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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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Schlitten und hatte das Gesicht des Garçons, der mir das ungeheizte Zimmer angewiesen.
    »Was suchen Sie hier, Monsieur?« rief er, »hier ist der Nordpol.«
    Im nächsten Augenblicke war er verschwunden, und Wanda flog auf kleinen Schlittschuhen über die Eisfläche heran, ihr weißer Atlasrock flatterte und knisterte, der Hermelin ihrer Jacke und Mütze, vor allem aber ihr Antlitz schimmerte weißer, als der weiße Schnee, sie schoß auf mich zu, schloß mich in ihre Arme und begann mich zu küssen, plötzlich fühlte ich mein Blut warm an mir herabrieseln.
    »Was tust du?« fragte ich entsetzt.
    Sie lachte, und wie ich sie jetzt ansah, war es nicht mehr Wanda, sondern eine große weiße Bärin, welche ihre Tatzen in meinen Leib bohrte.
    Ich schrie verzweifelt auf und hörte ihr teuflisches Gelächter noch, als ich erwacht war und erstaunt im Zimmer herumsah.
     
    Früh am Morgen stand ich bereits an Wandas Türe, und als der Garçon den Kaffee brachte, nahm ich ihm denselben und servierte ihn meiner schönen Herrin. Sie hatte bereits Toilette gemacht und sah prächtig aus, frisch und rosig, lächelte mir freundlich zu und rief mich zurück, als ich mich respektvoll entfernen wollte.
    »Nimm auch rasch dein Frühstück, Gregor«, sprach sie, »wir gehen dann sofort Wohnungen suchen, ich will so kurz als möglich im Hotel bleiben, hier sind wir furchtbar geniert, und wenn ich etwas länger mit dir plaudre, heißt es gleich: die Russin hat mit ihrem Bedienten ein Liebesverhältnis, man sieht, die Rasse der Katharina stirbt nicht aus.«
    Eine halbe Stunde später gingen wir aus, Wanda in ihrem Tuchkleide, ihrer russischen Mütze, ich in meinem Krakauerkostüm. Wir erregten Aufsehen. Ich ging etwa zehn Schritte entfernt hinter ihr und machte ein finsteres Gesicht, während ich jede Sekunde in lautes Lachen auszubrechen fürchtete. Es gab kaum eine Straße, in der nicht an einem der hübschen Häuser eine kleine Tafel mit dem »Camere ammobiliate« prangte. Wanda sendete mich jedesmal die Treppe hinauf, und nur wenn ich die Meldung machte, daß die Wohnung ihren Absichten zu entsprechen scheine, stieg sie selbst empor. So war ich um Mittag herum bereits so müde, wie ein Jagdhund nach einer Parforcejagd.
    Wieder traten wir in ein Haus und wieder verließen wir es, ohne eine passende Wohnung gefunden zu haben. Wanda war bereits etwas ärgerlich. Plötzlich sagte sie zu mir: »Severin, der Ernst, mit dem du deine Rolle spielst, ist reizend, und der Zwang, den wir uns auferlegt haben, regt mich geradezu auf, ich halte es nicht mehr aus, du bist zu lieb, ich muß dir einen Kuß geben. Komm in ein Haus hinein.«
    »Aber gnädige Frau –« wendete ich ein.
    »Gregor!« sie trat in die nächste offene Flur, ging einige Stufen der dunklen Stiege hinauf, schlang dann mit heißer Zärtlichkeit die Arme um mich und küßte mich.
    »Ach! Severin, du warst sehr klug, du bist als Sklave weit gefährlicher, als ich dachte, ja, ich finde dich unwiderstehlich, ich fürchte, ich werde mich noch einmal in dich verlieben.«
    »Liebst du mich denn nicht mehr?« fragte ich, von einem jähen Schrecken ergriffen.
    Sie schüttelte ernsthaft den Kopf, küßte mich aber wieder mit ihren schwellenden, köstlichen Lippen.
    Wir kehrten in das Hotel zurück. Wanda nahm das Gabelfrühstück und gebot mir, ebenfalls rasch etwas zu essen.
    Ich wurde aber selbstverständlich nicht so rasch bedient, wie sie, und so geschah es, daß ich eben den zweiten Bissen meines Beefsteaks zum Munde führte, als der Garçon eintrat und mit seiner theatralischen Geste rief. »Augenblicklich zu Madame.«
    Ich nahm einen raschen und schmerzlichen Abschied von meinem Frühstück und eilte müde und hungrig Wanda nach, welche bereits in der Straße stand.
    »Für so grausam habe ich Sie doch nicht gehalten, Herrin«, sagte ich vorwurfsvoll, »daß Sie mich nach allen diesen Fatiguen nicht einmal ruhig essen lassen.«
    Wanda lachte herzlich. »Ich dachte, du bist fertig«, sprach sie, »aber es ist auch so gut. Der Mensch ist zum Leiden geboren und du ganz besonders. Die Märtyrer haben auch keine Beefsteaks gegessen.«
    Ich folgte ihr grollend, in meinen Hunger verbissen.
    »Ich habe die Idee, eine Wohnung in der Stadt zu nehmen, aufgegeben«, fuhr Wanda fort, »man findet schwer ein ganzes Stockwerk, in dem man abgeschlossen ist und tun kann, was man will. Bei einem so seltsamen, phantastischen Verhältnisse, wie es das unsere ist, muß alles zusammenstimmen. Ich werde

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