Vampyrus
tut hier nichts zur Sache! Zurück zum Geschäft.“
Der Alte nahm ein eng beschriebenes Blatt vom Schreibtisch auf und las darin. „Wie man mir berichtet hat, seid Ihr ganz passabel bewandert in den Künsten des Meuchelmordes, Signore di Tepe ş , und auch Eurer schönen Begleiterin sagt man bewundernswerte Fähigkeiten in diesem Metier nach.“
Valerius zuckte zusammen und sah zu Anastas hinüber, die ebenfalls bleicher als sonst wirkte. Wie war es Testa gelungen, ihre Tarnung aufzudecken? Unwillkürlich fühlte Valerius nach den Papieren in seiner Tasche, die ihn und seine Begleiterin als Sonderkurier auswiesen. Nur ein Magier wäre in der Lage, den Fälschungszauber zu erkennen, der auf den Dokumenten ruhte. Selbst seine Majestät, der Kaiser von Österreich, hätte die Unterschrift und das Siegel auf den Pässen für seine eigenen gehalten.
Der Alte lachte. „Schaut nicht so sauertöpfisch drein, Signore! Meine Bediensteten gehören zu den besten Männern, die man für Geld bekommen kann. Kommen wir also zum Geschäft: Ihr beseitigt Paolo Renier und im Gegenzug überlasse ich Euch das Buch, welches Ihr so begehrt.“
„Ihr habt genügend Gefolgsleute, Euer Gnaden, die Euch treu ergeben sind. Warum sollten gerade wir Eure Forderung erfüllen?“, gab Valerius zu bedenken.
„Seht Ihr, das Haus di Testa ist alt und ehrwürdig. Ich würde seinen Namen ungern mit dem Tod eines Dogen in Verbindung gebracht sehen. Aber ein Paar etwas undurchsichtige Ausländer aus Österreich …“
„Ich muss Euer Gnaden enttäuschen, aber in solche Machenschaften mischen wir uns nicht ein. Unser Bestreben ist einzig, das Buch zu finden“, antwortete Valerius. „Wir sind immer noch bereit, eine stattliche Summe Gold den Besitzer wechseln zu lassen, im Austausch gegen das Buch. Vielleicht überlegt Ihr Euch das Angebot noch einmal?“
„Fort mit Euch!“, rief der Alte, „Der Handel ist nichtig!“ Und lauter: „Giuseppe, unsere Gäste wollen gehen!“ Die Flügeltür wurde geöffnet und der Diener, der Valerius und Anastas zum Kabinett geleitet hatte, stand im Raum. In seiner Rechten hielt er eine doppelläufige Pistole. Die beiden Hähne waren gespannt. „Wenn die Herrschaften mir bitte folgen wollen …“
Valerius duckte sich kampfbereit und zischte gefährlich in Richtung des Dieners, doch Anastas reagierte noch viel schneller als er. Mit zwei Schritten war sie hinter den Schreibtisch geeilt und drückte dem Conte di Testa einen schlanken Dolch an den Hals.
„Einen Schritt weiter und er stirbt!“, rief sie und presste die scharfe Klinge dichter an den Hals des alten Mannes. Während der Diener zögerte, entwand ihm Valerius die Pistole und richtete sie nun auf den Lakai.
„Heraus mit dem Buch, Testa, wenn Ihr eure Rache am Dogen noch zu Ende bringen wollt.“ Anastas Stimme war eiskalt. Der Alte hustete und keuchte und zog mit zitternden Fingern an einem versteckten Hebel unter der Schreibtischplatte. Mit einem Klicken öffnete sich ein Fach an der Seite des Tisches. Valerius ging hinüber, ohne jedoch den Diener an der Türe aus den Augen zu lassen.
Vorsichtig nahm der das in Wachstuch eingeschlagene Buch und legte es auf den Schreibtisch. „Endlich!“, flüsterte er, als er das Tuch zur Seite schlug und auf den fleckigen Ledereinband blickte. Langsam strich er über das Buch, doch dann zog er seine Hand zurück und starrte Anastas an.
„Es ist eine Fälschung!“
„Was?“, riefen Anastas und der Conte di Testa gleichzeitig. „Wie ist das möglich?“, flüsterte Anastas und lies den Dolch sinken. Der alte Mann, der sein Leben nicht mehr in unmittelbarer Gefahr sah, keuchte und hustete erbärmlich in sein Spitzentuch.
„Ich spüre keinerlei Magie!“, sagte Valerius, „Es ist nur eine Abschrift.“ Enttäuschung klang aus seiner Stimme.
Anastas packte den Alten am Arm. „Wo ist das Grimoire?“, schrie sie, „Gebt es sofort heraus! Oder bei allem, was euch heilig ist, ich schneide euch in Stücke!“
„Ich weiß es nicht!“, wimmerte Testa und sank immer mehr in sich zusammen. „Ich habe es von einem fahrenden Händler erstanden! Ich schwöre euch, ich habe kein anderes!“
Anastas stieß das Häufchen Elend angewidert von sich. In diesem Augenblick griff der Diener Valerius an und stach ihn mit einem Dolch, den er aus seiner Livree gezogen hatte, in den Arm, der immer noch die Pistole hielt. Valerius heulte überrascht auf, ließ die Waffe fallen, packte den Diener am Hals und
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