Vaters böser Schatten
an.
Maggie legte den Arm um ihren Sohn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Alles wird gut, du wirst es sehen!“
Leon nickte nur, unfähig etwas zu sagen und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem rechten Auge, dann sah er auf seine Uhr.
„Hey, Snoopy, wir müssen bald los, und wenn sie dich nicht alle auslachen sollen, solltest du deinen Snoopy-Pyjama vielleicht noch gegen etwas Kleidsameres eintauschen!“, rief er ins Wohnzimmer.
Ryan stand auf, lächelte Leon auf dem Weg zur Treppe an und ging nach oben. Sein Freund hatte ihm schon einige Sachen hingelegt und so zog er sich schnell um.
Als sie im Auto saßen, schaute Ryan auf seine Hände.
„Alles okay?“, fragte Leon.
„Nein … ich werde den Blick von meinem Vater nicht los. Ich weiß nicht. Ich kann immer noch spüren, wie die Klinge …“
„Ryan, sieh mich an!“ Leon drehte sich zu ihm um und schob seine Hand in Ryans Nacken. „Vergiss das jetzt, okay? Dein Vater wird wieder gesund. Das weißt du!“
„Ja, aber …“
„Nein, kein aber!“ Leon wusste sich nicht anders zu helfen, als Ryan stürmisch zu küssen. Minutenlang saßen sie da, knutschten ziemlich heftig herum, bis jemand auf das Autodach klopfte.
„Hey, ihr zwei, ihr kommt noch zu spät!“ Maggie lief mit Steph an ihnen vorbei, zwinkerte ihnen zu und stieg dann in ihr Auto.
„Wir sollten losfahren“, meinte Ryan leise.
Leon grinste, startete den Motor und fuhr die Einfahrt hinunter.
„Soll ich dir mal etwas Verrücktes erzählen?“, sagte Ryan.
„Was denn?“
„Gestern, als wir zu euch gefahren sind … meine Mum ist nicht gefahren!“
Leon runzelte die Stirn. „Was meinst du damit: Sie ist nicht gef… warte mal, Snoopy! Soll das bedeuten, du bist gefahren?“
„Jaah … und ich befürchte, mein Vater bekommt einen Strafzettel, da ich die rote Ampel an der Haymanroad überfahren habe. Da hängt ein Blitzer, nicht wahr?“
„Ja, der hängt da. Verdammt, Ryan, du kannst doch gar nicht fahren!“
„Hey, was soll das heißen? Ich bin ja wohl bei dir angekommen!“
Leon unterdrückte ein Grinsen, denn lustig war die Situation nicht. „Ja, das mag sein, aber es hätte auch schief gehen können. Tu das nie wieder, okay?“
„Ja, schon gut. Ich fahre nie wieder.“
„Das nun auch nicht. Mach erstmal deinen Führerschein! Ach, sag mal … was ist mit Michelle? Willst du ihr erzählen, was bei dir zu Hause passiert ist?“
Ryan zögerte und sah aus dem Fenster. „Nein, eigentlich nicht. Also nicht gleich. Vielleicht heute Nachmittag!“
Leon nickte und fuhr nur wenige Minuten später auf den Schulparkplatz.
„Hi, Jungs!“, rief Michelle fröhlich.
„Hi, Süße!“ Ryan lächelte sie an und hätte Leon nicht genau gewusst, dass bei Ryan im Moment so gar nichts stimmte, hätte er angenommen, sein Freund sei glänzender Laune.
„Ach, bevor ich es vergesse: Sport und Bio wurden getauscht. Wir haben Bio erst in der zweiten Stunde“, sagte Mic.
„Gut, das passt mir. Komm, Leon!“ Ryan nahm seine Hand und zog ihn ins Schulgebäude, wo sie sich auf den Weg zur Sporthalle machten.
„Ist es schlimm, wenn ich keine Lust habe?“, murrte Leon.
„Doch, du hast Lust. Ich brauch Bewegung! Und ohne dich ist das langweilig!“
„Bewegung klingt gut, aber nicht hier, Baby!“, grinste Leon, als sie den Umkleideraum betraten.
Ryan lächelte nur und öffnete seinen Spint. „Na los, beeil dich!“ Ryan drängelte, doch Leon ließ sich Zeit, also ging er schon mal vor.
„Oh, Mr. McCoy! Wie schön, Sie zu sehen.“
„Guten Morgen, Mr. Kothery“, sagte Ryan, als er auf dem Sportplatz angekommen war. „Ich geh davon aus, dass wir erst ein paar Runden laufen sollen?“
„Jaah …“ Der Lehrer betrachtete ihn argwöhnisch, denn ein Ryan McCoy riss sich normalerweise nie darum, freiwillig ein paar Runden zu laufen.
„Fein, ich fang dann schon mal an!“ Ryan entfernte sich von ihm, während Leon auf den Sportplatz kam.
„Mr. Blake, ist mit Mr. McCoy etwas nicht in Ordnung?“
Leon lachte kurz. „Nun, er hat anscheinend ein perverses Bedürfnis nach Bewegung!“
„Ja, so kann man es auch nennen.“
Nach und nach fanden sich alle Schüler ein und liefen ihre drei Runden.
Leon und Michelle warfen besorgte Blicke zu Ryan, der sich beinahe komplett verausgabte.
„Was hat er nur? So ist er doch sonst nicht drauf?“, überlegte Mic.
„Ja.“ Mehr wusste Leon nicht zu sagen. Er schaute Ryan hinterher, der sie gerade zum zweiten Mal
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