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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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peitschte fort.
    »Jetzt erst verstehe ich dich«, rief sie dazwischen, »es ist wirklich ein Genuß, einen Menschen so in seiner Gewalt zu haben und noch dazu einen Mann, der mich liebt – du liebst mich doch? – Nicht – Oh! ich zerfleische dich noch, so wächst mir bei jedem Hiebe das Vergnügen; nun krümme dich doch ein wenig, schreie, wimmere! Bei mir sollst du kein Erbarmen finden.«
    Endlich scheint sie müde.
    Sie wirft die Peitsche weg, streckt sich auf der Ottomane aus und klingelt.
    Die Negerinnen treten ein.
    »Bindet ihn los.«
    Wie sie mir das Seil lösen, schlage ich wie ein Stück Holz zu Boden. Die schwarzen Weiber lachen und zeigen die weißen Zähne.
    »Löst ihm die Stricke an den Füßen.«
    Es geschieht. Ich kann mich erheben.
    »Komm zu mir, Gregor.«
    Ich nähere mich dem schönen Weibe, das mir noch nie so verführerisch erschien wie heute in seiner Grausamkeit, in seinem Hohne.
    »Noch einen Schritt«, gebietet Wanda, »knie nieder und küsse mir den Fuß.«
    Sie streckt den Fuß unter dem weißen Atlassaum hervor und ich übersinnlicher Tor presse meine Lippen darauf.
    »Du wirst mich jetzt einen ganzen Monat nicht sehen, Gregor«, spricht sie ernst, »damit ich dir fremd werde, du dich leichter in deine neue Stellung mir gegenüber findest; du wirst während dieser Zeit im Garten arbeiten und meine Befehle erwarten. Und nun marsch, Sklave!«
     
    Ein Monat ist in monotoner Regelmäßigkeit, in schwerer Arbeit, in schwermütiger Sehnsucht vergangen, in Sehnsucht nach ihr, die mir alle diese Leiden bereitet. Ich bin dem Gärtner zugewiesen, helfe ihm die Bäume, die Hecken stutzen, die Blumen umsetzen, die Beete umgraben, die Kieswege kehren, teile seine grobe Kost und sein hartes Lager, bin mit den Hühnern auf und gehe mit den Hühnern zur Ruhe, und höre von Zeit zu Zeit, daß unsere Herrin sich amüsiert, daß sie von Anbetern umringt ist, und einmal höre ich sogar ihr mutwilliges Lachen bis in den Garten hinab.
    Ich komme mir so dumm vor. Bin ich es bei diesem Leben geworden oder war ich es schon vorher? Der Monat geht zu Ende, übermorgen – was wird sie nun mit mir beginnen, oder hat sie mich vergessen, und ich kann bis zu meinem seligen Ende Hecken stutzen und Bukette binden?
    Ein schriftlicher Befehl.
    »Der Sklave Gregor wird hiermit zu meinem persönlichen Dienst befohlen.
    Wanda Dunajew. «
     

Mit klopfendem Herzen teile ich am nächsten Morgen die damastene Gardine und trete in das Schlafgemach meiner Göttin, das noch von holdem Halbdunkel erfüllt ist.
    »Bist du es, Gregor?« fragt sie, während ich vor dem Kamin knie und Feuer mache. Ich erzitterte bei dem Tone der geliebten Stimme. Sie selbst kann ich nicht sehen, sie ruht unnahbar hinter den Vorhängen des Himmelbettes.
    »Ja, gnädige Frau«, antworte ich.
    »Wie spät?«
    »Neun Uhr vorbei.«
    »Das Frühstück.«
    Ich eile es zu holen und knie dann mit dem Kaffeebrett vor ihrem Bette nieder.
    »Hier ist das Frühstück, Herrin.«
    Wanda schlägt die Vorhänge zurück und seltsam, wie ich sie in ihren weißen Kissen mit dem aufgelösten flutenden Haare sehe, erscheint sie mir im ersten Augenblick vollkommen fremd, ein schönes Weib; aber die geliebten Züge sind es nicht, dieses Antlitz ist hart und hat einen unheimlichen Ausdruck von Müdigkeit, von Übersättigung.
    Oder habe ich für dies alles früher kein Auge gehabt?
    Sie heftet die grünen Augen mehr neugierig als drohend oder etwa mitleidig auf mich und zieht den dunklen Schlafpelz, in dem sie ruht, träge über die entblößte Schulter herauf.
    In diesem Augenblicke ist sie so reizend, so sinnverwirrend, daß ich mein Blut zu Kopf und Herzen steigen fühle, und das Brett in meiner Hand zu schwanken beginnt. Sie bemerkt es und greift nach der Peitsche, die auf ihrem Nachttisch liegt.
    »Du bist ungeschickt, Sklave«, sagte sie, die Stirne runzelnd.
    Ich senke den Blick zur Erde und halte das Brett, so fest ich nur kann, und sie nimmt ihr Frühstück und gähnt und dehnt ihre üppigen Glieder in dem herrlichen Pelz.
     
    Sie hat geklingelt. Ich trete ein.
    »Diesen Brief an den Fürsten Corsini.«
    Ich eile in die Stadt, übergebe den Brief dem Fürsten, einem jungen schönen Mann mit glühenden schwarzen Augen und bringe ihr von Eifersucht verzehrt die Antwort.
    »Was ist dir?« fragt sie hämisch lauernd, »du bist so entsetzlich bleich.«
    »Nichts, Herrin, ich bin nur etwas rasch gegangen.«
     
    Beim Dejeuner ist der Fürst an ihrer Seite, und ich bin

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