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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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London die Droschken. Die Männer, die sie lenken, werden Gondolieri genannt.“
    „Rufen Sie uns eine herbei“, befahl Aston. „Ich möchte keinen Moment länger auf dieser scheußlichen Schaluppe bleiben als nötig.“
    Der Sekretär nickte, wandte aber ein, dass sie erst den Zoll passieren mussten. „Man wird uns sonst nicht gestatten, die Stadt zu betreten.“
    „Der verfluchte Zoll!“, rief Richard zornig aus. „Nein, ich werde mich nicht länger aufhalten lassen! Ich will endlich von diesem Schiff herunter!“
    „Dort drüben in dem großen Gebäude ist die Zollstation untergebracht“, erklärte Potter. „Wenn wir uns dorthin übersetzen lassen …“
    „Nein!“, unterbrach Richard ihn. „Nein, habe ich gesagt! Ich will mich sofort zu den Damen begeben. Wenn Sie glauben, dass es unumgänglich ist, mit den Zöllnern zu reden, dann erledigen Sie das.“
    „Aber, Euer Gnaden …“ Das Gesicht des Sekretärs hatte einen besorgten Ausdruck angenommen.
    „Sie können mich nicht umstimmen, Potter. Wenn die Zöllner unbedingt mit mir persönlich sprechen wollen, sollen Sie mich morgen aufsuchen in dieser Ca… Wie heißt das Haus, das wir gemietet haben?“
    „Casa Battista, Euer Gnaden. Oder abgekürzt Ca’ Battista. Allerdings …“
    „Ca’ Battista“, wiederholte Aston, um sich den Namen einzuprägen. „Gut. Wie gesagt: „Die Leute sollen morgen dorthin kommen, wenn sie es wirklich für nötig halten.“
    „Die Venezianer sind sehr stolz“, versuchte Potter es noch einmal. „Es heißt sogar, dass sie für Engländer und andere vornehme Besucher, insbesondere Mitglieder des Adels, nur wenig Achtung übrig haben. Es scheint damit zusammenzuhängen, dass Venedig eine Republik ist. Jedenfalls wird es den Zöllnern nicht gefallen, dass ein Ausländer …“
    „Ich bin kein Ausländer“, fiel Aston ihm ins Wort, „sondern ein englischer Peer, ein Mann von Rang und hohem Ansehen. Und jetzt besorgen Sie mir ein Boot, Potter!“
    Wenig später saß Richard, begleitete von seinem Kammerdiener, tatsächlich in einer Gondel. Der Gondoliere steuerte das Boot mit großem Geschick. Der Duke konnte nicht umhin, darüber zu staunen, mit welcher Geschwindigkeit die Gondel sich vorwärtsbewegte. Bald schon hatten sie den Hafenbereich hinter sich gelassen und bogen in einen der vielen Kanäle ein, die in Venedig die Straßen zu ersetzen schienen.
    „Ca’ Battista“, verkündete der Gondoliere gleich darauf und steuerte auf den Anlegesteg vor einem herrschaftlichen Haus zu.
    Es handelte sich um ein beeindruckendes Gebäude aus hellem Stein, dessen Front durch Spitzbögen, mehrere kleine Balkons und verschiedene dekorative Verzierungen geprägt wurde.
    Mit einem dumpfen Laut stieß die Gondel gegen den Landungssteg, woraufhin ein müde aussehender Mann das Portal der Ca’ Battista öffnete. Er hielt eine Laterne in der Hand, denn es dämmerte bereits. Mit unbewegtem Gesicht musterte er die Gondel und ihre Insassen.
    „Starren Sie uns nicht an, Mann!“, rief Wilson, „sondern sagen Sie Ihrer Herrin, dass Seine Gnaden, der Duke of Aston, da ist.“
    Der Venezianer zögerte. Vermutlich verstand er kein Englisch und wunderte sich darüber, dass unangemeldete Gäste kamen. Doch da war Richard schon ungeduldig aus der Gondel geklettert und drängte sich an ihm vorbei ins Haus.
    Die Eingangshalle war ein achteckiger von Säulen getragener Raum, von dem aus eine breite Treppe ins Obergeschoss führte. Die Pfosten am unteren Ende des Geländers wurden von vergoldeten Engeln gekrönt, die – wie Richard fand – ein wenig überheblich schauten. Glänzende Fliesen bedeckten den Boden, und die Wände wurden – so weit man das im Dämmerlicht erkennen konnte – von verblassten Gemälden verziert.
    Wenn Aston angenommen hatte, irgendwer würde ihn höflich oder gar begeistert willkommen heißen, so hatte er sich getäuscht. Niemand war zu sehen, nichts war zu hören. Vor Zorn hätte er am liebsten laut geflucht. Er war müde, er fror, er hatte gehofft, endlich am Ziel zu sein und sich entspannen zu können. Aber hier war nichts so, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Waren seine Briefe womöglich nie angekommen? Die italienische Post war bekannt für ihre Unzuverlässigkeit. Trug sie die Schuld daran, dass niemand hier war, um ihn angemessen zu empfangen? Verflixt, warum lief niemand ihm entgegen und schlang ihm jubelnd die Arme um den Nacken? Warum gab es keine Freudentränen und keine Küsse zur

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