Verbotene Gefuehle
ich vor ihm sicher.
Hoffe ich!
Inzwischen bin ich beinahe so normal, wie jeder handelsübliche Teenager auf der Welt.
Meinen Teenie-Jargon habe ich nicht nur dank Kays Hilfe inzwischen verfeinert.
Zudem spreche ich fließend sarkastisch und ironisch . Letzteres mit leicht zynischem Akzent.
Allerdings lässt mich mein neu gewonnenes Sprachtalent immer dann im Stich, wenn ich es am nötigsten hätte.
Miriam!
Die Angst, welches faule Ei sie wohl dieses Mal ausbrütet, lässt mich schlagartig verstummen, sobald das Miststück sich auch nur in einem Radius von zwanzig Metern von mir aufhält.
Glücklicherweise ist es Kay, mal wieder, dem es gelingt, Miriam alleine durch einen bitterbösen Blick davon abzuhalten, mich auch nur schief anzusehen.
Nur leider ist Kay nicht immer an meiner Seite.
Es ist Mitte Oktober und Halloween steht bevor.
Einige von uns Schülern sind beauftragt, die riesigen Kürbisse, die auf einem kleinen Acker neben dem Internatsgebäude angepflanzt wurden, zu ernten.
Ich gehöre zu den Erntehelfern. Leider auch Miriam und Nelly-Melly-Silvia.
Kay, Tiger, Rheena und einige andere bereiten derweil im Speisesaal alles vor, um die Kürbisse in lustige Fratzen zu verwandeln.
Diese Aufgabe wäre mir lieber gewesen. Kay allerdings scheint regelrecht erleichtert zu sein.
Auf meine beleidigte Nachfrage, ob ich ihm allmählich auf den Geist gehe, huscht sein Blick nur bedeutungsvoll von den bereitgelegten Messern zu der Narbe an meinem Finger.
Er fühlt sich noch immer schuldig.
Kopfschüttelnd begebe ich mich nach draußen.
So weit wie möglich von Miriam entfernt, verrichte ich meine Arbeit. Dabei bleibe ich immer in der Nähe des Gebäudes, während sie sich am Rande des kleinen Feldes befindet.
„Kim!“, höre ich sie plötzlich rufen, „holst du bitte mal eine weitere Schubkarre aus dem Schuppen?“
Ich nicke ihr zu und mache mich auf den Weg.
Der Schuppen ist winzig und sofort befällt mich dieses unangenehme Gefühl, das immer Besitz von mir ergreift, wenn ich mich in kleine dunkle Räume begebe.
Nur ein Schuppen, Kim, es ist nur ein Schuppen!
Tapfer setze ich einen Fuß vor den anderen. Nach dem hellen Sonnenlicht müssen sich meine Augen erst einmal an das dämmrige Licht hier drinnen gewöhnen. Nur ein schmaler Streifen Helligkeit dringt von draußen herein.
Blinzelnd suche ich nach der Schubkarre.
Meine Nackenhaare stellen sich auf. Irgendetwas stimmt nicht.
Mein Instinkt rät mir, den Schuppen sofort zu verlassen.
Sei nicht so ein Feigling, Kim! Es ist helllichter Tag und in meiner Umgebung wimmelt es von Schülern und Schülerinnen, die genau wie ich, zu dieser Sklavenarbeit eingeteilt sind.
Nur, dass die alle draußen sind … und ich ...
Als die Tür mit einem lauten Knall geschlossen wird, ist es zu spät.
Eingesperrt! Ich bin eingesperrt!
Sofort stellen sich die mir nur allzu gut bekannten Symptome ein.
Mein Herzschlag beschleunigt sich, auf meiner Haut bildet sich ein dünner Schweißfilm.
Kalt – mir ist eiskalt.
Heftig schlagen meine Zähne aufeinander.
Ich schmecke den rostig-süßen Geschmack meines Blutes, als ich mir auf die Zunge beiße.
Immer schneller versuche ich, Luft in meine Lungen zu bekommen. Und tue damit genau das Gegenteil dessen, was ich eigentlich tun sollte.
Langsam und ruhig zu atmen.
Wie zugeschnürt ist meine Kehle. Ich bin nicht einmal mehr in der Lage, einen winzigen Ton hervorzubringen, geschweige denn um Hilfe zu rufen.
Auf die Idee, dass die Tür nur zugefallen sein könnte, kommt mein panisches Gehirn nicht.
Und selbst wenn, ist es zu spät.
Die Panik hat die volle Kontrolle über meinen Körper übernommen.
Unfähig, mich auch nur einen Schritt zu bewegen, weiß ich, dass meine zittrigen Beine mich nicht mehr lange tragen werden.
Geschweige denn, die Strecke von dem Platz, an dem ich vor mich hin bibbere, bis zur Tür zurücklegen können.
Mindestens zehn Kilometer liegen zwischen mir und der Freiheit … wenigstens gaukelt mein nichtsnutziger Verstand mir das vor.
Panisch betrachte ich meine Hände, die sich in Luft aufzulösen scheinen. Fühlen kann ich sie bereits nicht mehr.
Wenn die Panikattacke mich fest im Griff hat, werde ich sie auch nicht mehr sehen können.
Ich weiß, dass ich etwas tun muss. Irgendetwas!
Als sich mein Sichtfeld einschränkt, weiß ich, dass es zu spät dafür ist.
Immer kleiner wird das Bild dessen, das ich noch erkennen kann. Und dennoch stehe ich wie angewurzelt an derselben Stelle, nicht dazu in der Lage, mich vom Platz
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