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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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steil wie hinter dem Haus, und sanfte Wellen plätscherten auf den weißen Kieselstrand.
    Endlich war er allein. So sehr er die Gesellschaft Livingstons schätzte, so schwer war es für ihn, sich auf längere Gespräche mit ihm einzulassen, weil sich stets die eigenen Gefühle in den Vordergrund drängten. Zu stark waren sie, als daß er sich ruhig mit ihnen auseinandersetzen konnte. Mit aller Macht drängten sie an die Oberfläche und verlangten nach einer Antwort. Und Philippe wußte, daß es um eine endgültige Antwort ging. Sein Herz fing wieder an, heftiger zu schlagen, als er das Miniaturbild aus seiner Tasche zog. Lange schaute er es an: Der Blick des Lords traf seine Augen wie die Wellen, die sanft aufschlugen, um sich sofort wieder flüsternd zurückzuziehen.
    Hastig stopfte Philippe das Bild zurück in das Jackett und begann den Strand entlangzulaufen. Er rannte immer schneller, immer verzweifelter. Er spürte, daß er seinen Schmerz nicht mehr aufhalten konnte. ,Wie das Zerspringen feinen Porzellans', hörte er immer wieder die Stimme Miss Allens.
    Und während er rannte, spürte er einen heißen Schmerz, der sich unaufhaltsam in ihm ausbreitete. Eine unerfüllte Sehnsucht, eine verborgene Liebesglut war es, welche die Kraft seines Herzens langsam aufzehrte. Erschöpft sank er nieder und schloß die Augen. Sein Bewußtsein schien ihm nicht länger dienen zu wollen.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er dort lag, wie lange die Wellen versucht hatten, ihn zu trösten, doch als er seine Augen wieder aufschlug, ging die Sonne bereits unter, und ein feiner Dunst lag über der See.
    Jetzt ging es ihm ein wenig besser, und sein Herz schien auf unerklärliche Weise erleichtert. Gedankenversunken schaute er am Strand entlang, sein Blick schweifte immer weiter. Die Umrisse der Felsen wurden im abnehmenden Licht undeutlicher, und doch meinte er, eine helle, verhüllte Frauengestalt zu erkennen, die lautlos am Strand entlangwandelte.
    Er kniff die Augen ungläubig zusammen. Sollte er hier nicht alleine sein? Und hatte ihn diese Frau die ganze Zeit über beobachtet, wie er in seinem Schmerz am Boden lag?
    Er sah genauer hin, doch je mehr er sich anstrengte, sie zu erkennen, desto mehr wich sie von ihm. Sein Blick konnte sie nicht erfassen, und schon bald schien die Gestalt entschwinden zu wollen. Philippe schaute ihr mit einem tiefen Gefühl der Ergriffenheit hinterher, als sie plötzlich innehielt. Sie erhob ihre Hand und blickte auf das Meer hinaus, als suchte sie etwas in der Ferne.
    Ein leichter Wind ging durch ihre Schleier, und Philippe fühlte die wärmende Güte, die sie umgab. Sein Herz zog sich zusammen. Wie vertraut sie ihm doch erschien.
    Langsam erhob er sich, um ihr zu folgen, doch dann – war sie verschwunden. Ein leichter Hauch von Unendlichkeit umwehte ihn hier an diesem endlosen, einsamen Strand.
    Als er in dieser Nacht in sein Bett stieg und die Augen schloß, wußte er, was ihm die Erscheinung sagen wollte. Sie hatte eine Saite in ihm zum Klingen gebracht, die schon lange gespannt war, aber deren Klang zu hören er sich nicht getraut hatte. Doch nun war dieser Klang klar und eindeutig und verschaffte sich Zugang zu seinem Herzen. Es war Lady Catherine gewesen, die ihn am Strand heimgesucht hatte, um ihm Trost zu spenden in der bitteren und doch süßen Stunde der Erkenntnis. Bis in die letzte Faser seines Körpers spürte er endlich, daß er niemals einen anderen Mann lieben würde! Sein Herz war gebrochen, doch wußte er, daß er die wahre, reine Liebe kennengelernt hatte. Wie Lady Catherine wollte er sein Leben dieser Liebe weihen und darauf hoffen, daß sich dermaleinst im Paradies erfüllen würde, was ihm auf Erden versagt geblieben war.
    Die Zeit verging auf Trousham in einer fast gelassenen Eintönigkeit. Der Major schien zufrieden seinen Lieblingsbeschäftigungen – Essen, Schlafen und Reiten – nachzugehen. Doch ohne daß sich Philippe dessen bewußt war, beobachtete Livingston ihn aufmerksam, um zur Stelle zu sein, falls dieser ihn brauchte. Trotz des Vorfalls mit Miss Allen nach der Ankunft schien Philippe sich langsam zu beruhigen. Er war oft schweigsam, fast so, als hüte er ein stilles Geheimnis.
    Doch der Schein trog, denn Philippe spürte noch immer eine stürmische Unruhe, die ihn bisweilen heimsuchte und die er vor dem Major zu verbergen trachtete.
    Denn Philippe wußte nun, daß ihn die Erkenntnis über die tiefe Liebe, die er empfand, zu handeln zwang!

9
    Nachdem der Major und

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