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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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gekommen ist?“, wollte ich wissen.
    „Da habe ich jemanden geopfert. Dieses Mal konnte Nuada auf meinen Ruf ganz einfach in diese Welt wechseln.“
    „Das kann nicht stimmen“, sagte ich nervös.
    Clint sah mich nicht an, sondern berührte stattdessen Rhiannons tränenfeuchte Wange mit einer Hand, während er die andere gegen den Stamm der Sumpfeiche drückte. Er schloss die Augen und schien sich in sich zurückzuziehen. Seine Aura pulsierte so hell, dass ich meine Augen abschirmen musste. Als das Licht verlöscht war, sah er mich an. Er wirkte unglaublich traurig.
    „Sie sagt die Wahrheit.“
    „Nun, wenn wir Blut brauchen, ich habe genügend davon. Es läuft mir aus der Seite“, rief ich frustriert aus.
    Rhiannon schüttelte langsam den Kopf. „Es muss ein Tod sein. Diese Lektion habe ich in Partholon nur zu gut gelernt. Pryderi hat sie Bres gelehrt, und Bres lehrte sie mich.“
    Ich war überrascht, zu sehen, wie ihr Gesicht immer blasser wurde, bis es schließlich vollkommen farblos zu sein schien.
    „Das Dreigesicht des Bösen schwelgt im Tod.“
    Ich erinnerte mich an die Geschichten, die Alanna mir über Rhiannons missratene Versuche, den Platz mit mir zu tauschen, erzählt hatte. Alanna hatte deutlich gemacht, dass diese „Experimente“ mehrere Tote zur Folge hatten. Pryderis Bösartigkeit hatte ich zur Genüge selbst erlebt.
    „Fein. Dann holen wir uns ein Tier.“ Der Gedanke daran, irgendeinem armen Geschöpf die Kehle durchzuschneiden, um es zu opfern, verursachte mir Übelkeit, aber es war um Welten besser als die Alternative.
    „Das reicht nicht.“ Rhiannon starrte mich an. „Um einen Menschen über die Grenze zu bringen, musst du einen Menschen opfern.“
    Hilfe suchend sah ich Clint an. Er nickte in langsamer Zustimmung.
    Meine Schultern sackten herab.
    Nie mehr zurückkehren. Ich würde niemals wieder zurückkehren können. Das ganze Ausmaß dieses Wissens erdrückte mich. Ich schloss die Augen und spürte, wie sich vereinzelte Tränen mit dem feuchten Moos mischten.
    Wie kann das eine Wahl sein? Diesen wütenden Gedanken schickte ich an meine Göttin. Wenn das hier die Regel ist, hat die Entscheidung wenig damit zu tun, was Clint oder ich wollen.
    Die Entscheidung, zurückzukehren, war deine, Geliebte. Die Wahl, dich zurückzuschicken, ist die des Schamanen.
    Die verwirrende Antwort schwebte lieblich durch meinen Kopf.
    Ich hörte eine Bewegung neben mir und öffnete die Augen. Clint stand so dicht neben mir, dass seine rechte Seite beinahe meine verwundete linke Seite berührte. Er hatte Rhiannon mit sich gezerrt und hielt sie fest am Handgelenk. Sie wehrte sich jedoch nicht, sondern stand still neben ihm. Mir kam der Gedanke, wie seltsam wir drei wohl aussehen mussten. Clint flankiert von zwei Frauen, die sich so ähnlich sahen wie Spiegelbilder.
    Ich schaute ihn fragend an. Sein Blick war erfüllt von tiefer Traurigkeit, doch er war entschlossen. Es machte mir Angst.
    „Das ist meine Entscheidung, Shannon. Vergiss das niemals – ich tue das freiwillig.“
    Bevor ich ihn fragen konnte, was er damit meinte, wandte er sich an Rhiannon. Seine Stimme war tief und beruhigend.
    „Ich kann dich nicht alleine hierlassen, das weißt du.“ Es klang wie Koseworte. „Das ist es, was von Anfang an schiefgelaufen ist. Du bist zu oft allein gelassen worden. Es gab niemanden, der dich angeleitet hat.“
    Rhiannon antwortete nicht, aber ihre Augen weiteten sich, und ihr Kopf zuckte zustimmend nach vorn.
    Clint lächelte sie liebevoll an. „Ich werde dich oder deine Tochter nie mehr allein lassen. Niemals.“
    Dann wandte er sich wieder an mich. „Ich verstehe es jetzt. Erinnerst du dich an deine Bitte, dass ich Mitleid mit ihr haben soll? Sie braucht kein Mitleid. Sie braucht Mitgefühl. Sie braucht jemanden, der sich um sie kümmert, auf sie aufpasst, sie an einen Ort bringt, wo sie weder sich noch anderen jemals wieder wehtun kann, einschließlich des Kindes, das sie in sich trägt.“ Er berührte meine Wange. „Wie kann ich ihr anders helfen, als sie zu lieben, mein Shannon-Mädchen?“
    Clint ließ seine Hand sinken und griff in die tiefe Tasche seines daunengefütterten Mantels. Als er sie wieder herauszog, umfasste sie Rhiannons Stilett.
    „Clint?“, fragte ich, unfähig, die Angst aus meiner Stimme herauszuhalten.
    „Pst“, sagte er ruhig. „Es ist alles entschieden.“
    Er zog Rhiannon an sich und ließ ihr Handgelenk los, um einen Arm um ihre Schultern zu schlingen, womit er

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