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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Schultern zerrten ... Der Aufseher schü t telte ihn wach. »Los, hoch!«
    Er hatte sich auf seiner linken Seite zusammengerollt wie ein Fötus - sein Körper wund, seine Gelenke ve r schweißt. Das Schütteln des Aufsehers weckte den Hund, und ihm war übel. Es war nichts in ihm, das er hätte au s speien können, aber schon allein um der alten Zeiten willen krampfte sich sein Magen. Die Zelle zog sich weit zurück und stürzte dann wieder heran. Er wurde hochgezogen.

    Der Aufseher schwang ein Paar Handschellen. Neben ihm stand Krebs, Gottseidank nicht Globus. Krebs sah ihn mit Abscheu an und sagte zu dem Aufseher: »Legen Sie sie ihm die besser vorne an.«
    Die Gelenke wurden vor ihm zusammengeschlossen, die Mütze wurde ihm auf den Kopf gestülpt, und er wurde vo r nübergebeugt durch den Gang geführt und dann die Stufen hinauf in die frische Luft.
    Eine kalte Nacht und klar. Die Sterne sprühten aus dem Himmel über dem Binnenhof herab. Die Gebäude und die Wagen hatten vom Mondenschein silberne Ränder. Krebs schob ihn auf den Rücksitz eines Mercedes und stieg nach ihm ein. Er nickte dem Fahrer zu: »Columbia-Haus. Ve r riegeln Sie die Türen.«
    Als die Riegel in der Tür neben ihm an ihren Platz gli t ten, empfand März ein Aufflackern der Erleichterung. »Machen Sie sich keine Hoffnungen«, sagte Krebs. »Der Obergruppenführer wartet immer noch auf Sie. Wir haben nur mehr moderne Technik im Columbia-Haus. Das ist alles.«
    Sie fuhren durch das Tor hinaus und sahen für jeden aus wie zwei SS-Offiziere mit ihrem Fahrer. Eine Wache sal u tierte. Das Columbia-Haus stand etwa 3 Kilometer südlich der Prinz-Albrecht-Straße. Die verdunkelten Regierung s gebäude wichen bald schäbigen Bürohäusern und mit Bre t tern vernagelten Kaufhäusern.Das Gebiet um das Gefän g nis war in den fünfziger Jahren in den Plan der Stadten t wicklung aufgenommen worden, und hier und da hatten Speers Bulldozer zerstörerische Ausfälle unternommen. Aber das Geld war ausgegangen, ehe an der Stelle dessen, was sie niedergewalzt hatten, etwas Neues gebaut werden konnte. Jetzt schimmerten überwucherte Flächen verfalle n den Landes im bläulichen Licht wie die Ecken alter Schlachtfelder. In den dunklen Seitenstraßen zwischen i h nen brodelten die wimmelnden Kolonien osteuropäischer Gastarbeiter.
    März saß ausgestreckt da, und sein Kopf ruhte auf der Rücklehne des Ledersitzes, als sich Krebs plötzlich zu ihm beugte und dan n schrie: »O Scheiße!« Er wandte sich an den Fahrer. »Er bepißt sich selbst. Halten Sie hier an.«
    Der Fahrer fluchte und bremste hart.
    »Öffnen Sie die Türen!«
    Krebs stieg aus, kam herum auf März Seite und hievte ihn heraus. »Los doch! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!« Zum Fahrer:
    »Eine Minute. Lassen Sie den Motor laufen,
    Und dann wurde März geschoben - und stolperte über grobe Steine, eine Allee hinab, in den Eingang einer Kirche außer Betrieb -, un d dann schloß ihm Krebs die Handsche l len auf.
    »Sie sind ein glücklicher Mann, März.«
    »Ich verstehe nicht.. «
    Krebs sagte: »Sie haben einen Lieblingsonkel.«
    Taptaptap. Aus der Dunkelheit der Kirche. Taptaptap.

    »Sie hätten sofort zu mir kommen sollen, mein Junge«, sagte Artur Nebe. »Dann hätten Sie sich solche Quälereien ersparen können.«
    Er fuhr mit der Fingerspitze über März' Wange. In den tiefen Schatten konnte März die Einzelheiten seines G e sichtes nicht erkennen,
    nur einen fahlen Fleck.
    »Nehmen Sie meine Pistole.« Krebs preßte die Luger in März' linke Hand. »Nehmen Sie sie! Sie haben mich aufs Kreuz gelegt. Sie habe n meine Pistole in die Finger b e kommen. Verstehen Sie!«
    Er mußte wohl träumen, oder? Aber die Pistole fühlte sich solide genug an ...
    Nebe redete immer noch - eine leise, drängende Stimme. »O März, März. Krebs ist heute abend zu mir gekommen - schockiert! s o zutiefst schockiert! - und hat mir erzählt, was Sie da h a ben. Wir haben es natürlich alle vermutet, hatten aber niemals Beweise. Jetz t müssen Sie sie rausbri n gen. Um unser aller willen. Sie müssen diese Scheißke r le aufhalten .«
    Krebs unterbrach: »Um Vergebung, Herr Oberstgru p penführer, aber unsere Zeit ist fast um.« Er zeigte. »Da u n ten, März. Können Si e sehen? Ein Wagen.«
    Unter einer zerbrochenen Straßenlampe konnte März am fernen Ende der Allee noch gerade einen niedrigen Scha t ten geparkt sehen,
    einen Motorlaufen hören.
    »Was soll das?« Er sah von einem Mann zum anderen.
    »Gehn

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