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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Marion Zimmer BRADLEY
    DARKOVER-ZYKLUS BAND 3
HERRIN DER FALKEN
    scanned by: Balthasar corrected by: Fahrenheit 451
    alternate cover on page 3 scanned by Ludwig Hagen
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Genehmigte Sonderausgabe für Weltbild Sammler-Editionen © für die deutsche Ausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co., München Titel der Originalausgabe: Hawkmistress, aus dem Amerikanischen übersetzt von Rosemarie Hundertmarck Einbandgestaltung: Agentur Zero GmbH, München Titelmotiv: Don Maitz,
Agentur Th. Schluck GmbH, Garbsen
Gesamtherstellung: Presse-Druck, Augsburg Printed in Germany
ERSTES BUCH Falkenhof
in den Kilgardbergen 1.
Romilly war so müde, daß sie sich kaum noch auf den Beinen
    halten konnte.
Es war dunkel im Falkenhaus; eine sorgfältig abgeschirmte
Laterne, die von einem Dachbalken hing, war die einzige Lichtquelle. Aber die Augen des Falkenweibchens waren so wach, so
wild und so erfüllt von Wut wie eh und je. Nein, nicht nur von
Wut, sagte sich Romilly von neuem, auch von schrecklicher
Angst.
Sie hat Angst. Sie haßt mich nicht, sie hat nur Angst.
Sie spürte es in ihrem Inneren, das Entsetzen hinter der Wut,
bis sie kaum noch wußte, was sie war – müde, die Augen
brennend, kurz davor, erschöpft in dem schmutzigen Stroh
zusammenzubrechen – und was aus dem Gehirn des Falken in
ihren Geist floß: Haß, Furcht, rasender Hunger nach Blut und
nach Freiheit.
Romilly zog das kleine Messer aus dem Gürtel und schnitt ein
Stück von dem in Reichweite liegenden Kadaver ab. Dabei
zitterte sie unter der Anstrengung, nicht um sich zu schlagen,
sich nicht von der Fessel loszureißen, die sie hielt – nein, nein,
nicht sie, die den Falken auf dem Block festhielt – erbarmungslose Lederriemen, die in seine Ständer einschnitten.
Die Flügel des Falkenweibchens peitschten heftig die Luft.
Instinktiv zuckte Romilly zurück, und der Streifen rohen Fleisches fiel ins Stroh. Das Mädchen fühlte den Kampf, die Wut
und die wahnsinnige Furcht, als bänden die Lederriemen, die
den großen Vogel an den Block fesselten, auch sie, als schnitten
sie qualvoll auch in ihr Leben… Sie versuchte, sich zu bücken,
ruhig nach dem Fleisch zu suchen. Aber die Emotionen des
Falken, die in ihren Geist einströmten, waren zuviel für sie. Sie bedeckte die Augen mit den Händen, stöhnte laut auf und ließ es alles Teil von ihr werden, die flatternden Flügel, die schlugen und schlugen… Als ihr das vor einem Jahr zum ersten Mal passierte, war sie in Panik aus dem Stall geflohen und gerannt und gerannt, bis sie eine Handbreit vom Klippenrand entfernt stolperte und fiel. Dort ging es von Falkenhof steil hinunter bis
auf die steinigen Ufer des Kadarin.
Sie durfte es nicht so tief in ihren Geist eindringen lassen, sie
mußte daran denken, daß sie menschlich, daß sie Romilly
MacAran war… Sie zwang sich, gleichmäßig zu atmen. Die
Worte der jungen Leronis fielen ihr ein, die – kurz und heimlich – mit ihr gesprochen hatte, bevor sie in den Turm von
Tramontana zurückkehrte.
Du hast eine seltene Gabe, Kind – eine der seltensten von
denen, die man Laran nennt. Ich weiß nicht, warum dein Vater
so verbittert ist, warum er nicht erlauben will, daß du und
deine Schwester und deine Brüder getestet und im Gebrauch
dieser Gaben ausgebildet werdet. Er weiß doch bestimmt, daß
ein unausgebildeter Telepath eine Bedrohung für sich und alle
Menschen seiner Umgebung ist. Dein Vater besitzt die Gabe
selbst in vollem Ausmaß!
Romilly wußte es, und sie vermutete, daß auch die Leronis es
wußte. Aber aus Loyalität zu ihrem Vater wollte sie außerhalb
der Familie nicht darüber sprechen, und die Leronis war immerhin eine Fremde. Der MacAran hatte ihr Gastfreundschaft
gewährt, wie er es bei jedem Besucher getan hätte. Doch er
hatte sich kalt geweigert, die Falkenhof-Kinder auf Laran testen zu lassen, zu welchem Zweck die Frau eigentlich gekommen war.
»Ihr seid mein Gast, Domna Marelie, aber ich habe einen Sohn
an die verfluchten Türme verloren, die unser Land verpesten
und die Söhne – aye, und auch die Töchter – anständiger
Männer an sich locken, weg von den Pflichten, die sie Heim
und Familie gegenüber haben! Ihr mögt Schutz unter diesem
Dach suchen, solange der Sturm andauert, und werdet alles
erhalten, was einem geehrten Gast zukommt. Nur unterlaßt
es, in den Seelen meiner Kinder herumzuschnüffeln!«
Einen Sohn an die verfluchten Türme verloren –

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