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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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Italien keinen Titian oder Raphael hat«, sprach sie, »indes vielleicht ersetzt die Liebe das Genie, wer weiß, unser kleiner Deutscher?« Sie sann nach.
    »Ja – er soll mich malen – und ich werde dafür sorgen, daß ihm Amor die Farben mischt.«
     
    Der junge Maler hat in ihrer Villa sein Atelier aufgeschlagen, sie hat ihn vollkommen im Netz. Er hat eben eine Madonna angefangen, eine Madonna mit rotem Haare und grünen Augen! Aus diesem Rasseweibe ein Bild der Jungfräulichkeit machen, das kann nur der Idealismus eines Deutschen. Der arme Bursche ist wirklich beinahe noch ein größerer Esel als ich. Das Unglück ist nur, daß unsere Titania unsere Eselohren zu früh entdeckt hat.
    Nun lacht sie über uns, und wie sie lacht, ich höre ihr übermütiges, melodisches Lachen in seinem Studio, unter dessen offenem Fenster ich stehe und eifersüchtig lausche.
    »Sind Sie toll, mich – ah! es ist nicht zu glauben, mich als Mutter Gottes!« – rief sie und lachte wieder, »warten Sie nur, ich will Ihnen ein anderes Bild von mir zeigen, ein Bild, das ich selbst gemalt habe, sie sollen es mir kopieren.«
    Ihr Kopf, im Sonnenlichte flammend, erschien am Fenster.
    »Gregor!«
    Ich eilte die Stufen hinauf, durch die Galerie in das Atelier.
    »Führe ihn in das Badezimmer«, befahl Wanda, während sie selbst davoneilte.
    Wenige Augenblicke und Wanda kam, nur mit dem Zobelpelz bekleidet, die Peitsche in der Hand, die Treppe herab und streckte sich wie damals auf den Sammetpolstern aus; ich lag zu ihren Füßen und sie setzte den Fuß auf mich, und ihre Rechte spielte mit der Peitsche. »Sieh mich an«, sprach sie, »mit deinem tiefen, fanatischen Blick – so – so ist es recht.«
    Der Maler war entsetzlich bleich geworden, er verschlang die Szene mit seinen schönen, schwärmerischen, blauen Augen, seine Lippen öffneten sich, aber blieben stumm.
    »Nun, wie gefällt Ihnen das Bild?«
    »Ja – so will ich Sie malen«, sprach der Deutsche, aber es war eigentlich keine Sprache, es war ein beredtes Stöhnen, das Weinen einer kranken, sterbenskranken Seele.
     
    Die Zeichnung mit der Kohle ist fertig, die Köpfe, die Fleischpartien sind grundiert, ihr diabolisches Antlitz tritt bereits in einigen kecken Strichen hervor, in dem grünen Auge blitzt Leben.
    Wanda steht, die Arme auf der Brust verschränkt, vor der Leinwand.
    »Das Bild soll, wie viele der venetianischen Schule, zugleich ein Porträt und eine Historie werden«, erklärt der Maler, der wieder totenbleich ist.
    »Und wie wollen Sie es dann nennen?« fragt sie; »aber was ist Ihnen, sind Sie krank?«
    »Ich fürchte –« antwortete er, mit einem verzehrenden Blicke auf das schöne Weib im Pelz, »aber sprechen wir von dem Bilde.«
    »Ja, sprechen wir von dem Bilde.«
    »Ich denke mir die Liebesgöttin, welche zu einem sterblichen Manne aus dem Olymp herabgestiegen ist und auf dieser modernen Erde frierend ihren hehren Leib in einem großen, schweren Pelz und ihre Füße in dem Schoße des Geliebten zu wärmen sucht; ich denke mir den Günstling einer schönen Despotin, welche den Sklaven peitscht, wenn sie müde ist, ihn zu küssen, und von ihm um so wahnsinniger geliebt wird, je mehr sie ihn mit Füßen tritt, und so werde ich das Bild ›Venus im Pelz‹ nennen.«
     

Der Maler malt langsam. Um so rascher wächst seine Leidenschaft. Ich fürchte, er nimmt sich am Ende noch das Leben. Sie spielt mit ihm und gibt ihm Rätsel auf, und er kann sie nicht lösen und fühlt sein Blut rieseln – sie aber unterhält sich dabei.
    Während der Sitzung nascht sie Bonbons, dreht aus den Papierhülsen kleine Kugeln und bewirft ihn damit.
    »Es freut mich, daß Sie so gut aufgelegt sind, gnädige Frau«, spricht der Maler, »aber Ihr Gesicht hat ganz jenen Ausdruck verloren, den ich zu meinem Bilde brauche.«
    »Jenen Ausdruck, den Sie zu Ihrem Bilde brauchen«, erwiderte sie lächelnd, »gedulden Sie sich nur einen Augenblick.«
    Sie richtet sich auf und versetzt mir einen Hieb mit der Peitsche; der Maler blickt sie starr an, in seinem Antlitz malt sich ein kindliches Staunen, mischt sich Abscheu und Bewunderung.
    Während sie mich peitscht, gewinnt Wandas Antlitz immer mehr jenen grausamen, höhnischen Charakter, der mich so unheimlich entzückt.
    »Ist das jetzt jener Ausdruck, den Sie zu Ihrem Bilde brauchen?« ruft sie. Der Maler senkt verwirrt den Blick vor dem kalten Strahl ihres Auges.
    »Es ist der Ausdruck –« stammelt er, »aber ich kann jetzt nicht

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