Warum Maenner und Frauen nicht zusammenpassen - aber irgendwie doch
1. KAPITEL
Alles, was es brauchte, um Cameron Mayfield die gute Laune zu verderben, war der Minivan mit einem Taxizeichen auf dem Dach vor dem Ferienhaus nebenan. Er bremste den Pick-up ab, als er sich seiner Auffahrt näherte, es war die letzte in der unbefestigten, staubigen, mit Schlaglöchern übersäten Straße, und verfluchte sich selbst, weil er den Anruf von Jim Frazier vor zwei Wochen vergessen hatte.
„Meine Enkelin Anna – also, du erinnerst dich doch noch an Anna, oder? Na ja, sie verbringt diesen Sommer in unserem Ferienhaus. Sie hat ein hartes Jahr hinter sich und muss sich ein bisschen entspannen, um auf andere Gedanken zu kommen. Würdest du mir einen Gefallen tun und ein Auge auf sie haben?“
Er wollte kein Auge auf Anna haben. Er konnte Anna Frazier nicht ausstehen. Okay, zugegeben, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte, war er zwölf und sie zwei Jahre jünger, aber damals mochte er sie absolut nicht. Selbst als Kind war sie schrecklich anstrengend und herrisch. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass sich daran seitdem viel geändert haben sollte. Dass sie den ganzen Sommer im Ferienhaus nebenan verbringen würde, gefiel ihm überhaupt nicht.
Da er trotz des Altersunterschieds gut mit Jim und Betty Frazier befreundet war, hatte er dennoch versprochen, etwas auf ihre Enkelin achtzugeben. Anschließend hatte er das Gespräch prompt verdrängt.
Bis jetzt.
Cam fuhr am Ferienhaus der Fraziers vorbei, während der Minivan hinter ihm ungeschickt wendete, um die Straße hinunter wieder zu verschwinden. Selbst wenn Anna vom Haus ihrer Großeltern den Bus bis ganz nach Concord genommen hatte – er ging davon aus, dass sie dort gestartet war –, musste die Taxifahrt sie ein Vermögen gekostet haben. Aber das machte einer Anna Frazier wohl nichts aus – wie er hörte, hatte sie einen tollen, blendend bezahlten Job bei einer New Yorker Bank.
Cameron hielt mit dem Pick-up vor seinem Haus und stellte den Motor ab. Er sah noch einmal hinüber zur Einfahrt des nachbarlichen Ferienhauses. Vor der Tür türmte sich bergeweise Gepäck, neben dem eine rattenscharfe Brünette stand. Sie sah aus wie das Model auf der Titelseite einer dieser Frauenzeitschriften, die sie vor der Kasse deponierten, damit normale Frauen, die dort warten mussten, sich beschissen fühlten und zum Trost zu ein oder zwei Schokoriegeln griffen. Ihr volles braunes Haar fiel ihr fast bis auf die Schultern und war zu einem geraden Pagenkopf geschnitten. Ein Tanktop aus schimmerndem, seidigem Material spannte sich über ihren Brüsten, die ihn angenehm überraschten – Anna war als kleines Mädchen sehr mager gewesen. Ihre kurze Hose lag eng an den schmalen Hüften an, darunter kamen wohlgeformte Knie und Schenkel zum Vorschein. Die Schuhe mit Keilabsatz waren nicht unbedingt passend für einen Aufenthalt am See, setzten ihre Beine aber exzellent in Szene.
Die nervige kleine Anna Frazier hatte sich zu einer heißen Nummer entwickelt. In diesen Sandalen dürfte sie sich allerdings zweifellos die Knöchel brechen, wenn sie ihr Gepäck hineinschleppte.
Cam stieg aus dem Wagen. Die zuknallende Tür übertönte den Fluch, der ihm entfuhr. Er wäre viel lieber am Steg und würde ein kühles Bier trinken, statt den Gepäckträger für eine Frau zu spielen, die zu blöd war, Turnschuhe zu tragen. Aber weil er Jim versprochen hatte, auf Anna aufzupassen, konnte er sich ebenso gut bei ihr vorstellen und ihr gleichzeitig mit den Koffern helfen.
Die beiden Ferienhäuser trennte eine Reihe von Bäumen, um einen Rest Privatsphäre vorzugaukeln, doch die Stämme standen weit genug voneinander entfernt, sodass es kein Problem war, locker hindurchzusehen. Außerdem verband ein ausgetretener Trampelpfad die Grundstücke. Cam machte sich nicht die Mühe, zurück bis zur Straße zu gehen, sondern nahm den Pfad zwischen den Bäumen hindurch.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er. Anna hatte ihm den Rücken zugewandt und murmelte vor sich hin. Offenbar hatte sie ihn vorher nicht gehört, denn jetzt sprang sie erschrocken hoch, kreischte und wirbelte herum.
„Wo, zum Teufel, sind Sie auf einmal hergekommen?“, verlangte sie zu erfahren, und man hörte, dass sie die letzten Jahre nicht in New England, sondern in New York verbracht hatte.
„Von nebenan.“
„Und warum bitte?“
„Weil ich da wohne.“
„Was?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften, wodurch das Tanktop an gewissen beunruhigenden Stellen noch mehr spannte. „Nein, das
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