Vampire Earth 6 - Flug des Adlers
Fragestellers, nämlich die Leute zum Reden zu bringen, indem man ihnen Fragen stellte, die sie gern beantworteten.
Wozu Sergeant Coombs dabei war, war für Valentine nicht ersichtlich. Vielleicht hatte er nur ein gutes Gespür für Lügner.
Zum Mittagessen, Hammelragout mit Apfelsoße, beendeten sie das Verhör. Dann packten die Milizen eine Kiste mit in Wachspapier verpackten Sandwichs und Thermosflaschen zusammen.
»Wenn wir uns jetzt in Bewegung setzen, werden wir gegen Mitternacht dort sein«, sagte Walker. Er verfasste eine schriftliche Order zum Transport des Autogiro und übergab sie dem Captain.
»Sie reisen bei Nacht?«, fragte Valentine.
»Wir sind nicht so schnell, dass es gefährlich werden kann«, sagte Walker.
»Demnach gibt es so tief in diesem Gebirge keine Schlächter?«
»Nein. Denen geben wir im Tal genug zu tun. Die Turmbewohner sind die, die die Nacht fürchten, nicht wir.«
Valentine konnte nicht sagen, ob das nur hinterwäldlerische Prahlerei war, Propaganda oder auf Erfahrung basierende Zuversicht.
»Meinen Karabiner bekomme ich wohl nicht zurück?«
»Sergeant Coombs, was sagen Sie dazu?«
»Wenn er der ist, der er sagt, braucht er keine Waffe, um uns umzubringen.«
Walker gluckste. »Der Sergeant hat eine düstere Ader, groß wie der Columbia River. Überlassen Sie die Waffe vorerst mir. Das wird uns viele Fragen an den Zwischenstationen ersparen, da Sie nicht einmal so etwas wie eine Soldatenmütze haben.«
Nachdem ihre Habe unter den Sitzen verstaut war, half Valentine Gide in die offene Kutsche, ehe er selbst hineinkletterte. Sie hatte eisenbeschlagene Räder und war mit einem Tarnnetz ausgestattet.
»Entschuldigen Sie den klapprigen Transport«, sagte Walker. »Als untergeordnetem Lieutenant steht mir keine Benzinration für meine Pflichten zu. Unsere Nachschublinie für fossile Brennstoffe führt bis rauf nach Kanada und ist nicht ganz verlässlich.« Er nahm die Brille ab und nickte dem Sergeant zu, worauf dieser die Pferde antrieb.
Dreimal auf ihrer Reise machten sie Halt, zweimal an Kontrollpunkten außerhalb von Siedlungen, und einmal, um die Pferde zu tauschen. Passworte wurden ausgetauscht, Befehle und Ausweise überprüft. Die frischen Pferde beschleunigten ihre Reise, und sie ratterten knarrend auf den Eisenbeschlägen in ein elektrisch beleuchtetes Lager, ungefähr eine halbe Stunde vor der Zeit, die der Lieutenant vorausgesagt hatte.
Gide nieste unterwegs einige Male.
Da war ein Schild mit der Aufschrift CAMP DEW, und das zugehörige Städtchen sah aus, als wäre es um eine alte Highschool herum erbaut worden. Weiter den Highway hinunter gab es ein Krankenhaus, und viele der Häuser verfügten über elektrisches Licht.
»Zurück in der Zivilisation«, kommentierte Walker. »Wir bringen Sie fürs Erste im Lodgepole Motel unter. Ich fürchte, Sie werden unter Bewachung bleiben müssen.«
»Für das Mädchen, gegen die Erkältung«, sagte Sergeant Coombs und ließ eine flache Flasche in Valentines Tasche gleiten, ehe er sich Hilfe für die Pferde und das Gepäck herbeiwinkte.
Valentine untersuchte verstohlen die viertelvolle Flasche. Die Farbe der Flüssigkeit war im Dunkeln schwer auszumachen, aber Valentine roch Whiskey.
»Nett von Ihnen, Sergeant, aber ich bemühe mich, abstinent zu bleiben, bis ich hier Fuß fasse.«
»Ich nicht«, sagte Gide, worauf Coombs ihr die Flasche gab.
Als sie ihr Zimmer bezogen hatten, tauchte Walker mit einer Kamera auf und schoss Fotos von ihnen, sowohl frontal als auch im Profil. Zwei weitere Tage zogen dahin, während unzählige Anweisungen die Kommandokette hinauf- und wieder herunterwanderten. Gides Gesicht rötete sich durch die Erkältung, vielleicht auch wegen des Gebirgswhiskeys, und sie wurden es müde, ihre Klamotten zu waschen und Socken zu flicken.
Das Motel verfügte über einen Wasserboiler, der von sechs bis neun am Morgen in Betrieb war, also genoss Valentine täglich eine heiße Dusche. Am Nachmittag »trainierten« sie zwei Stunden lang auf einem mit Maschendraht umzäunten Basketballplatz, der den Pool des Motels ersetzt hatte und unliebsame Erinnerungen an seine Gefangenschaft in the Nut weckte. Den Rest der
Zeit verbrachten sie in kameradschaftlicher Stille. Zwar genoss Gide die Geschichten von seinen Reisen und die Beschreibung der Wirkung von Schnellholz auf Schlächter, aber Valentine wurde übellaunig und wortkarg, als am zweiten Tag nicht einmal Walker sie besuchte; er fragte sich, ob er in
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