen um ihre Schultern lockte. Er hatte sie schon oft in ihrer Arbeitskluft gesehen: dunkelgrüne Shorts und ein gelbes Polohemd mit dem Logo Plain Vanilla auf der Brusttasche. So hieß ihr Geschäft, das frische Kräuter und Gewürze anbot und am Fuß des Whisper Mountain lag. Seiner Meinung nach hätte der Laden aufgrund seiner schlechten Lage zum Scheitern verurteilt sein müssen. Wer wollte schon wegen ein paar läppischer Gewürze so weit fahren?
    Doch jeder in der Umgebung kannte den Laden, kaufte dort ein und lobte ihn in höchsten Tönen.
    Tucker selbst konnte Estragon nicht von Paprika unterscheiden, aber das hieß noch lange nicht, dass er scharfe Sachen nicht zu schätzen wusste. Ihre Shorts zum Beispiel – knalleng umspannten

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