Vampirsohn
Luke und Michael genau gleich rochen, wie dunkle Gewürze.
Claire küsste ihren Sohn auf die Stirn. »Habe ich dir heute schon gesagt, wie lieb ich dich habe?«
Luke verbarg scheu sein Gesicht an ihrem Hals. »Ja, Mama. Beim Abendessen, als du es auch zu Papa und Gaby gesagt hast.«
»Und wann habe ich es noch gesagt?«
»Beim Mittagessen«, antwortete ihr Sohn kichernd, obwohl er eigentlich versuchte, sich das Lachen zu verkneifen.
»Und wann noch?« Sie kitzelte ihn leicht zwischen den Rippen, damit er etwas lockerer wurde.
Luke wand sich auf ihrem Schoß und gab schließlich den Kampf auf. »Beim Frühstück!«
Die beiden lachten laut, und Claire drückte ihren
schüchternen, sanftmütigen Sohn eng an sich, als Michael und Gabriella über den Rasen zu ihnen gerannt kamen.
Claire sah ihren Ehemann an und fühlte, wie eine Woge des Respekts und der Liebe sie überflutete. Er war so erstaunlich, so zuverlässig und stark auf seine ruhige Art, und kümmerte sich um sie und die Kinder mit liebevoller Güte. Er war aber auch ein feuriger Liebhaber und ein ebenso eifriger Beschützer – wie ein Einbrecher vor einigen Monaten erfahren musste.
Ihre Liebe zu ihm wuchs jeden Tag ein bisschen mehr.
»Hallo«, sagte sie zu Michael, als Gabriella Luke bei der Hand nahm und ihn mit sich zog, um ihm die frischen Knospen an den Teerosen neben der Gartenlaube zu zeigen.
»Mein Liebling«, murmelte Michael, setzte sich neben sie ins Gras und zog sie in seine Arme. »Du siehst in diesem Licht wunderschön aus.«
»Danke.«
Sie musste lächeln, als sie daran dachte, dass sie ihre Schönheit ihm zu verdanken hatte. In der Tat sah sie heute jünger aus als damals, als sie ihn getroffen hatte, und zwar nicht nur, weil sie aufgehört hatte, rund um die Uhr zu arbeiten. Die beiden hatten zufällig entdeckt, dass er es mochte, wenn sie sich von ihm nährte, und dass sein Blut eine seltsame Wirkung auf sie hatte. Es schien, als ob es ihren Alterungsprozess aufhalten würde – oder zumindest so stark verlangsamen würde, dass sie in den letzten neun Jahren überhaupt nicht gealtert war. Eher das Gegenteil war der Fall.
Darüber hinaus gab es eine ganze Reihe unbeantworteter Fragen. Michael hatte immer noch keine Ahnung, wer sein Vater war oder ob es auf der Welt noch andere Vampire gab.
Beide sorgten sich um die Zukunft ihrer Kinder – wegen ihrer Isolation auf dem Anwesen und der Tatsache, dass Kinder Freunde in ihrem eigenen Alter brauchten. Die medizinische Versorgung war ebenfalls ein Problem, denn sie konnten ihre Kinder wohl kaum zu einem menschlichen Arzt bringen.
Im Allgemeinen ging es ihnen jedoch besser als erwartet. Claire verwaltete das riesige Vermögen der Familie. Michael unterrichtete die Kinder zu Hause. Luke und Gabriella waren gesund und gediehen prächtig.
Sie führten ein gutes Leben. Ein sonderbares, aber gutes Leben.
Und es gab Neuigkeiten.
»Du weißt, dass du ein sehr guter Vater bist, nicht wahr?«, meinte Claire und strich ihrem Mann das hüftlange Haar zurück.
Michael küsste ihren Hals. »Und du bist eine sehr gute Mutter. Und eine perfekte Ehefrau. Und eine brillante Geschäftsfrau. Ich weiß nicht, wie du das alles schaffst.«
»Zeitmanagement ist eine wunderbare Sache.« Claire legte die Hand ihres Mannes auf ihren Bauch. »Und in Zukunft werde ich noch ein kleines bisschen mehr zu managen haben.«
Michael erstarrte. »Claire?«
Sie lachte. »Wir waren letzten Monat sehr fleißig, und es scheint, als ob …«
Er nahm sie fest in die Arme und zitterte dabei ein bisschen. Sie wusste, dass ihn in bestimmten Momenten die Erinnerungen an seine Gefangenschaft quälten, und unglücklicherweise war das meist dann der Fall, wenn er gute Neuigkeiten erhielt. Auch nach all diesen Jahren tat er sich immer noch mit allem schwer, was er für eine glückliche Fügung oder ein Wunder hielt. Es gab ihm anscheinend das Gefühl, als ob er gleich aufwachen würde und das neue Leben nur ein Traum sei.
»Geht es dir gut? Fühlst du dich wohl?«, fragte er und musterte sie gründlich.
»Mir geht’s wunderbar. Wie immer.« Die Hausgeburten waren kein Spaziergang, aber über Mick, der anscheinend den richtigen Mann oder die richtige Frau für jedes Problem kannte, hatten sie eine Hebamme gefunden, der sie vertrauen konnten.
Michael rieb über ihren Bauch. »Du machst mich so glücklich. Und so stolz.«
»Du mich auch.«
Er küsste sie, und wie immer ließ er sich viel Zeit, bevor er sich schließlich
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