Verbotene Gefuehle
zu rühren.
Und dann kommt sie … die Dunkelheit.
Bevor sie mich vollends erreicht, erkenne ich noch einen Engel in dem hellen Lichtstreifen, der mit angsterfülltem Blick meinen Namen ruft.
Einen Engel mit kobaltblauen Haaren.
3)
„ R heena hat mir gesagt, dass du wusstest, dass mir etwas passiert ist, noch bevor es eigentlich geschehen war.“
Ich weiß, dass meine Stimme hart klingt. Aber ich muss einfach hart sein, wenn ich nicht zusammenbrechen will.
Nachdem Kay - natürlich ist er der rettende Engel - mich aus dem Schuppen befreit hat, kann ich mich an nicht mehr allzu viel erinnern.
Als ich wieder zu mir gekommen bin, ist es Rheena, die mit verheultem Gesicht an meinem Bett sitzt. Von Schluchzern immer wieder unterbrochen, erzählt sie mir, wie sich die Dinge aus ihrer Sicht darstellten.
Nicht extra erwähnen muss sie, dass selbstverständlich niemand den Riegel des Schuppens vorgelegt hat.
Immerhin war die Tür tatsächlich verriegelt und ich habe mich ganz so lächerlich gemacht, wie befürchtet.
Die unschuldige Miriam hat ein Alibi. Sie war zu diesem Zeitpunkt wirklich ganz weit von mir entfernt.
Doch dann berichtet mir Rheena von diesem kleinen, aber verhängnisvollen Detail, das nun Hauptbestandteil meines Gespräches mit Kay ist.
Wobei ich ihm eigentlich dankbar sein sollte. Wieder einmal!
„Das …“
„Lüg mich nicht an!“, fahre ich ihn an.
„Woher …“
„Ich weiß es eben.“
Noch während ich die Worte hervorstoße, weiß ich, dass ich mich verraten habe. Jetzt biete ich Kay genügend Angriffsfläche, um zurückzuschlagen.
„Ach, und woher weißt du das?“
Obwohl ich eine ebenso kalte und abweisende Stimme erwartet habe, klingt er sanft, beinahe abwartend.
Ich bringe irgendwie die Kraft auf, Kay in die Augen zu sehen. Was ich sehe, ist Zärtlichkeit. Nichts als Zärtlichkeit.
Ich gebe auf.
Du hast gewonnen, Kay … wieder einmal.
„Ich weiß nicht, was es ist, Kay“, sage ich leise, „das musst du mir glauben. Aber ich habe schon immer gewusst, wenn jemand es gut mit mir gemeint hat. Nicht, dass das allzu oft vorgekommen wäre.“ Das harte Auflachen ist wohl meiner Gekränktheit geschuldet.
„Bei dir wusste ich von Anfang an, dass du mich irgendwie magst“, fahre ich fort und sehe auf meine schmutzigen Fingernägel.
„Nicht nur irgendwie“, murmelt Kay neben mir.
Ich beschließe, nicht darauf zu reagieren und fahre fort.
„Manchmal habe ich geahnt, dass du irgendetwas vor mir verbirgst. Aber du hast mich nicht belogen. Es war nur so ein komisches Gefühl, dass ich hatte.“
Kay nickt.
„Aber jetzt, gerade eben, wolltest du mich anlügen, Kay. Sag mir, dass ich Recht habe!“
„Du hast Recht, Kim, und es tut mir leid. Ich wollte es wirklich …“
„Stopp!“, halte ich ihn auf, „sag nicht, du wolltest es nicht. Denn das wäre gelogen.“
Kay sieht mich aufmerksam an.
„Das ist eine erstaunliche Fähigkeit, Kim“, sagt er und ich kann beinahe körperlich fühlen, dass jetzt irgendetwas auf mich zukommt, dem ich vermutlich nicht gewachsen sein werde.
Sämtliche Härchen auf meinem Körper stellen sich auf und ich sehe die Gänsehaut auf meinen Unterarmen.
„Jetzt überlegst du gerade, ob du das, was du weißt, für dich behältst oder es mir sagst, stimmt’s?“
Kays Adamsapfel hüpft nervös auf und ab, als ich ihn mit meiner Vermutung konfrontiere.
Er kommt einen Schritt auf mich zu und nimmt mich bei der Hand. Ich kann nicht anders, ich lasse es zu.
„Wir müssen reden, Kleines!“
Augenblicklich wird mir eiskalt und ich schwanke wie eine Boje auf dem Meer.
Kay überwindet die letzten Zentimeter, die uns noch trennen und zieht mich an seine Brust.
„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragt er und wirkt so niedergeschlagen, dass ich noch mehr Angst bekomme.
Was um Himmels Willen erwartet mich jetzt?
Was kann so schlimm sein, dass Kay mich tatsächlich fragt, ob er sich neben mich setzen darf?
Ich bedeute ihm stumm, neben mir Platz zu nehmen, und füge mich in mein Schicksal.
4)
„ I ch … entschuldige, aber ich weiß nicht, wo ich beginnen soll“, sagt Kay leise.
„Wie wäre es mit dem Anfang?“
„Okay!“ Kay räuspert sich. „Wir beide können traumwandern.“
Das ist eine Sache, die ich schon weiß. Daher nicke ich ungeduldig.
„Du bist in der Lage, zu erkennen, ob jemand die Wahrheit sagt.“
Auch das weiß ich.
„Weiter!“, fordere ich ungeduldig. „Erzähl mir was, das ich noch nicht weiß!“
Kay holt tief Luft und lässt sie zischend durch seine
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