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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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ehrfürchtig. Gewöhnlich blieb ihr Dienstherr stehen und wechselte ein paar freundliche Worte mit ihnen, doch heute schien er sie nicht einmal wahrzunehmen. Er ging die Treppe hinauf und betrat die Galerie mit den Portraits seiner Ahnen. Verwundert schritt er den roten Teppich entlang, der bis zum Ende des Flurs führte. Wie unendlich lang dieser Gang ihm doch schien! Es war ihm früher nie aufgefallen. Oder erging es ihm nur heute so?
    Er blickte zu den Bildern seiner Vorfahren empor, die aus ihren prächtigen Rahmen auf ihn herabschauten. Plötzlich kam es ihm so vor, als könnte er hinter den steifen Gesichtszügen der Portraits Mitleid erkennen.
    „Du bist ein Narr!" schimpfte er mit sich selber. Offensichtlich hatte er beim Holzhacken einen leichten Sonnenstich bekommen. Anders konnte er sich diese wirren Gedanken nicht erklären. Er wandte sich um und lenkte seine Schritte auf die Bibliothek zu. Er würde in den Park gehen, sich ein schattiges Plätzchen suchen und diese merkwürdige Stimmung durch ein gutes Buch und einen Apfel vertreiben. Entschlossen schritt Wilcox seinen Gemächern entgegen, doch ohne weiter nachzudenken, befand er sich plötzlich vor Philippes Zimmer wieder. Er blieb stehen und legte seine Hand auf die Türklinke.
    ,Sollte ich diesen Ort der Erinnerung betreten?' fragte er sich unsicher, doch dann öffnete er die Tür. Nach der Abfahrt des jungen Grafen hatte das Stubenmädchen gründlich saubergemacht und das Bett, in welchem Philippe beinahe den Tod gefunden hatte, frisch bezogen. Das Schlafgemach erwartete seinen nächsten Gast.
    Warum bewegte ihn dieser Gedanke so? Natürlich hatte ihm der Abschied von Philippe leid getan, zumal er den jungen Mann in diesem verwirrten Zustand reisen lassen mußte. Aber es war besser so! Philippe war in guten Händen, denn Thomas würde auf ihn achtgeben. Gerade war er im Begriff, den Raum zu verlassen, als sein Blick auf die angelehnte Tür des riesigen Kleiderschranks fiel. Er wollte sie schließen, doch statt dessen öffnete er sie. Der Schrank war fast leer. Nur der elfenbeinfarbene Samtanzug, den er Philippe nach dessen Genesung überreichen ließ, war, ordentlich gefaltet, zurückgelassen worden. Wilcox überkam das große Verlangen, diese Kleidungsstücke zu berühren. Doch dann wandte er sich mit einem Ruck ab. Philippe hatte offensichtlich nichts mitgenommen, was ihn an seinen Aufenthalt in Blenfield erinnern konnte. Er würde Wilcox vergessen. Eilig verließ der Lord diesen Ort, der ohne Philippe kein Leben mehr in sich barg.
    Als er die Bibliothek betrat, war er zunächst froh, eine vertraute Umgebung zu sehen. Er ging zu den Regalen mit den dicken Folianten und suchte sie nach seinen Lieblingswerken ab. Reihe für Reihe durchlief er mit seinen Fingern und bemühte sich, die verblichenen Goldlettern zu entziffern. Doch plötzlich hielt er inne, denn etwas war auch hier anders.
    Dann begriff er mit einem kalten Schauer: Es war die Stille des Raumes, die auf ihm lastete. Hier, wo er immer Trost und Geborgenheit gefunden hatte, wartete nun leeres Schweigen.
    Philippe und der Major unternahmen nun häufiger lange Spaziergänge am Strand. Einige Male war die Sonne im Meer versunken, um bald darauf vom klaren Mond abgelöst zu werden. Auch an diesem Abend wurden die beiden Männer Zeugen eines beeindruckenden Mondaufganges, doch da ein Sturm aufkam, kehrten sie zeitig von ihrem Ausflug zurück.
    Philippe war heute auffallend ruhig. Nachdenklich schaute der Major ihn an. Er ahnte, was in ihm vorging. Philippe liebte den Lord mit einer Inbrunst, die der Major nie vorher bei einem Menschen beobachtet hatte. Es waren das Sehnen und die Leidenschaft der Jugend, die den Unglücklichen verzehrten. Jetzt allerdings saß er ruhig in einem Sessel und betrachtete das Portrait von Lady Catherine. Äußerlich schien der Jüngling vollkommen gefaßt. Doch der Schein trog. Dessen war der Major gewiß.
    Obwohl es stürmisch war, bat Philippe darum, die Fenster öffnen zu dürfen. Bald war der Salon erfüllt von dem Geruch der brandenden Meereswogen, die machtvoll gegen die Klippen schlugen. Dies, so dachte der Major, war das treffende Abbild von Philippes Innerstem.
    Der junge Mann wandte sich von dem Portrait ab und blickte hinaus. „In einer Nacht wie dieser", erklärte er mit einem wehmütigen Lächeln, „bin ich in Blenfield angekommen. Erinnerst du dich?"
    „Wie sollte ich? Ich habe tief und fest geschlafen. Selbst ein Kugelblitz hätte mich nicht

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