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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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miteinander schlaft, aber tief im Innern wusste ich, dass es nicht so war. Ich hatte auch Angst, Glory. Vor deiner Mutter, davor, mein Stipendium zu verlieren und meinem Vater gegenüberzutreten.“
    „Du warst sechzehn“, sagte Glory verständnisvoll. „Sechzehnjährige bekommen manchmal Angst.“
    „Achtundzwanzigjährige auch.“ Liz sah Glory lächelnd in die Augen, und es tat ihr gut. „Aber weißt du was, Glo? Das ist jetzt vorbei. Das ist Vergangenheit. Und ich denke, das soll es bleiben.“

 
70. KAPITEL
    Der Bursche vom Drugstore, John Francis Bourgeois, wurde verhaftet und innerhalb weniger Tage des Mordes an acht jungen Frauen angeklagt. Die Beweise gegen ihn waren erdrückend und eindeutig: identische Gebissabdrücke auf den Äpfeln, DNA-Analysen von Blut und Körperflüssigkeiten, die an den Opfern und am Tatort gefunden wurden, ließen die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anders der Killer war, auf eins zu sechs Milliarden ansteigen. Dazu Beweise auf Grund von Haar- und Gewebeproben, Fingerabdrücke – die Liste war endlos.
    Und dann waren da noch Tina und ihre Aussage. John Bourgeois war zwar nicht der Mann, mit dem ihre Freundin Billie ihre letzte Verabredung gehabt hatte. Aber er war am Tatort gewesen, kurz bevor Tina ihn entdeckte und grüßte.
    Sie hatte sich nichts dabei gedacht, John jedoch schon. Er hatte befürchtet, dass sie sich im Polizeiverhör an ihre Begegnung erinnern könnte. Und die Polizei wäre diesem Hinweis nachgegangen. Tina war eine Belastungszeugin.
    Also hatte er angefangen, sie zu verfolgen, hatte sie beobachtet und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Und sie selbst hatte ihm den richtigen Zeitpunkt und die ideale Gelegenheit geliefert. Er hatte sie am Telefon gesehen und sie eingeladen, im Drugstore zu warten. Dort würde sie sicher sein.
    Und damit hatte er sie gehabt.
    Santos saß auf der Couch in seinem Wohnzimmer, und die Stille ging ihm auf die Nerven. Mit seiner Einschätzung des Täters hatte er immerhin Recht gehabt. Die Straßenmädchen hatten John alle gekannt und gemocht, und er hatte versucht, sie zu „retten“. Wie pflegte Johns Onkel doch zu sagen: „Wer den Herrn kennt, kennt weder Dunkelheit noch Schmerz.“ Und Santos hatte auch richtig gelegen mit seiner Vermutung, der Täter bereite sich darauf vor wegzuziehen.
    Nur in einem hatte er sich geirrt, im wichtigsten Punkt überhaupt.
    Santos legte den Kopf in den Nacken. John Thomas Bourgeois war zweiundzwanzig Jahre alt. Er war fünf gewesen, als Lucia Santos ermordet wurde.
    Er ist nicht Mutters Mörder.
    Santos seufzte tief. Er hatte den Tod seiner Mutter nicht gerächt und würde es vielleicht nie können.
    Er ging zum Fenster und blickte auf die ruhige Straße hinunter. Kurz nach Beginn der Morgendämmerung schlief der Rest der Welt noch. Auch er sehnte sich nach Schlaf, doch leider vergeblich, das war schon immer so gewesen.
    Santos berührte das Glas mit den Fingerspitzen. Es war schon warm von den ersten Sonnenstrahlen. Er dachte an den Abend vor einer Woche, als er Tina befreit und aus dem Kofferraum geholt hatte. Schluchzend und unendlich dankbar hatte sie sich an ihn geklammert.
    Bewegt presste er die Augen zusammen. Er hatte seiner Mutter damals nicht helfen können, aber wenigstens hatte er Tina geholfen und ihr das Leben gerettet. Mit der Verhaftung des Schneewittchen-Killers rettete er vielen jungen Frauen das Leben.
    Das war ein gutes Gefühl, ein wirklich gutes. Und damit musste er sich begnügen.
    Es gab sogar ein märchenhaftes Ende. Tina hatte sich geschworen, ihr Leben zu ändern. Sie wollte irgendwohin ziehen, wo sie niemand kannte, einen richtigen Job annehmen und sich ein normales Leben aufbauen. Es sei an der Zeit, loszulassen und etwas Neues anzufangen, hatte sie gesagt.
    Er hoffte, sie schaffte es. Für den Anfang hatte er ihr etwas Geld gegeben, und sie hatte versprochen, es zurückzuzahlen, aber darauf kam es ihm nicht an. Wenn es ihr half, ein neues Leben zu beginnen, war es die beste Investition, die er je getätigt hatte. Schließlich hatte er das Versprechen, das er ihr vor vielen Jahren gegeben hatte, doch noch eingelöst: Er war zurückgekommen, um ihr zu helfen.
    Santos wandte sich vom Fenster ab, blickte in den Wohnraum und dachte an seine Mutter, an ihr Leben, ihren Tod, an ihre Liebe zu ihm und – trotz allem – zum Leben. Santos erkannte, dass es auch für ihn Zeit war loszulassen: die Vergangenheit, seinen Zorn, die Schuldgefühle und die Trauer. Das waren

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