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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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für Stufe, hinabstieg und ihr Haar von Zeit zu Zeit an meine Wange schlug und ihr Fuß sich leicht auf mein Knie stemmte, da erbebte ich unter der schönen Last und dachte, ich müßte jeden Augenblick unter ihr zusammenbrechen.
    Das Badezimmer bestand aus einer weiten und hohen Rotunde, welche ihr weiches, ruhiges Licht von oben durch die rote Glaskuppel bekam. Zwei Palmen breiteten ihre großen Blätter als grünes Dach über ein Ruhebett aus roten, sammetnen Polstern, von dem mit türkischen Teppichen belegte Stufen in das weite Marmorbassin hinabführten, welches die Mitte einnahm.
    »Oben auf meinem Nachttisch liegt ein grünes Band«, sagte Wanda, während ich sie auf dem Ruhebett niederließ, »bringe es mir und bringe mir auch die Peitsche.«
    Ich flog die Treppe hinauf und zurück und legte beides kniend in die Hand der Gebieterin, welche sich hierauf das schwere elektrische Haar von mir in einen großen Knoten binden und mit dem grünen Sammetband befestigen ließ. Dann bereitete ich das Bad und zeigte mich recht ungeschickt dabei, da mir Hände und Füße den Dienst versagten, und jedesmal, wenn ich das schöne Weib, das auf den rotsammetnen Polstern lag und dessen holder Leib von Zeit zu Zeit, da und dort, aus dem dunklen Pelzwerk hervorleuchtete, betrachten mußte – denn es war nicht mein Wille, es zwang mich eine magnetische Gewalt – empfand ich, wie alle Wollust, alle Lüsternheit nur in dem Halbverhüllten, pikant Entblößten liegt, und ich empfand es noch lebhafter, als endlich das Bassin gefüllt war und Wanda mit einer einzigen Bewegung den Pelzmantel abwarf, und wie die Göttin in der Tribuna vor mir stand.
    In diesem Augenblick erschien sie mir in ihrer unverhüllten Schönheit so heilig, so keusch, daß ich vor ihr, wie damals vor der Göttin, in die Knie sank und meine Lippen andächtig auf ihren Fuß preßte.
    Meine Seele, welche vor kurzem noch so wilde Wogen geschlagen, floß auf einmal ruhig, und Wanda hatte jetzt auch nichts Grausames mehr für mich.
    Sie stieg langsam die Stufen hinab, und ich konnte mit einer stillen Freude, der kein Atom von Qual oder Sehnsucht beigemischt war, sie betrachten, wie sie in der kristallenen Flut auf- und abtauchte, und wie die Wellen, welche sie selbst erregte, gleichsam verliebt um sie spielten.
    Unser nihilistischer Ästhetiker hat doch recht: ein wirklicher Apfel ist schöner als ein gemalter, und ein lebendiges Weib ist schöner als eine Venus aus Stein.
    Und als sie dann aus dem Bade stieg, und die silbernen Tropfen und das rosige Licht rieselten nur so an ihr herab – eine stumme Verzückung umfing mich. Ich schlug die Linnen um sie, ihren herrlichen Leib trocknend, und jene ruhige Seligkeit blieb mir jetzt auch, als sie wieder, den einen Fuß auf mich, wie auf einen Schemel setzend, in dem großen Sammetmantel auf den Polstern ruhte, die elastischen Zobelfelle sich begehrlich an ihren kalten Marmorleib schmiegten, und der linke Arm, auf den sie sich stützte, wie ein schlafender Schwan, in dem dunklen Pelz des Ärmels lag, während ihre Rechte nachlässig mit der Peitsche spielte.
    Zufällig glitt mein Blick über den massiven Spiegel an der Wand gegenüber, und ich schrie auf, denn ich sah uns in seinem goldenen Rahmen wie im Bilde, und dieses Bild war so wunderbar schön, so seltsam, so phantastisch, daß mich eine tiefe Trauer bei dem Gedanken faßte, daß seine Linien, seine Farben zerrinnen sollen wie Nebel.
    »Was hast du?« fragte Wanda.
    Ich deutete auf den Spiegel.
    »Ah! Es ist in der Tat schön«, rief sie aus, »schade, daß man den Augenblick nicht festhalten kann.«
    »Und warum nicht?« fragte ich, »wird nicht jeder Künstler, auch der berühmteste, stolz darauf sein, wenn du ihm gestattest, dich durch seinen Pinsel zu verewigen?«
    »Der Gedanke, daß diese außerordentliche Schönheit«, fuhr ich, sie mit Begeisterung betrachtend, fort, »diese herrliche Bildung des Gesichtes, dieses seltsame Auge mit seinem grünen Feuer, dieses dämonische Haar, diese Pracht des Leibes für die Weit verloren gehen sollen, ist entsetzlich, und faßt mich mit allen Schauern des Todes, der Vernichtung an; dich aber soll die Hand des Künstlers ihr entreißen, du darfst nicht wie wir anderen ganz und für immer untergehen, ohne eine Spur deines Daseins zurückzulassen, dein Bild muß leben, wenn du selbst schon längst zu Staub zerfallen bist, deine Schönheit muß über den Tod triumphieren!«
    Wanda lächelte.
    »Schade, daß das heutige

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