Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
was Molly wohl geschrieben hatte und ob es ihrer Mutter wieder besser ging.
»Ne, ich war so still wie ein kaputter Fernseher. Wenn man bis zum Hals in der Scheiße sitzt, soll man keine Wellen schlagen. Das hat mich in den Jahren am Leben gehalten. Bis diese Nazis auf dem Weg nach Norden aufgetaucht sind und mit ihrem großen Zug alles kaputt gemacht haben. Die haben mich aufgemischt, aber sie werden ihre gerechte Strafe schon noch kriegen. Ich kenne die Geschichte, Junge. Ich habe mehr Bücher gelesen, als du Finger hast. Ich weiß, dass die Nazis schon einmal geschlagen wurden, und wir werden sie wieder schlagen.«
Valentine erwachte aus seinen Träumereien. »Nazis?« »Das ist das Problem heutzutage. Keiner geht mehr zur Schule. Ja, Nazis, Mr. Lieutenant. Das waren die Bösen, damals, in der Alten Welt mit ihrem Schwarz-Weiß-Denken.«
»Woher wissen Sie, dass das Nazis waren?«, hakte er nach und griff zu seinem Stift.
»Erst habe ich gedacht, das wären nur Eisenbahner wie ich. Die meisten waren nichts Besonderes. Dürr und kränklich, also dachte ich, sie wären Eisenbahner und hätten
nicht genug zu fressen. Was ich immer die alten ›Pistole-auf-die-Brust-Gewerkschafter‹ nenne. Die sind mit diesem großen Zug durchgekommen, nicht der größte, den ich im Leben gesehen habe, bei weitem nicht, aber mit gepanzerten Motoren und Dienstwagen und so. Als er einen Zwischenstopp gemacht hat, hab ich gesehen, wie die Jungs Kaffee getrunken haben, haben zwischen den Waggons Pause gemacht. Also dachte ich, ich hole mir eine Tasse, solange er heiß ist, und sage hallo, weil ich noch eine Ersatzzigarette zum Tauschen hatte. Ich kletter da rauf, und plötzlich herrscht helle Aufregung. Die haben mich in den Dienstwagen gezerrt, wo dieser große Zampano von einem General in seiner Fantasieuniform mich unter die Lupe genommen hat. Ich habe Arbeitsstempel für dreißig Jahre in meinem Pass, aber hat ihn das interessiert? Scheißkerl. Keine Spur, Sir. Hat gesagt, ich wäre ein Spion, als gäbe es an einem Haufen verschlossener Güterwagen was zu spionieren. Alle haben salutiert und ihn Generalissimo Honcho oder so genannt. Als der Zug abgefahren ist, haben sie mich mitgenommen und mit diesem Elektrostab unter Strom gesetzt. Oh, Mann, ich habe gebrüllt, nein, nein, ich bin kein Spion.«
»Und dieser General hatte das Sagen bei den Nazis? Haben Sie einen Namen gesehen, vielleicht an seiner Uniform?«
Cooper verzog das Gesicht, als die Erinnerung zuschlug. »Er war ältlich, Sir. Nicht gesund und ältlich, ausgetrocknet und ältlich, eine Haut wie ein Wespennest im Winter. Dickes, drahtiges graues Haar, guter Schnitt, ziemlich voll.’n bisschen kleiner als ich, und ich bin nur eins siebzig. Rote Augen, als wär er verkatert. Hatte’ne Stimme, als würde ein alter Waggon über Kies rollen. Hab noch nie einen jungen Mann so reden hören. Alt und schrill und müde.«
»Können Sie anhand ihrer Art zu reden sagen, woher die Männer kamen? Haben sie irgendwelche anderen Städte erwähnt?«, fragte Valentine, um einen gelassenen Ton bemüht.
»Nein, und wenn doch, hab ich’s vergessen.«
»Was ist mit seinen Männern - Sie sagten, sie wären dürr und kränklich gewesen?«
»Nur die, die draußen vor den Waggons rumgehangen haben. Die, die mich gepackt haben, das waren große, stämmige Kerle. Haufenweise Waffen, hochwertiger Stahl von damals oder genauso gut. So einen übergroßen Gorilla hatten sie auch dabei - groß, ja, groß waren diese miesen Haie. Das waren die, die mich festgehalten haben, als sie auf mich losgegangen sind.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie sie als Nazis bezeichnen«, sagte Valentine.
Der Mann saß zusammengekauert am Boden, schaukelte vor und zurück und hielt die Augen fest geschlossen. »Nein, nein, meine Akte ist sauber. Sehen Sie doch nach. Ich und ein Spion?« Coopers Stimme verlor sich.
Valentine änderte die Vorgehensweise. »Ich glaube, Sie irren sich, Mr. Cooper. Sie haben sie bestimmt mit Nazis verwechselt, als sie Ihnen wehgetan haben.«
»Ich bin gebildet, hab ich doch gesagt. Ich kann lesen, ich komm nur nicht dazu. Wie ich das wissen kann? Die Flagge, die, die man millionenfach auf Bildern sehen kann. An den Uniformen und den Flaggen im Dienstwagen hinter dem Schreibtisch von General Honcho. Haben sie mit Stolz getragen, die Mistkerle. Aber ihr werdet’s denen schon zeigen, so wie drüben beim Haus.«
Valentine kritzelte etwas auf seinem Klemmbrett. »So
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