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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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hatten Sehnsucht nach dir, Jane“, fuhr Richard fort. „Wir haben uns gefragt, was dich so lange aufgehalten hat. Zum ersten Mal, seit du das Wochenbett verlassen hast, haben wir Gäste eingeladen. Da dachte ich, du könntest es kaum erwarten, nach unten zu kommen. Doch stattdessen trödelst du herum.“
    „O nein“, widersprach sie lachend, „ich trödele nicht. Ich kleide mich an.“ Sie erhob sich und trat auf ihren Gatten zu. „Sei vorsichtig mit dem kleinen Brecon. Du weißt, er ist noch nicht einmal einen Monat alt.“
    „Seit zwanzig Tagen auf der Welt und schon Herrscher über alles!“, sagte Richard gut gelaunt. Liebevoll schaute er das Baby an. „Gefällt dir das, mein süßer Schlingel?“
    Vor Glück seufzte Jane tief. Welch wunderschönes Bild Vater und Sohn abgaben! Anders als die meisten Männer, die sie kannte, war Richard nie unsicher im Umgang mit seinem kleinen Sohn. Es gefiel ihm, sich mit dem Säugling zu beschäftigen.
    „Ich bin weniger in Sorge um Brecons Wohlergehen als um den Zustand deines Rocks“, erklärte Jane, während sie sanft über die längst verheilte Narbe auf Richards Hand strich, die er sich im Kampf mit di Rossis Mordgesellen zugezogen hatte. „Du hast dich bereits für das Essen angekleidet. Unsere Gäste werden darüber klatschen, wenn du sie mit einem Fleck auf dem Rock empfängst.“
    „Unsinn! Ich habe Zeit genug, mich umzuziehen, wenn das wirklich nötig sein sollte.“ Nach einem weiteren liebevollen Blick auf das Kind wandte er sich wieder seiner Gattin zu. „Komm, mein Schatz, ich möchte dir dein Weihnachtsgeschenk zeigen.“
    „Jetzt?“ Sie hatte begonnen, eine Brieftasche für Richard zu besticken, war aber nur langsam vorangekommen, weil sie sich bei der Arbeit nicht von ihm hatte überraschen lassen wollen. „Es ist doch noch lange nicht Weihnachten.“
    „Für mich schon!“ Er reichte ihr den Arm, während er gleichzeitig das Köpfchen seines kleinen Sohnes stützte. „Das Geschenk wartete im Speiseraum. Ich möchte, dass du es dir ansiehst, ehe die ersten Gäste eintreffen.“
    „Im Speiseraum? Schenkst du mir etwa einen Haselnusskuchen oder eine gefüllte Gans zum Fest?“, neckte Jane ihn.
    „Vielleicht handelt es sich auch um einen riesigen Plumpudding oder ein süßes Dessert mit Früchten und Brandy“, entgegnete er lachend. „Aber nein, ich muss dich enttäuschen. Es ist nichts Essbares, sondern eher etwas, das man bewundern kann.“ Gemeinsam verließen sie den Raum und gingen nach unten.
    Ein Diener stand bereit, um ihnen die Tür zu öffnen, und sie traten ein. Wie es ihre Gewohnheit war, ließ Jane den Blick über die gedeckte Tafel wandern. Das weiße Leinentischtuch, die wertvollen Porzellanteller, die Kristallgläser und das Tafelsilber – alles schien an seinem Platz zu sein. In beiden Kaminen knisterten dicke Holzscheite, die eine angenehme Wärme verströmten. Noch hatte man die Kerzen in den auf dem Tisch verteilten Leuchtern nicht angezündet. Die in den Haltern an den Wänden brannten bereits.
    Und dort an der einen Wand entdeckte Jane schließlich auch das angekündigte Geschenk: eine Staffelei, auf der sich ein verhüllter Gegenstand befand.
    „O Richard, was ist das?“ Mit glänzenden Augen blickte sie ihn fragend an. „Ich bin so gespannt!“
    „Dann willst du also doch nicht bis Weihnachten mit dem Auspacken warten?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht! Ich möchte sofort wissen, worum es sich handelt!“
    „Also gut, Euer Gnaden.“ Er übergab ihr den kleinen Brecon, der daraufhin einen zufriedenen Laut ausstieß. Jane ging das Herz auf. Obwohl sie Richard eben noch gescholten hatte, weil er einen Fleck auf seinem Rock riskierte, dachte sie jetzt nicht eine Sekunde lang daran, dass das Baby ihr Seidenkleid ruinieren könne.
    So gingen sie zu der Staffelei hin. Richard hob langsam einen Zipfel des Stoffes, mit dem das Geschenk bedeckt war. Dann, als Jane die Spannung kaum mehr zu ertragen vermochte, riss er das Tuch fort.
    Jane stand wie erstarrt. Tränen stiegen ihr in die Augen, und ihre Unterlippe begann zu zittern. Welch wundervolle Überraschung! Woran lag es nur, dass Richard stets genau wusste, womit er ihr die größte Freude machen konnte?
    Auf der Staffelei stand ein Gemälde von Venedig. Auf den ersten Blick ähnelte es jenen Werken, die so viele englische Gentlemen von einer Reise dorthin mit zurück in die Heimat brachten. Doch es gab einiges, wodurch dieses Bild sich von jenen

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