Venus im Pelz
Er wird sie malen und dabei verrückt werden.
Ein sonniger Wintertag, auf den Blättern der Baumgruppen, auf dem grünen Plan der Wiese zittert es wie Gold. Die Kamelien am Fuße der Galerie prangen im reichsten Knospenschmuck. Wanda sitzt in der Loggia und zeichnet, der deutsche Maler aber steht ihr gegenüber, die Hände wie anbetend ineinander gelegt und sieht ihr zu, nein, er blickt in ihr Antlitz und ist ganz versunken in ihren Anblick, wie entrückt.
Sie aber sieht es nicht, sie sieht auch mich nicht, wie ich mit dem Spaten in der Hand die Blumenbeete umgrabe, nur um sie zu sehen, ihre Nähe zu fühlen, die wie Musik, wie Poesie auf mich wirkt.
Der Maler ist fort. Es ist ein Wagnis, aber ich wage es. Ich trete zur Galerie hin, ganz nahe und frage Wanda: »Liebst du den Maler, Herrin?«
Sie sieht mich an, ohne mir zu zürnen, schüttelt den Kopf, und endlich lächelt sie sogar.
»Ich habe Mitleid mit ihm«, antwortet sie, »aber ich liebe ihn nicht. Ich liebe niemand. Dich habe ich geliebt, so innig, so leidenschaftlich, so tief wie ich nur lieben konnte , aber jetzt liebe ich auch dich nicht mehr, mein Herz ist öde, tot, und das macht mich wehmütig.«
»Wanda!« rief ich schmerzlich ergriffen.
»Auch du wirst mich bald nicht mehr lieben«, fuhr sie fort, »sag' es mir, wenn es einmal so weit ist, ich will dir dann die Freiheit zurückgeben.«
»Dann bleibe ich mein ganzes Leben dein Sklave, denn ich bete dich an und werde dich immer anbeten«, rief ich, von jenem Fanatismus der Liebe ergriffen, der mir schon wiederholt so verderblich war.
Wanda betrachtete mich mit einem seltsamen Vergnügen. »Bedenke es wohl«, sprach sie, »ich habe dich unendlich geliebt und war despotisch gegen dich, um deine Phantasie zu erfüllen, jetzt zittert noch etwas von jenem süßen Gefühl als innige Teilnahme für dich in meiner Brust, wenn auch dies verschwunden ist, wer weiß, ob ich dich dann frei gebe, ob ich dann nicht wirklich grausam, unbarmherzig, ja roh gegen dich werde, ob es mir nicht eine diabolische Freude macht, während ich gleichgültig bin oder einen anderen liebe, den Mann, der mich abgöttisch anbetet, zu quälen, zu foltern, und an seiner Liebe für mich sterben zu sehen. Bedenke das wohl!«
»Ich habe alles längst bedacht«, erwiderte ich, wie im Fieber glühend, »ich kann nicht sein, nicht leben ohne dich; ich sterbe, wenn du mir die Freiheit gibst, laß mich dein Sklave sein, töte mich, aber stoße mich nicht von dir.«
»Nun, so sei mein Sklave«, erwiderte sie, »aber vergiß nicht, daß ich dich nicht mehr liebe, und daß deine Liebe daher keinen größeren Wert für mich hat, wie die Ähnlichkeit eines Hundes, und Hunde tritt man.«
Heute habe ich die mediceische Venus besucht.
Es war noch zeitig, der kleine achteckige Saal der Tribuna wie ein Heiligtum mit Dämmerlicht gefüllt, und ich stand, die Hände gefaltet, in tiefer Andacht vor dem stummen Götterbilde.
Aber ich stand nicht lange.
Es war noch kein Mensch in der Galerie, nicht einmal ein Engländer, und da lag ich auf meinen Knien und blickte auf den holden, schlanken Leib, die knospende Brust, in das jungfräulich wollüstige Angesicht mit den halbgeschlossenen Augen, auf die duftigen Locken, welche zu beiden Seiten kleine Hörner zu verbergen scheinen
Die Klingel der Gebieterin.
Es ist Mittag. Sie aber liegt noch im Bett, die Arme im Nacken verschlungen.
»Ich werde baden«, spricht sie, »und du wirst mich bedienen. Schließe die Türe.«
Ich gehorchte.
»Nun geh hinab und versichere dich, daß auch unten gesperrt ist.«
Ich stieg die Wendeltreppe hinab, die aus ihrem Schlafgemache in das Badezimmer führte, die Füße brachen mir, ich mußte mich auf das eiserne Geländer stützen. Nachdem ich die Türe, welche in die Loggia und den Garten mündete, verschlossen fand, kehrte ich zurück. Wanda saß jetzt mit offenem Haar, in ihrem grünen Sammetpelz auf dem Bett. Bei einer raschen Bewegung, welche sie machte, sah ich, daß sie nur mit dem Pelze bekleidet war und erschrak, ich weiß nicht warum, so furchtbar, wie ein zum Tode Verurteilter, welcher weiß, daß er dem Schafott entgegen geht, doch beim Anblick desselben zu zittern beginnt.
»Komm, Gregor, nimm mich auf die Arme.«
»Wie, Herrin?«
»Nun, du sollst mich tragen, verstehst du nicht?«
Ich hob sie auf, so daß sie auf meinen Armen saß, während die ihren sich um meinen Nacken schlangen, und wie ich so mit ihr die Treppe langsam, Stufe
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