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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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du hast gedacht, es wär Weihnachten! Was hat er dir versprochen, Max?
    Beförderung? Versetzung zur Sipo?«
    »Fick dich, März.«
    »Und dann hast du ihn über alles auf dem laufenden g e halten. Als ich dir erzählt hab, daß Jost Globus mit der Le i che am Rand des See s gesehen hat, hast du das weitergeg e ben, und Jost verschwand. Als ich dich aus Stuckarts Wo h nung anrief, hast du ihnen gesagt, w o wir waren, und wir wurden festgenommen. Am nächsten Morgen haben sie die Wohnung der Frau durchsucht, weil du ihnen gesag t hast, sie hätte was aus Stuckars Safe. Sie haben uns in der Prinz-Albrecht-Straße zusammengelassen, damit du mich für sie vernehme n konntest...«
    Jägers rechte Hand flog vom Steuerrad herüber, ergriff den Pistolenlauf und drehte ihn weg und hoch, aber März' Finger blieben u m den Hahn gepreßt und zogen ab.
    Die Explosion in dem geschlossenen Raum zerriß ihnen die Trommelfelle. Der Wagen schleuderte über die Aut o bahn und auf de n Grasstreifen, der die beiden Fahrbahnen voneinander trennte, und sie holperten über die rauhe Spur. Einen Augenblick lang glaubt e März, er sei getro f fen, und dann dachte er, Jäger sei g e troffen. Aber Jäger hatte beide Hände am Steuer und kämpfte um die Kontroll e über den Mercedes, und März hatte immer noch die Waffe. Kalte Luft schoß durch ein ausgefranstes Loch in der D e cke ins Auto.
    Jäger lachte wie ein Verrückter und sagte irgend etwas, aber März war von dem Schuß immer noch taub. Der W a gen schlitterte vo m Gras herunter und gewann wieder die Autobahn.

    Der Rückstoß des Schusses hatte März gegen seine ze r schmetterte Hand geschleudert und ihn fast in Ohnmacht sinken lassen, abe r der Strom eiskalter Luft peitschte ihn wieder ins Bewußtsein zurück. Er verspürte ein verzweife l tes Bedürfnis, seine Geschichte zu End e zu bringen - Ich wußte erst sicher, daß du mich verraten hast, als Krebs mir die Bandmitschrift zeigte.- Da wußte ich es, weil du de r einzige Mensch warst, dem ich von der Telefonzelle in der Bülowstraße erzählt hatte, und wie Stuckart das Mä d chen anrief -, abe r der Wind riß seine Worte fort. Und was spie l te es im übrigen für eine Rolle?
    In all diesem war die Ironie Nightingale. Der Amerik a ner war ein redlicher Mann gewesen; sein engster Freund der Verräter.
    Jäger grinste immer noch wie ein Verrückter und sprach zu sich selbst, während er fuhr, und Tränen glitzerten auf seinen feiste n Wangen.

    Kurz nach 5 fuhren sie von der Autobahn ab in eine Tankstation, die die ganze Nacht geöffnet hatte. Jäger blieb im Wagen und sagt e dem Tankwärter durch das offene Fenster, er solle au f tanken.
    März hielt die Luger gegen Jägers Rippen gepreßt, aber den hatte die Kampfeslust offenbar verlassen. Er war in sich zusammengesackt.
    Er war nur noch ein Sack Fleisch in Uniform.
    Der junge Mann, der die Pumpen bediente, sah auf das Loch der Decke und sah auf sie - zwei SS-Sturmbannführer in eine m brandneuen Mercedes -, biß sich auf die Lippen und sagte nichts.
    Durch den Baumschleier, der das Tankstellengelände von der Autobahn trennte, konnte März ab und zu vorbei f liegende Scheinwerfe r sehen. Aber von der Kavalkade, die ihnen, wie er wußte, folgte: keine Spur.
    Er vermutete, daß sie etwa einen Kilometer zurück a n gehalten hatte, um abzuwarten, bis sie sehen könnten, was er als nächste s vorhabe.

    Als sie wieder auf der Straße waren, sagte Jäger: »Ich hab nie gewollt, daß dir was zustößt, Xavi « März, der an Charlie dachte, grunzte.
    »Um Himmels willen, Globocznik ist General der Pol i zei. Wenn der einem sagt: Jäger! Wegsehen! - dann sieht man eben weg, oder? Ic h meine, so ist das Gesetz, oder nicht? Wir sind Polizisten. Wir haben dem Gesetz zu g e horchen!«
    Jäger nahm den Blick lange genug von der Straße, um März anzusehen, der nichts sagte. Er blickte wieder auf die Straße.
    »Als er mir befohlen hat, ihm mitzuteilen, was du h e rausgefunden hast - was hätte ich da tun sollen?«»Du hä t test mich warne n können.«
    »Ja? Und was hättest du dann getan? Ich kenne dich: Du hättest weitergemacht. Und wo wäre ich dann geblieben - ich und Hannelor e und die Kinder? Wir sind nicht alle dazu geschaffen, Helden zu sein, Xavi. Es muß auch Leute wie mich geben, damit Leute wi e du so schlau aussehen kö n nen.«
    Sie fuhren der Dämmerung entgegen. Über den niedr i gen bewaldeten Hügeln vor ihnen war schon ein fahles Leuchten, als stünde ein e ferne Stadt in

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