Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
zusammengeschlagen worden, oder sie kämpfte gerade gegen eine höllische Grippe. Sie hatte kaum nachgedacht, als ihre Erinnerung zurückkehrte und die Ereignisse der vorangegangenen Nacht vor ihrem geistigen Auge erschienen. Sie holte tief Luft, griff nach ihrem Hals und erwartete, dass er immer noch aufgerissen und verkrustet war. Aber da war nichts.
Ihre Haut fühlte sich zwar ein wenig seltsam an, aber sie spürte kein getrocknetes Blut und überraschenderweise auch weder Verbände noch irgendwelchen Schmerz. Ihr Blick schweifte durchs Zimmer und fiel auf einen Mann, der in einem Sessel neben dem Bett saß.
Vincent! In dem schwachen Licht war er nur als dunkler Umriss zu erkennen. Es war offensichtlich Nacht, und eigentlich wäre es vollkommen dunkel gewesen, aber jemand hatte das Licht im Badezimmer angelassen und die Tür einen Spalt breit geöffnet. In dem schwachen Schein konnte Jackie sehen, dass Vincent die Augen geschlossen hatte und ihm der Kopf auf die Brust gesunken war.
Jackie beobachtete ihn ein wenig beim Schlafen und erinnerte sich daran, wie er sie vor dem anderen Unsterblichen gerettet hatte. Furchtlos hatte er angegriffen und sein Leben aufs Spiel gesetzt. Bei der Erinnerung musste sie lächeln, und mit den Fingern berührte sie erneut ihren Hals. Wo war nur die Wunde? Verstört schlug Jackie die Decke beiseite und setzte sich auf. Erschrocken merkte sie, wie schwer ihr das fiel. Sie war schwach wie ein Baby.
Sie setzte die Beine auf den Boden, und es gelang ihr, sich aufzurichten. Aber ihre Knie zitterten, als sie aufstand, und sie schwankte ein bisschen. Sie stützte sich an der Wand ab, und so gelang es ihr, zum Bad zu tapsen. Unterwegs blickte sie sich zweimal zu Vincent um, weil sie sichergehen wollte, dass er nicht aufgewacht war.
Leise schlüpfte sie durch die Badezimmertür, dann schloss sie sie hinter sich und stellte sich vor den Spiegel. Die Wunde an ihrem Hals war nicht mehr wichtig. Sie sah genauso schlimm aus, wie sie sich fühlte. Sie war blass, und ihr Haar lag in verschwitzten Strähnen um ihren Kopf. Ihr Gesicht wirkte beinahe ölig, so feucht war es noch.
Jackie stöhnte leise bei dem Gedanken, dass Vincent sie so gesehen hatte. Sie zuckte die Schultern und wandte sich ihrem Hals zu. Er war verheilt, wenn auch nicht spurlos. Eine schlimme Narbe war zurückgeblieben, aber alles sah aus, als sei die Verletzung schon Monate alt. Aber sie konnte doch nicht monatelang geschlafen haben! Also, was war geschehen? Du bist gewandelt worden, sagte ihr eine innere Stimme, doch Jackie schüttelte den Kopf. Nein, unmöglich. Das konnte nicht sein! In diesem Fall wäre sie so schön und gelassen wie Marguerite, aber sie war immer noch sie selbst, immer noch acht bis zehn Kilo zu schwer für Hollywoods Idealmaße.
Schon der Gedanke an ihr Gewicht ließ Jackie bemerken, was für einen Hunger sie hatte - und schrecklichen Durst. Sie drehte den Wasserhahn auf, beugte sich über das Becken und fing so viel sie konnte mit den Händen auf. Dann trank sie schnell, bevor ihr das kostbare Nass wieder durch die Finger rann. Trotzdem gelang es ihr kaum, ihren Durst zu stillen. Also gab sie es auf und spritzte sich stattdessen Wasser ins Gesicht und fuhr sich dann mit den Fingern durchs Haar. Dann richtete sie sich auf und kehrte wieder ins Zimmer zurück.
Vincent schlief immer noch. Jackie erleichterte das, denn es war ihr lieber, wenn er sie in diesem Zustand nicht sah. Sie hatte viel zu viel Durst, um sich erst umzuziehen, also beschloss sie, dass das lange weiße T-Shirt genügen müsse, wenn sie nach unten ging, um sich ein Glas Wasser zu holen.... oder zehn. Sie war vollkommen ausgetrocknet, und ihr Mund fühlte sich unangenehm wattig an.
Sehr zu ihrer Erleichterung war der Flur leer. Sie schlich rasch zur Treppe und starrte entschlossen nach unten. Ihre Entschlossenheit ließ jedoch schon wieder nach, noch bevor sie die Hälfte der Stufen hinter sich gebracht hatte. Matt klammerte sich Jackie ans Geländer und wünschte sich, dass sie Vincent doch geweckt hätte.
Einen Moment hielt sie inne, um sich zu erholen, dann zwang sie sich weiterzugehen. Sie war froh, als sie schließlich das Erdgeschoss erreichte. Jetzt würde sie nicht mehr tief fallen, falls ihre Beine nachgaben.
„Jackie! Was machst du denn da?” Tiny kam auf sie zugerannt und lächelte erleichtert.
„Ich habe Durst”, gestand Jackie.
„Und wahrscheinlich auch Hunger”, knurrte er und legte einen Arm um sie, damit er
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