VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
eine Packung Candy Corn (klar, darf zu Halloween nicht fehlen!), dann machen wir uns auf an die Kasse, wo uns ein Kassierer mürrisch erwartet. Heute Abend steigt bei David die Party für die DJs. Höchstwahrscheinlich werden sie kostümiert sein, sich vollkommen zuschütten, und die Menschen werden dann hinter ihnen aufräumen müssen. Was nur fair ist, wenn man bedenkt, wie erfolgreich ihre Party für uns im Smoking Pig war. Außerdem hält es unsere Vampire von der Straße und allen fern, die ›Süßes oder Saures‹ spielen.
Wir haben unsere Einkäufe erledigt und arbeiten uns gegen eine Flut von Kindern im Zuckerrausch in Richtung Ausgang vor.
Verständnislos schüttelt Franklin den Kopf, als er die Kinder von einem Laden in den nächsten stürmen sieht. »Das ist Halloween-Entschärfung, nichts anderes! Eigentlich soll es doch ein dunkler, kalter Festtag sein, an dem man es mit der Angst bekommt.«
»Eigentlich soll Halloween vor allem ein Festtag sein, der Profite einfährt.« Ich halte die Plastiktüte mit unseren Einkäufen hoch und wedele damit. »Gerade du, Franklin, solltest das doch zu schätzen wissen!«
»Dann glaubst du also, dass das da, dieses Läden-Abgreifen, ja, dass das besser ist, als in der Dunkelheit von Haus zu Haus zu gehen? Besser, als darauf zu warten, dass der alte Mann vom anderen Ende der Straße hinter dem Grabstein hervorspringt? Besser, als sich zu fragen, ob die Tasse Kakao vielleicht mit Strychnin vergiftet ist?«
»Ich hab nie bei ›Süßes oder Saures‹ mitgemacht.« Ich stoße die Glastür nach draußen auf den Parkplatz auf und blinzele in die Sonne, die sich gerade anschickt, unterzugehen.
»Warum denn nicht?«
»Weil’s Teufelszeug ist, deshalb, klar? Satan lauert überall.«
Der Teufel war für vieles, was ich in meiner Kindheit vermissen musste, die perfekte Entschuldigung. Meine Geistheiler-Eltern haben jede Menge armer Trottel, ihre eigene Tochter eingeschlossen, dazu gebracht, fette Kröten wie das Konzept von Sünde, Himmel und Hölle zu schlucken. Allerdings haben sie davon auch recht gut zu leben verstanden. Denn Verbrechen lohnt sich. Jedenfalls bis es sich dann nicht mehr lohnt.
Franklin und ich klettern in seinen Pick-up. Noch nicht ganz im Fahrersitz schaltet Franklin schon das Radio ein. Dass es auf die Frequenz von National Public Radio eingestellt ist, dem losen Verbund freier, nichtkommerzieller Hörfunksender, sagt viel über meinen Boss, nicht wahr?
»Oh-ha, wenn wir zurück sind, petze ich bei David, dass du einen anderen Sender hörst.« Ich reiße die Tüte Candy Corn auf.
Während Franklin den Pick-up vom Parkplatz des Einkaufszentrums steuert, bedenkt er mich mit einem finsteren Blick. »Acht Stunden täglich verbringe ich damit, WVMP in den schwarzen Zahlen zu halten. Die Angestellten von Fast-Food-Ketten essen an ihrem freien Tag schließlich auch keine Burger.«
»Willst du tatsächlich die Kunst, der sich mein fester Freund verschrieben hat, mit einem Big Mac vergleichen?«
»Kunst? Shane lebt davon, für Geld Schalter umzulegen und Regler auf- und zuzuziehen. Den ganzen Tag über schläft er.«
»Du bist doch nur neidisch, weil du schon fast vierzig bist und er für immer jung bleibt.« Ich beiße dem ersten Candy Corn die weiße Spitze ab.
»Für immer, bis er immer weniger wird und zugrunde geht. Danke, aber da werde ich lieber fett und kahl, als mich in einen hirnlosen, zweibeinigen Blutegel zu verwandeln!«
Ich mustere Franklins Hefeteig-Figur und seine Geheimratsecken. »Was meinst du denn mit: › werde ich lieber fett und kahl‹?«
Seelenruhig zeigt Franklin mir den Stinkefinger, ehe er in den ersten Gang schaltet und sich in den Verkehr einfädelt.
An der nächsten Ampel müssen wir halten. Franklin nutzt die Gelegenheit, um mir einen halb ernsten Blick zuzuwerfen. »Du weißt doch ganz genau: In drei Jahren werdet ihr beide, Shane und du, siebenundzwanzig sein. Aber in zehn Jahren bist du vierunddreißig und er immer noch siebenundzwanzig, zumindest nach außen hin. In zwanzig Jahren dann …«
»So weit in die Zukunft habe ich noch keine Pläne gemacht. Nach gerade einmal vier Monaten, immerhin, besteht unsere Beziehung jetzt länger als jede andere, die ich zuvor hatte.« Fünf Monate sogar, wenn man von unserem ersten Kuss an rechnet. Aber da unsere erste Begegnung von der unheimlichen Art war und damit endete, dass ich eine Tetanus-Spritze brauchte und genäht werden musste, finde ich den Ausschluss dieses
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