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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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ohne die Hoffnung eines Sieges
    der bürgerlichen Demokratie?
    Wir wären übel dran, und wie!
    -
    Aus der Geschichte kann man lernen,
    wenn man zuvor sie nicht vergaß.
    Und wenn ´s euch gruselt, könnt ihr wärmen
    euch an der besten Welten Maß.
    -
    So laßt uns alle danach streben:
    Die Welt verbessern und das Leben
    ist möglich, wenn man Müh´ gibt sich,
    Glück läßt uns dann auch nicht im Stich!
    ***
    Von den Alten hört man immer:
    „Ihr habt doch keinen blassen Schimmer,
    wie es damals gewesen ist,
    auch war nicht alles großer Mist!“
    -
    Doch nutzt man Kunst und Poesie,
    um nachzufragen: Es war wie?
    Dann zur Erkenntnis man gelangt,
    was Vorfahr´n einst gefühlt, gebangt.
    Die Welt nie besser war, als heut´,
    egal, was sagen manche Leut´!
    -
    Auch wenn einstmals in der Armee
    Aufzeichnungen verboten waren,
    was dir damals tat sehr weh,
    das tritt zutage auch nach Jahren.
    Gegen Gedächtnis, Phantasie,
    gibt´s nimmer Mittel, niemals, nie!
    -
    1. „Wann wir schreiten Seit´ an Seit´ …“
    Als siebenjähriger Junge sah Wilfried Montag, wie Soldaten von einem Lastwagen herabstiegen. „Herabsteigen“ war eigentlich das unpassende Wort, lautete der Befehl doch „Absitzen!“ Es müßte also heißen, „sie saßen ab“. Konnte man den Imperativ so einfach ins Präteritum übertragen? Man saß doch eher eine Haftstrafe ab. Daß der Unterschied zwischen Knast und „Ehrendienst bei der NVA“ gar nicht so groß war, ahnte Wilfried zu diesem Zeitpunkt nicht.

    Die Stimmung jedenfalls war fröhlich, die ganze Stadt war festlich geschmückt zur alljährlichen Maidemonstration, die man bereits hinter sich gebracht hatte - nun konnte der gemütliche Teil dieses warmen Frühlingstages beginnen.
    Wie immer gehörte in diesen Momenten die sonst verkehrsreiche Hauptstraße den Fußgängern, nachdem sich zuvor die Werktätigen, Schulklassen und Formationen von Kampfgruppen der Arbeiterklasse, Spielmannszüge, vornweg mit Tambourmajor und natürlich auch NVA - Einheiten in Paradeuniform, teils nach stundenlangem Warten in den Nebenstraßen an der Haupttribüne vorbeigewälzt hatten, von denen die Parteioberen der Stadt huldvoll zu ihnen hinabwinkten.
     
    Nun also strebte man nach Hause, in die Gärten, an die Buden, zum Volksfest, die Mainelke noch im oberen Knopfloch des zumeist grauen, leichten Frühlingsmantels.
    Ein Fest, welches immer die ganze Stadt erfaßte. Die Sonne hatte an diesem 1. Mai stets zu scheinen - Regen war völlig undenkbar. Kollektives Erleben der Würdigung der hohen Leistungen im Kampf um die Planerfüllung, der Sicherung des Sozialismus - und der Mai war gekommen, der alles neu machte - wie sollte man da nicht beschwingt sein?

    Wilfried beobachtete mit sichtlicher Neugier die Soldaten. Was genau ihn an ihnen faszinierte, er konnte es nicht sagen. War es der Nimbus einer Unbesiegbarkeit, die sie umgab? Die Stärke, hervorgebracht durch gemeinsames Handeln auf Kommando?
    Die Uniformen, die den Einzelnen in der Masse aufgehen ließen, scheinbar so dem Zugriff der ständigen Rügen entzogen, denen Wilfried tagaus, tagein ausgesetzt war?
    Wilfried wäre gern über die zeitweilig zur Fußgängerzone gewordene Hauptstraße näher zu ihnen gelaufen, über den Rasen hinweg, der den Gehweg von der Straße trennte und den man sonst nicht betreten durfte, außer an diesem Tag, als es niemanden scherte.
    Seine Großtante Sieglinde aber hielt ihn an der Hand fest.
    Äußerst selten war er in ihrer alleinigen Aufsicht, ausgerechnet an diesem Tag mußte sie ihn von allen spannenden Erlebnissen fernhalten.
    „Wenn ich groß bin, werde ich auch Soldat. Das wird dann mein Beruf.“
    Großtante Sieglinde zuckte zusammen. Sie öffnete den Mund, hielt jedoch inne.
    Das, was sie hatte antworten wollen, sie, die sie zwei Weltkriege überlebt hatte, durfte auf keinen Fall zu fremden Ohren gelangen, ja nicht einmal Wilfried hätte es hören dürfen, denn der hätte es arglos bei der nächsten Gelegenheit weitererzählt.
    Schnipp, Schnapp.
    Schon hatte die Schere im Kopf ihre Arbeit getan:
    „Bei den Soldaten bleibt man 18 Monate. Wenn die vorbei sind, wird man wieder entlassen.“
    „Und wenn man länger dort sein möchte?“
    „Dann muß man erst einen Beruf lernen oder studieren.“
    Wilfried machte ein langes Gesicht, traute sich aber nicht, noch weiter zu fragen. Zu genau spürte er das Unbehagen von Großtante Sieglinde. Ihre Antwort war zwar nicht ganz richtig gewesen, aber das tat nichts zur

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