Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
etwa?«
»Das is sie, Mr. Luhtenen. Das is sie. Ich wette, Sie haben diese Kerle schon tausendmal geschlagen, was?«
Valentine nickte nur, mehr mit sich selbst beschäftigt als mit den Worten des armen Mannes, und fixierte sein Klemmbrett. Er hatte dieses Symbol schon früher gesehen, mal hier, mal dort, und wo immer er ihm begegnet war, hatte es Ärger gegeben.
In Tinte auf das leicht vergilbte Papier gezeichnet prangte dort das umgedrehte Hakenkreuz, das, wie er gehört hatte, von manchen auch als das »Verbogene Kreuz« bezeichnet wurde.
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht wissen, woher diese Männer gekommen sind?«
»Ne, warum wollen Sie das unbedingt wissen?«
»Sie sagten doch, wir müssen sie schlagen.«
»Werden Sie auch, Mr. Luhtenen, natürlich werden Sie. Aber Sie müssen sie nicht suchen. Die werden Sie suchen.«
Valentine brauchte einen Moment, bis er die Worte »Woher wollen Sie das wissen?« über die Lippen brachte.
»Den ganzen Sommer haben sie Gleise gelegt. Arbeiter und Material standen die ganze Zeit bereit. Ich hätte einem der Streckenabschnittsleiter zur Hand gehen sollen. Eine neue Nord-Süd-Linie Dallas-Tulsa-Kansas City, und dann weiter auf Nebenstrecken.«
»Nebenstrecken? Wohin?«
»Die führen wie die Spitzen einer Mistgabel zu diesen Bergen.«
Valentine verbrachte diese Nacht in einem Behelfsquartier in einem Wagen zusammen mit drei anderen Wölfen, die ihr Tipi zugunsten von Poulos und seiner jungen Braut geräumt hatten. Als der letzte derbe Spott und die letzte Hochzeitsnachtgeschichte verklungen waren, las Valentine Mollys Brief noch einmal im kalten Licht des aufsteigenden Mondes.
18. Januar 2067
Lieber David,
ich hoffe, der Brief erreicht dich bei guter Gesundheit und ist nicht allzu lang unterwegs - man sollte meinen, deine Einheit wäre in weniger als einem Monat aufzutreiben, meinst du nicht? Hier in Weening sind alle wohlauf, der Winter hat kaum Krankheiten gebracht, aber das Essen schmeckt allmählich furchtbar gleichförmig, obwohl ich mich nicht beklagen sollte, denn ich bin überzeugt, du hast es schlimmer getroffen. Ich habe deinen letzten Brief während der Sonntagsmesse laut vorgelesen und viele Grüße und gute Wünsche in Empfang genommen, die ich dir senden soll, die aber zu zahlreich sind, sie einzeln aufzuführen. Mr. Bourne will dir etwas schicken, sobald er einen Wolf findet, der das Gebiet durchreist, weil er es der Post nicht anvertrauen will - es ist eine Kiste oder Truhe oder so was, also halte Ausschau. Er hat den ganzen Winter daran gearbeitet und mir das Versprechen abgenommen, dir nicht zu verraten, was es ist - und er kann sich darauf verlassen, dass ich es nicht tue, weil er mir beim Schreiben dieses Briefes hilft! Wie du weißt, ist meine Bildung nicht die beste. Die traditionellen Kulturtechniken werden in dem Teil von Wisconsin, in dem wir einander begegnet sind, nicht gelehrt. Hast du etwas von Frat gehört? Ich nehme an, er ist immer noch Aspirant unten in der Nähe von Louisiana, aber ihr seid alle so viel herumgezogen, dass meine Informationen immer veraltet sind. Man hat mir erzählt, dass Post ihn noch später erreicht und einfach gesammelt wird, bis er ins Lager zurückkehrt.
Graf ist zum Lieutenant vorgeschlagen worden. Ich glaube, er wird mir einen Heiratsantrag machen, wenn er befördert wird. Das könnte bedeuten, dass ich das Dorf verlassen muss, aber Mom geht es schon viel besser, und
Mary ist inzwischen alt genug, um einen großen Teil der Hausarbeit zu übernehmen, und die Hudson-Brüder können ihnen das Schlimmste abnehmen. Meine Eltern kümmern sich um fast alles, was mit der tierärztlichen Versorgung des Viehs der Gemeinde zu tun hat. Wenn jemand Probleme mit einer kalbenden Kuh hat, kommt er gleich zu ihnen. Jetzt, da es Mom besser geht und Dad eine bessere Position in der Gemeinde erreicht hat, gibt es schon Gerede darüber, er könnte zum Direktor ernannt werden. Wenn man überlegt, dass die Leute ihm, als er angekommen ist, eine Kuh, zwei Ferkel und ein paar Hühner überlassen haben und wir nun acht gute Milchkühe haben. Aber unseren Neuanfang hier verdanken wir dir. Ich muss das einfach sagen: Wir verdanken dir alles. Dank dir haben wir das miese Leben in Wisconsin hinter uns gelassen und all das, was in Chicago passiert ist.
Deine Briefe sind sehr fröhlich und höflich, auch wenn du dich nach Graf erkundigst. Aber du warst immer schon sehr lässig und nett, wenn du aufgebracht warst. David, du bist einer
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