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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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langen Jahre lebte sie hier. Nichts ließ sie sich anmerken, und jedem Menschen begegnete sie mit derselben Wärme und Gelassenheit wie zuvor. Doch nach dem Tod ihres Geliebten weihte sie ihr Leben dem Dienst an den Armen und Bedürftigen. Sie wurde geliebt, wie alle Kellinghursts geliebt werden." Die Monotonie ihrer Stimme wurde durch ein leichtes Zittern unterbrochen, als sie weitersprach. „Und als sie zu Grabe getragen wurde, war sie so schön wie eine junge Herrscherin, wie damals, als ihr Geliebter sie verließ. Nun hat ihr unruhiges Herz ewige Ruhe gefunden."
    Mit diesen Worten verneigte sie sich leicht und zog sich – mit einem ehrfürchtigen Blick auf das Portrait – zurück.
    „O Mann", setzte der Major behutsam ein. „Es tut mir so leid, Philippe." Er zog den Jungen am Arm etwas näher an sich heran, da er bemerkte, daß sich seine Gesichtsfarbe verändert hatte. „Wilcox hat ihr natürlich nichts von dir geschrieben, außer daß du der Sohn von Charlotte Anstruther bist. Es ist meine Schuld. Ich hätte sie direkt instruieren sollen, uns mit ihren Gefühlen zu verschonen."
    „O nein, nein!" Philippe machte eine beschwichtigende Handbewegung. „Mach dir keine Gedanken. Mich hat diese Geschichte sehr gerührt, und ich bewundere Lady Catherine für die Haltung, die sie bewahrt hat." Ehrfurchtsvoll schaute er zu ihrem schönen Gesicht empor. „Was meinst du, Livingston? Ist sie nun wirklich glücklich?" fragte er nachdenklich.
    Verunsichert schaute ihn der Major an. „Ja, sie ist bestimmt erleichtert gewesen, als sie ihn dann wiedersah. Oder wie soll man so etwas ausdrücken?" Er ärgerte sich über seine eigene Unbeholfenheit, da er nicht vermochte, Philippes Gedanken zu zerstreuen.
    Dieser schien mit der Antwort zufrieden, denn er hatte bereits etwas anderes erblickt und steuerte zielstrebig auf den Kaminsims zu. „Oh, Livingston, schau nur."
    Der Major trat ebenfalls an den Kamin und erblickte zu seinem Schrecken einige elfenbeingerahmte Miniaturbildnisse, welche Mitglieder der Familie Kellinghurst darstellten. Er wußte, daß Lady Catherine Wilcox besonders in ihr Herz geschlossen hatte, und somit war es nicht verwunderlich, daß zwei dieser kleinen Portraits ihren Neffen auf das vorteilhafteste zeigten.
    „Ich werde sie sofort von Miss Allen entfernen lassen. Ich möchte nicht, daß du dich weiter aufregst. Du sollst hier deine Ruhe finden, Philippe", sagte der Major. Auch das hätte die Haushälterin natürlich vorher erfahren müssen.
    „Nein, Livingston. Bitte, ich möchte dieses Bild bei mir tragen." Vorsichtig ergriff er das Portrait, das den Lord als jungen Mann darstellte. Er war an einen moosbewachsenen Felsen gelehnt und schaute den Betrachter direkt mit jenen unergründlichen Augen an, welche die Menschen schon immer gebannt hatten. Behutsam steckte Philippe es in die Tasche seines Jacketts.
    „So hör doch auf mich", forderte Livingston ihn auf.
    „Sorge dich nicht, Thomas." Wieder machte Philippe jene beschwichtigende Handbewegung. „Ich möchte nicht unhöflich sein. Aber wenn ich hier meine Ruhe finden soll, so mußt du mir überlassen, was mir helfen wird. Wilcox hat es nicht verdient, daß seine Bilder aus diesem Haus verbannt werden, wo ihm bis zum heutigen Tag eine große Achtung entgegengebracht wird. Ich möchte ihn nicht aus meinem Herzen ausschließen, weil er nicht das gleiche empfindet wie ich. Er verdient es so wie kein anderer, daß ich ihm mit Achtung begegne. Niemals hat ein Mensch mehr für mich getan als er."
    Der Major blickte ihn gerührt an. „Du machst es dir nicht leicht, mein Junge, aber dein Mut gefällt mir."
    Philippe lächelte ihn an, denn er wußte, daß der Freund des Lords ihn verstand.
    „Ich möchte ein wenig am Meer spazierengehen."
    „Na gut. Ich sehe schon, daß du alleine sein willst." Mit diesen Worten zog er Philippe an eines der beiden Fenster. „Schau dort", sagte Livingston und wies auf die Felsklippen. „Da hinten gibt es einen schmalen Muschelpfad, auf dem du ohne Gefahr hinunter in die Bucht gelangst. Aber bleib nicht zu lange fort. Ich bin mir sicher, daß Miss Allen uns heute noch köstliche Dinge auftischen wird."
    „Ich werde früh genug wieder hiersein. Mach dir keine Sorgen", antwortete Philippe, während er schon zur Tür hinausging.
    Sofort fand er den Pfad, den ihm der Major beschrieben hatte und dem er über viele Windungen und Schleifen bis hinunter ans Meer folgte. Die Küste war an dieser Stelle nicht so wild und

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