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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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auf einen Hocker setzte, wirkte Lisbeth so ernst, dass er einen beunruhigten Stich verspürte. Sie kam wie immer ohne Umschweife zur Sache.
    »Ich muss mir Geld leihen.«
    Mikael lächelte sein einfältigstes Lächeln und tastete nach seiner Brieftasche.
    »Okay. Wie viel?«
    »120 000 Kronen.«
    »Hoppla.« Er steckte seine Brieftasche wieder ein. »So viel Geld habe ich nicht dabei.«
    »Ich mache keine Witze. Ich muss mir 120 000 Kronen leihen, für - sagen wir mal - sechs Wochen. Ich habe da so eine Möglichkeit, Geld zu investieren, aber ich kenne niemand, an den ich mich wenden könnte. Du hast im Moment ungefähr 140 000 auf deinem Konto. Du bekommst das Geld natürlich zurück.«
    Mikael verkniff sich die Frage, woher sie seinen Kontostand kannte. Er nutzte das Internetbanking, da lag die Antwort auf der Hand.
    »Du brauchst dir kein Geld von mir zu leihen«, sagte er. »Wir haben noch nicht über deinen Anteil geredet, aber der wird gut und gerne den Betrag abdecken, den du dir ausleihen willst.«
    »Anteil?«
    »Ich werde noch ein wahnsinnig hohes Honorar von Henrik Vanger einstreichen, und zum Jahreswechsel rechnen wir ab. Ohne dich wäre ich tot und Millennium untergegangen. Ich habe vor, dieses Honorar mit dir zu teilen. Fifty-fifty.«
    Lisbeth sah ihn forschend an. Auf ihrer Stirn hatte sich eine Falte gebildet. Mikael hatte sich langsam an ihr minutenlanges Schweigen gewöhnt und ließ sie in Ruhe nachdenken. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    »Ich will dein Geld nicht.«
    »Aber …«
    »Ich will keine einzige Krone von dir.« Auf einmal setzte sie wieder ihr schiefes Grinsen auf. »Es sei denn, das Geld kommt in Form von Geburtstagsgeschenken.«
    »Ich weiß gar nicht, wann du Geburtstag hast.«
    »Du bist doch Journalist. Finde es raus.«
    »Wirklich, Lisbeth, ich meine es ernst, ich will dieses Geld mit dir teilen.«
    »Ich meine es auch ernst. Ich will dein Geld nicht. Ich will mir 120 000 Kronen leihen, und ich brauche sie morgen.«
    Mikael schwieg. Sie fragt nicht einmal, wie groß ihr Anteil ist. »Okay, ich gehe heute mit dir zur Bank und leihe dir die Summe, die du haben willst. Aber zum Jahreswechsel sprechen wir noch mal über deinen Anteil.« Er hob die Hand. »Wann hast du denn eigentlich Geburtstag?«
    »In der Walpurgisnacht«, sagte sie. »Passt prima, was? Da lauf ich dann mit einem Besen zwischen den Beinen rum.«
     
    Sie landete um halb acht Uhr abends in Zürich und nahm ein Taxi zum Hotel Matterhorn. Sie hatte ein Zimmer auf den Namen Irene Nesser gebucht und wies sich mit einem norwegischen Pass aus. Irene Nesser hatte schulterlanges blondes Haar. Die Perücke hatte sie in Stockholm gekauft und 10 000 Kronen ihres Darlehens von Mikael Blomkvist darauf verwendet, sich über einen der obskuren Kontakte von Plagues internationalem Netzwerk zwei Pässe zu besorgen.
    Sie ging sofort auf ihr Zimmer, schloss die Tür ab und zog sich aus. Dann legte sie sich aufs Bett und guckte an die Decke des Zimmers, das 1600 Kronen pro Nacht kostete. Sie fühlte sich leer. Die Hälfte der Summe, die sie sich von Mikael geliehen hatte, war schon unter die Leute gebracht. Obwohl sie ihre eigenen Ersparnisse dazugegeben hatte, war ihr Budget schon recht schmal. Sie hörte auf nachzudenken und schlief rasch ein.
    Um kurz nach fünf Uhr morgens wachte sie auf. Als Erstes duschte sie und verwandte dann einige Zeit darauf, das Tattoo auf ihrem Hals mit einer dicken Schicht hautfarbener Creme abzudecken und den Übergang mit Puder zu kaschieren. Der nächste Punkt auf ihrer Checkliste war die Anmeldung im Schönheitssalon eines wesentlich teureren Hotels um halb sieben. Sie kaufte sich noch eine blonde Perücke, diesmal mit einer Pagenfrisur. Danach Maniküre, rote Nägel auf ihre abgebissenen Stummel kleben lassen, falsche Wimpern, noch mehr Puder, Rouge und schließlich Lippenstift und anderes Geschmier. Kosten: knapp 8000 Kronen.
    Sie bezahlte mit einer Kreditkarte, die auf den Namen Monica Sholes ausgestellt war, und legte einen englischen Pass mit demselben Namen vor, der ihre Identität bestätigte.
    Der nächste Anlaufpunkt war Camille’s House of Fashion , 150 Meter die Straße herunter. Nach einer Stunde kam sie in schwarzen Stiefeln, schwarzer Strumpfhose, einem sandfarbenen Rock mit passender Bluse, einer taillenkurzen Jacke und einer Baskenmütze wieder heraus. Lauter teure Markenkleidung. Sie hatte eine Verkäuferin die Auswahl treffen lassen. Sogar eine exklusive Aktentasche aus Leder

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