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Vampire Earth - Tag der Finsternis - Knight, E: Vampire Earth - Tag der Finsternis - Vampire Earth - Way of the Wolf

Titel: Vampire Earth - Tag der Finsternis - Knight, E: Vampire Earth - Tag der Finsternis - Vampire Earth - Way of the Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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der gerade gelernt hatte, seinen Namen zu schreiben, und seine Schwester, noch ein Baby, war ebenfalls tot. David weinte nicht – elfjährige Männer weinen nicht, sagte sein Vater immer. Er ging um das Haus herum und fand seinen Vater tot im Hinterhof. Eine Krähe saß auf der Schulter des ehemaligen Piloten und pickte an dem Gehirn, das durch ein baseballgroßes Loch im Hinterkopf sichtbar war.
    David ging zum Padre. Es bereitete ihm Mühe, auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen; aus irgendeinem Grund hätte er sich am liebsten einfach nur hingelegt und geschlafen. Dann tauchte der vertraute Pfad zum Haus des Padre auf. Das Zuhause des Priesters diente als Schule, Kirche und öffentliche Bibliothek der Region. David kam aus der kalten Abendluft nach drinnen und erzählte dem Geistlichen, was er gesehen und gehört hatte, dann bot er an, mit dem Padre zu seinem Haus zurückzukehren. Der Priester bereitete dem Jungen im Keller ein Bett. Dieser Raum wurde für den Rest von Davids Jungenzeit sein Zuhause.
    Ein schlichtes Grab nahm die vier Opfer alter Sünden auf, die von den neuen Herren wieder auf die Welt losgelassen worden waren. David warf die erste Erde auf die Leichentücher, die verbargen, wie gewaltsam seine Familie gestorben war. Nach dem Begräbnis, als kleine Gruppen von Nachbarn nach und nach aufbrachen, ging auch David davon, die tröstende Hand des Padre auf seiner Schulter. Er blickte zu dem Priester auf und beschloss, die Frage zu stellen, die ihn beunruhigte.
    »Vater Max, hat jemand ihre Seelen gefressen?«
     
     
    An jedem Schultag hatten sie einen Bibelvers, ein Sprichwort oder ein Zitat auswendig lernen müssen. Häufig genug
schrieben sie es ab, nahmen es aber mit dem Auswendiglernen nicht so genau. Manchmal hatten die Zeilen etwas mit dem Unterrichtsthema zu tun, manchmal nicht. Das Zitat dieses verregneten letzten Schultags hatte eine besondere Bedeutung für die älteren Schüler, die noch eine Woche blieben, nachdem die Grundschüler dem feuchten Klassenzimmer für den Sommer entkommen waren. Man hätte diese besondere Lektion »Tatsachen zum Thema Tod« nennen können. Der Padre hoffte, ein paar von den Fehlinformationen korrigieren zu können, die aus Gerüchten und Legenden entstanden waren, und dann die Wissenslücken darüber zu schließen, was seit der Niederlage geschehen war, als der Homo sapiens seine Position am oberen Ende der Nahrungskette verlor. Das Thema war für einige der jüngeren Schüler zu bedrückend, und die Eltern anderer hatten etwas dagegen, also nahmen nur wenige an dieser letzten Unterrichtswoche teil.
    Nun deutete der Padre, um mit der Diskussion dieses Nachmittags zu beginnen, noch einmal auf das Zitat. Vater Maximillian Argent war mit seinen langen, geschickten Armen und muskulösen Schultern dafür gebaut, auf etwas zu deuten. Dreiundsechzig Jahre und viele lange Meilen von seinem Geburtsort in Puerto Rico entfernt, zeigte das Haar des Padre erst jetzt die grau melierte Färbung des Alters. Er war die Art von Stütze, auf die sich eine Gemeinschaft verlassen konnte, und wenn er bei Versammlungen sprach, lauschten die Bewohner der Region seiner klaren und melodiösen Stimme und seiner präzisen Aussprache so aufmerksam wie seine Schüler.
    Auf der Tafel standen an diesem Tag siebzehn Worte in Vater Max’ ordentlicher Handschrift: JE WEITER MAN IN DIE VERGANGENHEIT BLICKT, DESTO BESSER KENNT MAN DIE ZUKUNFT – WINSTON CHURCHILL. Normalerweise hätte sich Valentine für die Lektion interessiert, denn er mochte Geschichtsunterricht.
Aber sein Blick wurde immer wieder vom Fenster angezogen, hinter dem es nicht aussah, als wollte es aufhören zu regnen. Er hatte sogar das undichte Dach als Ausrede benutzt, um sein Pult weiter nach links zu schieben, so dass es sich jetzt direkt an der Wand unter dem Fenster befand, und in die weiße Schüssel mit dem Haarriss, die dort stand, wo sich sonst sein Pult befand, war inzwischen genug Regenwasser von der Decke getropft, so dass hier und da ein Plopp! den Vortrag des Padre interpunktierte. Valentine suchte am Himmel nach einem Anzeichen, dass es bald aufhören würde zu regnen. Heute war der letzte Tag des Sportfestes, und das bedeutete Querfeldeinlauf. Wenn die Ratsherren das Sportfest wegen des Wetters vorzeitig beendeten, würde David keine Gelegenheit mehr haben, über seinen jetzigen Platz – den Dritten – hinauszukommen.
    Jedes Jahr im Frühling versammelten sich die jungen Leute aus der gesamten

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