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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Jan an:
    »Ja?«, meldet er sich nach zweimaligem Klingeln.
    »Ich bin’s«, sage ich schwach.
    »Hi, Süße, wie ist die Party?«
    »Ganz gut. Du, Jan? Liebst du mich eigentlich?«
    »Natürlich liebe ich dich, was ist das für eine seltsame Frage?«, erklingt es verwundert von der anderen Seite.
    »Aber du hast mich nicht so behandelt, als würdest du mich lieben«, klage ich ihn an.
    »Helen, wie oft soll ich dir noch sagen, dass es mir Leid tut?«
    »Darum geht es doch gar nicht. Ich frage mich doch nur, wie du das tun konntest.«
    »Das frage ich mich doch auch«, seufzt er gequält, »hör zu, Helen, ich war ein Idiot, ein Feigling, ich weiß. Aber ich liebe dich, das musst du mir glauben.«
    »Wirklich?«, flüstere ich kaum hörbar, aber Jan hört mich doch.
    »Ganz ehrlich«, bestätigt er mir, »und es tut mir Leid, dass ich heute nicht mit dabei sein konnte.« Er merkt genau, was mir auf der Seele brennt. »Hast du denn den Brautstrauß für uns gefangen«, fragt er zärtlich und ich lächele unter Tränen:
    »Ja, habe ich.«
    »Das ist gut«, sagt er, »dann feier noch schön.«
    »Ja, bis morgen.« Ein paar Minuten verharre ich noch in meiner Position, dann wird es mir auf den Fliesen zu kalt.
Ich rappele mich hoch und restauriere mich notdürftig vor dem Spiegel. Als ich zurück in den Saal komme, läuft romantische Musik und die Tanzfläche ist voller eng aneinander geschmiegter Paare. Manu und Lara natürlich. Und Jackie und Bernd. Grotesk sieht es aus. Der Lulatsch und die Kugel auf Stelzen. Schnellen Schrittes gehe ich auf die beiden zu und fasse Bernd am Arm:
    »Komm mit, ich will mit dir reden«, fordere ich ihn auf.
    »Aber wir tanzen gerade«, ruft Jackie aus und verdreht auf merkwürdige Art und Weise die Augen. Anscheinend will sie mir begreiflich machen, dass sie ganz kurz davor ist, Bernd endlich rumzukriegen.
    »Komm jetzt mit«, wiederhole ich im Befehlston, ohne auf ihre Einwände auch nur zu achten.
    »Nein, ich komme nicht mit. Ich tanze gerade«, sagt Bernd und legt seine Arme wieder um Jackie.
    »Bitte«, verlege ich mich aufs Betteln, denn die ersten Paare um uns herum haben schon zu tanzen aufgehört und ich will auf keinen Fall auf der Hochzeit meiner besten Freundin einen Skandal verursachen.
    »Na schön, entschuldige mich«, knurrt er widerwillig und folgt mir hinaus auf den Parkplatz. »Also, was ist?« Ich atme tief durch und drehe mich dann zu ihm herum:
    »Du hast kein Recht, so mit mir zu reden«, sage ich laut, »und du hast kein Recht, über meine Beziehung zu urteilen. Du weißt zu wenig darüber, du weißt nicht, wie es zwischen uns ist. Jan liebt mich, er hat es mir gerade eben gesagt.«
    »Das freut mich für dich«, kommt es sehr steif von Bernd zurück, »kann ich jetzt vielleicht zurück in den Saal und mit deiner Schwester tanzen?«
    »Du sollst meine Schwester in Ruhe lassen«, fahre ich
ihn an, »sie ist nichts für dich. Und außerdem bekommt sie bald ein Baby.«
    »Viel zu viel Verantwortung für mich, meinst du«, fragt er spöttisch.
    »Allerdings!« Bernd verdreht genervt die Augen und kommt einen Schritt auf mich zu.
    »Nicht zu fassen, dass wir fünfzehn Jahre lang befreundet waren und du mir tatsächlich zutraust, dass ich mich jetzt an Jackie ranmache. Vielleicht hast du es nicht verstanden, aber ich liebe dich. Und nur weil ich dich nicht haben kann, starte ich jetzt sicher keine blöde Racheaktion, unter der dann deine Schwester und möglicherweise auch noch ihr Baby zu leiden haben. Mich wundert nur eins: Wenn du mich tatsächlich für solch ein Arschloch hältst, dann müsste ich doch eigentlich genau dein Typ sein.« Mit diesen Worten dreht er sich um und lässt mich stehen. Sophia legt sanft ihren Arm um meine Schultern und ich lehne erschöpft meinen Kopf an ihren.
     
    Jeder Schritt schmerzt, als ich am frühen Morgen um halb fünf unsere Wohnung betrete. Mit einem Seufzer der Erleichterung streife ich meine spitzen beigen Schuhe mit dem mörderischen Absatz von den Füßen und laufe barfuß über den kühlen Laminatfußboden. Ahh, das tut gut. Dotty kommt mir maunzend entgegen, und ich nehme sie auf den Arm und drücke sie fest an mich.
    »Das war vielleicht ein Abend, Dotty«, seufze ich, »aber keine Sorge, Lara und Manu sind jetzt glücklich verheiratet«, füge ich rasch hinzu, weil ich mir einbilde, plötzlich Sorgenfalten auf ihrer Stirn zu erkennen. Ich scheine wirklich sehr müde und betrunken zu sein. »Nein, den beiden geht es prima

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