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Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Titel: Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Auflesen von Streunern. Lieutenant Caltagirone ist mit einem Teil des dritten Zugs immer noch auf Patrouille, also dachte Beck, er könnte ihnen das Tipi überlassen. Der kleine alte Kerl - der mit den langen Haaren -, aus dem werden Sie nicht viel rauskriegen. Ich glaube, der ist übergeschnappt. Hat auf dem ganzen Weg nichts gesagt, das Sinn ergeben hätte.«

    »Ich kann mich nicht mal erinnern, wie sie aussehen. Kann ich mir Sie zu einer kurzen Befragung ausborgen?«
    »Legen wir los.« Den verstreuten Tanzenden ausweichend, gingen sie auf die im Kreis angeordneten Kompanie-Tipis in der Mitte des Lagers zu.

    Valentine folgte Stafford in das Tipi, das er sich mit Lieutenant Caltagirone teilte. Die Flüchtlinge erholten sich. Ihre Gesichter waren gewaschen, und neben dem Spülstein stapelten sich einige Teller, die aussahen, als wären sie abgeleckt worden.
    »Hier haben wir den Lieutenant; er hat noch ein paar Fragen an Sie«, sagte Stafford.
    Valentine warf einen sehnsüchtigen Blick auf seine Pritsche. Von der Kohle der vergangenen Nacht war nur noch ein Häufchen kalter Asche in der Mitte der Feuerstelle übrig. Caltagirones Pritsche und ein winziger Klapptisch nebst einem wackeligen Hocker vervollständigten das Mobiliar. Hinter den Betten stand ein faltbares Holzgitter; ein paar Ausrüstungsgegenstände und Kleidungsstücke aus dem Besitz der Foxtrott-Lieutenants hingen an den Haken.
    Als die Gefangenen sich aufrichteten, ging Valentine zu der Tasche mit seinen Schreibutensilien, auf der sein mit Schablone geschriebener Name prangte - vor einigen Monaten hatte jemand einen Flicken in Form einer schwebenden weißen Kutte mit schwarzen Augen aufgenäht, eine Anspielung auf seinen Spitznamen: »the Ghost« - und zog ein Klemmbrett hervor. Ein Brief lag über den verschiedenen Formularen. Er erkannte Mollys Handschrift an den sorgsam und bedächtig ausgeführten schwarzen Buchstaben, die an ein Schulkind erinnerten. Der Wunsch, die Fragen zurückzustellen und zunächst den Brief zu
lesen, war beinahe überwältigend, dennoch legte er ihn zurück in die Tasche.
    Die Tatsache, dass ein Brief auf ihn wartete, vertrieb die Ermattung. Er schwang ein Bein über den kleinen Hocker, setzte sich und wartete darauf, dass Stafford ihm die drei Männer - Mrs. Meyer war noch unter den Feiernden - vorstellte, ehe er zu dem Zug zurückkehrte.
    Ihre Erzählungen entsprachen den üblichen traurigen Geschichten von Flüchtlingen aus der kurischen Zone. Als sie von den typischen kurischen Propagandamärchen über das Leben in den Ozarks berichteten - dass es eine Regel Nummer elf gäbe, derzufolge jeder, der je mit den Kur kooperiert hatte, entweder exekutiert oder gezwungen wurde, sich zu Tode zu schuften, und dass es den Soldaten des Freien Territoriums gestattet sei, jede Frau ganz nach Wunsch zu vergewaltigen -, schüttelte Valentine nur den Kopf und widmete sich seinen Routinefragen. In seinen Dienstjahren hatte er Hunderte von Flüchtlingsberichten gehört, und sie alle lieferten stets das gleiche, trostlose Bild: ein hartes, freudloses Leben voller Arbeit bis zu dem unausweichlichen Ende im verzehrenden Griff eines Schlächters.
    Nur ein Bericht fiel aus dem Rahmen, und der stammte von dem Mann, den Stafford als »übergeschnappt« bezeichnet hatte. Er war zierlich und zwinkerte ständig, wodurch seine Augen von Falten umgeben waren. Sein Name war Whitey Cooper, zweifellos eine Anspielung auf sein weißes Haar. Er trug blau-weiß gestreiften Drillich, ein Hemd in den letzten Stadien des Verfalls. Kein Knopf war geblieben, und Kragen und Manschetten waren ebenfalls abgerissen, wodurch seine knochigen Unterarme und Hände den falschen Eindruck widernatürlicher Länge erweckten. Aus ihm etwas herauszuholen war Schwerstarbeit, aber schließlich konnte Valentine in Erfahrung bringen,
dass er auf dem Hauptrangierbahnhof in Oklahoma City gearbeitet hatte.
    »Und zwar mehr als zwanzig Jahre, Junior«, betonte Cooper und stach mit einem dürren Finger nach Valentine, als drohte er mit einem Dolch. »Ne, ne, ich bin kein Vogel, der die Melodie ändert, ich nicht. Sind so viele gekommen und gegangen. Enten, haufenweise, Schnatter hier, Schnatter da und dann sind sie nach Süden geflogen. Ich war nicht fürs Fliegen, lange nicht.«
    »Nicht?«, fragte Valentine, der nun doch den Versuch aufgegeben hatte, etwas Sinnvolles aus dem Mann herauszulocken, nachdem er die beiden anderen mit einem fragenden Blick bedacht hatte. Er überlegte,

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