VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Mikro, live an diesem viel zu sonnigen Abend an Halloween. In ein paar Minuten schalte ich zurück zur Aufzeichnung der Sendung, die heute Früh über den Äther ging. Aber zuerst habe ich eine Botschaft eigens für die Leute, die unsere Sendungen um Mitternacht und noch einmal um drei Uhr sieben heute Morgen unterbrochen haben.«
David kommt aus der Küche und wechselt mit Franklin und mir beklommene Blicke.
»Wir haben keine Angst vor euch«, sagt Shane. »Ihr habt Gott nicht auf eurer Seite. Ihr habt nur prall gefüllte Geldbeutel und macht auf dicke Hose.« Shanes Stimme hat einen unüberhörbar zornigen Unterton. »Ihr wisst doch, was wir mit dem absichtlich installierten Elektronik-Ding machen, das euch hilft, euch auf unsere Frequenz einzuklinken? Genau, wir zerpflücken es! Und dann spielen wir den ganzen Tag lang nur noch Songs von Frauen, ein verfluchtes Girlie-Stück nach dem anderen, während ihr im Gefängnis hockt und an eurem eigenen Hass erstickt!« Nach einer Pause sagt er: »Schönen Feiertag noch!«
Eine Werbung wird eingeschoben, um die Lücke zu füllen, die der Piratensender letzte Nacht in unser Programm gerissen hat.
»Das nenn ich mal subtil«, meint Franklin.
»Na, in jedem Fall sichert es uns ’ne Menge Aufmerksamkeit«, gebe ich zu bedenken, »und damit ansehnliche Einschaltquoten.«
»Nicht, wenn diese Piratensender-Kerle jetzt angepisst reagieren und beschließen, uns vierundzwanzig Stunden am Tag unter ihrem Signal verschwinden zu lassen! Es ist ja nicht so, als ob die Behörden bereit wären, zu unseren Gunsten einzugreifen.«
Ich kann Franklin nicht verdenken, dass er frustriert ist. Erst heute Morgen haben wir von der FCC gesagt bekommen, wir müssten ein Beschwerdeformular ausfüllen und es an die für die Verfolgung derartiger Beschwerden zuständige Abteilung faxen. Klar, und wir hören von denen hundert Pro noch vor Ablauf des Maya-Kalenders!
»Die werden unsere Frequenz nicht komplett überlagern.« Konzentriert gießt David Orangensaft in hintereinander aufgereihte Gehirn-Förmchen. »Schließlich verfolgen sie mit ihrem Störsender eine ganz bestimmte Absicht.«
Das Wort ›Absicht‹ erinnert mich an das, was Shane gerade eben in die Welt hinausposaunt hat. »David, wie sehen denn diese Umsetzer-Dinger eigentlich aus?«
»Man braucht zweierlei: eine Antenne und einen Verstärker. Der Verstärker hat etwa die Größe eines Sicherungskastens. Für die Antenne ist eine gewisse Höhe nötig, ganz wie bei einem Sendemast. Normalerweise findet man daher Umsetzer auf einer Erhebung, einer Bergspitze oder einer Hügelkuppe.« David wischt eine Pfütze aus verschüttetem Orangensaft auf. »Aber in Sherwood und um Sherwood herum gibt es ja nun einmal jede Menge Erhebungen, vom Hügel bis zum Berg.«
»Heißt das jetzt, der Umsetzer hat einen Sendemast, der aussieht wie bei unserer Radiostation?«
»Nein. Man kann die Antenne auf jedes beliebige schon existierende Gebäude setzen. Stell’s dir in etwa so vor wie bei den Sendemasten fürs Mobilfunknetz!«
Ich drehe mich zu Franklin um, der sich gerade ein Käsebällchen in den Mund stecken will. Seine Hand erstarrt auf halbem Weg. Unsere Blicke treffen sich, und uns beiden geht synchron ein Licht auf.
Spot an für ein riesiges Hupe-wenn-du-Jesus-liebst -Kreuz!
Um Punkt sieben Uhr biegt Jims blauer 69er Dodge Charger in Davids Auffahrt ein. Wir drei Menschen legen unsere Wettzettel auf den kleinen Beistelltisch in der Ecke von Davids Wohnzimmer. Wir haben gewettet, wer von unseren Vampiren wohl mutig genug sein wird, um dem Kreuz zu Untersuchungszwecken einen Besuch abzustatten.
David öffnet die Tür und lässt heroisch sämtliche Witze über sich ergehen, die die Moderatoren über seine Verkleidung reißen. Shane hechtet die Treppe hoch; er nimmt immer gleich zwei Stufen auf einmal.
»Noch einmal Happy Halloween!«, sagt er, ehe er mich küsst.
»Deine Nachricht an die Scheißkerle von Piraten heute Abend hat mir richtig gut gefallen.« Mit übertriebener Verzückung streiche ich über seinen Waschbrettbauch. »Sehr machomäßig.«
Hinter Shane faucht und maunzt es. Auf der obersten Stufe der Treppe steht Antoine. Mit seinen großen gelben Augen fixiert er Jim, der gerade die Treppe hinauf will. Der Kater macht einen Buckel, dann schießt er, ein geölter Blitz im weißem Fellmantel, den Flur hinunter.
Mit fließenden, geschmeidigen Bewegungen kommt Jim die Treppe hinauf. Das Licht der Deckenbeleuchtung sprenkelt
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