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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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Ruh',
Steuert meine Seele
Deiner Seele zu.«
    Und ich denke an die schöne Frau, die königlich ruhig in ihren weichen Pelzen schläft.
     
    Florenz! Getümmel, Geschrei, zudringliche Fachini und Fiaker. Wanda wählt einen Wagen und weist die Träger ab.
    »Wozu hätte ich denn einen Diener«, spricht sie, »Gregor – hier ist der Schein – hole das Gepäck.«
    Sie wickelt sich in ihren Pelz und sitzt ruhig im Wagen, während ich die schweren Koffer, einen nach dem anderen herbeitrage. Unter dem letzten breche ich einen Augenblick zusammen, ein freundlicher Carabiniere mit intelligentem Gesicht steht mir bei. Sie lacht.
    »Der muß schwer sein«, sagte sie, »denn in dem sind alle meine Pelze.«
    Ich steige auf den Bock und wische mir die hellen Tropfen von der Stirne. Sie nennt das Hotel, der Fiaker treibt sein Pferd an. In wenigen Minuten halten wir vor der glänzend erleuchteten Einfahrt.
    »Sind Zimmer da?« fragt sie den Portier.
    »Ja, Madame.«
    »Zwei für mich, eines für meinen Diener, alle mit Öfen.«
    »Zwei elegante, Madame, beide mit Kaminen für Sie«, entgegnete der Garçon, der herbeigeeilt ist, »und eines ohne Heizung für den Bedienten.«
    »Zeigen Sie mir die Zimmer.«
    Sie besichtigt sie, dann sagt sie kurzweg: »Gut. Ich bin zufrieden, machen Sie nur rasch Feuer, der Diener kann im ungeheizten Zimmer schlafen.«
    Ich sehe sie nur an.
    »Bringe die Koffer herauf, Gregor«, befiehlt sie, ohne meine Blicke zu beachten, »ich mache indes Toilette und gehe in den Speisesaal hinab. Du kannst dann auch etwas zu Nacht essen.«
    Während sie in das Nebenzimmer geht, schleppe ich die Koffer herauf, helfe dem Garçon, der mich über meine »Herrschaft« in schlechtem Französisch auszufragen versucht, in ihrem Schlafzimmer Feuer machen und sehe einen Augenblick mit stillem Neide den flackernden Kamin, das duftige, weiße Himmelbett, die Teppiche, mit denen der Boden belegt ist. Dann steige ich müde und hungrig eine Treppe hinab und verlange etwas zu essen. Ein gutmütiger Kellner, der österreichischer Soldat war und sich alle Mühe gibt, mich deutsch zu unterhalten, führt mich in den Speisesaal und bedient mich. Eben habe ich nach sechsunddreißig Stunden den ersten frischen Trunk getan, den ersten warmen Bissen auf der Gabel, als sie hereintritt.
    Ich erhebe mich.
    »Wie können Sie mich in ein Speisezimmer führen, in dem mein Bedienter ißt«, fährt sie den Garçon an, vor Zorn flammend, dreht sich um und geht hinaus.
    Ich danke indes dem Himmel, daß ich wenigstens ruhig weiteressen kann. Hierauf steige ich vier Treppen zu meinem Zimmer empor, in dem bereits mein kleiner Koffer steht und ein schmutziges Öllämpchen brennt, es ist ein schmales Zimmer ohne Kamin, ohne Fenster, mit einem kleinen Luftloch. Es würde mich – wenn es nicht so hundekalt wäre – an die venetianischen Bleikammern erinnern. Ich muß unwillkürlich laut lachen, so daß es widerhallt und ich über mein eigenes Gelächter erschrecke.
    Plötzlich wird die Türe aufgerissen und der Garçon mit einer theatralischen Geste, echt italienisch, ruft: »Sie sollen zu Madame hinabkommen, augenblicklich! – Ich nehme meine Mütze, stolpere einige Stufen hinab, komme endlich glücklich im ersten Stockwerke vor ihre Türe an und klopfe.
    »Herein!«
     
    Ich trete ein, schließe und bleibe an der Türe stehen.
    Wanda hat es sich bequem gemacht, sie sitzt im Negligé von weißer Mousseline und Spitzen, auf einem kleinen, roten Samtdiwan, die Füße auf einem Polster von gleichem Stoffe und hat ihren Pelzmantel umgeworfen, denselben, in dem sie mir zuerst als Göttin der Liebe erschien.
    Die gelben Lichter der Armleuchter, die auf dem Trumeau stehen, ihre Reflexe in dem großen Spiegel und die roten Flammen des Kaminfeuers spielen herrlich auf dem grünen Samt, dem dunkelbraunen Zobel des Mantels, auf der weißen, glatt gespannten Haut, und in dem roten, flammenden Haare der schönen Frau, welche mir ihr helles, aber kaltes Antlitz zukehrt, und ihre kalten, grünen Augen auf mir ruhen läßt.
    »Ich bin mit dir zufrieden, Gregor«, begann sie.
    Ich verneigte mich.
    »Komm näher.«
    Ich gehorchte.
    »Noch näher«, sie blickte hinab und strich mit der Hand über den Zobel. »Venus im Pelz empfängt ihren Sklaven. »Ich sehe, daß Sie doch mehr sind als ein gewöhnlicher Phantast, Sie bleiben mindestens hinter Ihren Träumen nicht zurück, Sie sind der Mann, was Sie sich auch einbilden mögen, und wäre es das Tollste, auszuführen;

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