Verbannt
Toten können mir nichts anhaben.“ Mit einer gebieterischen Geste seiner klauenbewehrten Hand zeigte er auf Bres’ leere Hülle.
„Da irrst du dich“, sagte Clint langsam und deutlich. „Bres war eine Anomalie aus einer anderen Welt und hatte als solche keine Macht über dich. Die, die dich jetzt einkreisen, sind die Geister toter Krieger, Beschützer dieses Waldes und dieser Welt. Ich habe sie erweckt.“ Ich hörte das leichte Lächeln in seiner Stimme. „So wie sie mich vor langer Zeit erweckt haben. Jetzt verbannen wir dich und deinen finsteren Gott für immer von diesem Ort, an den keiner von euch gehört, und schicken euch zurück in euer dunkles Reich.“
Zischend wie ein Reptil sprang Nuada auf Clint zu. Mit einer Geschwindigkeit, die ein lebendiger Krieger niemals erreichen könnte, blockierte der am nächsten stehende Geist seinen Weg und schlug mit der tödlichen Klinge seines Kriegsbeils nach der Kreatur. Anstatt harmlos durch Nuadas Körper zu gleiten, schnitt es fein säuberlich in das dunkle Fleisch. Bevor das Echo von Nuadas gequältem Schrei verklungen war, zerfiel das verletzte Stück Fleisch zu Asche und löste sich in der schneeschwangeren Luft auf.
Tausend Kampfschreie ertönten zwischen den Bäumen, als die geisterhafte Armee vorwärtsdrängte und Nuadas kreischenden Körper umringte. Bald konnte ich nur noch eine sich windende Masse sehen, die von den zornigen Geistern der Krieger eingehüllt wurde.
Dann herrschte Stille.
Glitzernd wie ein lange vergessener Traum lösten die Krieger sich auf. Von Nuada war nur ein kleines Häufchen Asche auf dem weißen Schneeteppich übrig geblieben.
Es hatte aufgehört zu schneien.
„Schamane, können wir dir noch weiter zu Diensten sein?“, wandte sich einer der alten Männer respektvoll an Clint.
„Nein, mein Freund, aber ich danke euch.“ Clints Aura umrahmte ihn mit ihrem saphirblauen Schein.
Der Alte sagte feierlich: „Mein Herz verspürt Freude, weil die Wunden im Inneren des Weißen Schamanen verheilt sind.“
Die Worte klangen aus seinem Mund so wundervoll, als würde jede einzelne Silbe ein eigenes Geheimnis in sich bergen. Dann kniff er die Augen zusammen und trat näher an Clint heran. Er sah ihn eindringlich an. Für einen Moment fiel es leicht, sich vorzustellen, dass er direkt in Clints Seele schauen konnte.
Der alte Indianer legte besorgt seine Stirn in tiefe Falten. „Denk nach, mein Sohn.“ Seine kratzige Stimme klang unendlich traurig. „Du musst sicher sein, dass das der Weg ist, den du gehen willst. Er ist sehr lang.“
Überraschung huschte über Clints Gesicht, aber er fing sich schnell wieder.
„Ich danke dir, weiser Mann. Ich werde mich daran erinnern.“
„Wir werden uns wiedersehen, Weißer Schamane. Bis dahin sei das Glück mit dir, mein Sohn.“
Mit diesen Worten drehte der alte Mann sich um und verließ wie schon die anderen schweigend die Lichtung.
„Auf Wiedersehen, Vater“, rief Clint dem altersgebeugten Rücken hinterher. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit mir zu und beeilte sich, zu mir zu kommen. Er hockte sich neben mich und zog mich in seine Arme.
„Glaubst du, dass du laufen kannst?“, fragte er leise.
In seiner Umarmung wurde mir warm, und der Schmerz in meiner Seite ließ ein wenig nach.
„Nein!“, schrie Rhiannon.
Sie kam auf Clint zugestürzt, das Messer erhoben, um zuzustechen.
Clint reagierte schnell und stellte sich ihrem Angriff in den Weg. Mit der Leichtigkeit, die aus dem Selbstvertrauen des wahren Kriegers erwächst, wehrte er ihren Schlag ab und verdrehte ihr Handgelenk, bis sie losließ und das Messer in den Schnee fiel.
Er hielt sie fest im Griff und hob die Waffe auf. Dann wandte er sich mit grimmiger Endgültigkeit an Rhiannon: „Es ist vorbei, Rhiannon. Ich werde das nicht mehr tolerieren.“
„Du!“ Sie spuckte ihm die Worte förmlich ins Gesicht. „Du! Als wenn du Einfluss auf die Handlungen einer Göttin hättest.“ Ihre Stimme klang heiser vor Ekel und Empörung.
„Ich würde mir niemals anmaßen, einer Göttin etwas zu befehlen, aber du bist keine Göttin.“
Die Sanftheit in Clints Stimme überraschte mich.
„Lügen!“, kreischte Rhiannon. „Ich bin Eponas Auserwählte, Geliebte einer Göttin, ihre Inkarnation. Und ich bin schwanger mit einer Tochter von Epona.“
„Nein“, sagte ich leise in die leere Stille, die ihren Worten folgte. „Du warst mal ihre Auserwählte, aber das bist du nicht mehr.“
„Ich schätze, du glaubst, dass du
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