Verbotene Geliebte des Scheichs
Tier anzuschreien oder gar zu schlagen.
Wo konnte Kalila nur sein? Das Pferd und was sie sonst noch benötigte, war offenbar hinter den Felsen versteckt gewesen, also musste ihr jemand geholfen haben. Wahrscheinlich war ihre Flucht sogar von langer Hand geplant gewesen. Die Vorstellung, dass sie ihm die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte, brachte Aarif nur noch mehr in Rage. Doch Wut war ein schlechter Ratgeber, und er musste nachdenken.
Wenn sie ein Pferd hatte, dann auch sicher Proviant und andere Hilfsmittel. Wahrscheinlich nicht viel mehr als er – etwas zu essen und zu trinken, eine Decke …
Kalila war eine intelligente Frau. Bestimmt hatte sie den aufziehenden Sturm in ihre Überlegungen mit einbezogen und sich einen geschützten Unterschlupf ausgesucht. Dort würde sie wenigstens relativ sicher sein … allerdings nicht vor dem Gewitter, das ihr von seiner Seite drohte!
Aarif zügelte sein Pferd, kniff die Augen noch mehr zusammen und suchte den Horizont ab. Durch den dichten Sandwirbel konnte er nur schemenhafte Konturen von Dünen und einzelnen Felsen erkennen.
Nichts davon erschien ihm als ein Platz, an dem man bei diesem Wetter Schutz finden konnte. Und trotzdem wusste er, dass er notfalls jeden einzelnen Felsen und jede Mulde zwischen den Dünen absuchen würde. Es war seine Pflicht! Und diesmal würde er nicht versagen!
Wenn ich damals nicht gegangen wäre … wenn ich nicht ver sprochen hätte, dass Zafir käme … wenn ich nicht ausgerutscht wäre …
Sein Bruder könnte vielleicht noch leben!
Aarif stieß eine harsche Verwünschung aus. Der Wind griff die rauen Laute auf und trug sie mit sich in die Wüste. Das Pferd wieherte erbarmungswürdig, als Aarif es nun doch noch zu mehr Eile antrieb. Und dann sah er es.
Eine graue Linie am Horizont, dunkler als der Sand oder die Wolken. Es waren Felsen, eine ganze Reihe davon, teilweise aufgetürmt wie eine solide Wand. Ein Bollwerk gegen den Sandsturm, mehr als alles andere, was er bisher hatte ausmachen können. Instinktiv wusste Aarif, dass dies Kalilas Versteck sein musste. Wahrscheinlich war sie bereits dort angekommen.
In seiner Fantasie sah er sie in ihrem kleinen Camp sitzen, zufrieden lächelnd und sich in Sicherheit wiegend. Voller Genugtuung, sie alle an der Nase herumgeführt zu haben. Ihn übertölpelt und dabei das Leben aller Beteiligten aufs Spiel gesetzt zu haben!
Mit einem weiteren Fluch ließ Aarif die Zügel schießen und galoppierte auf die Felsengruppe am Horizont zu.
Seit Monaten war sie nicht so schnell und waghalsig geritten! Wahrscheinlich sogar seit Jahren nicht mehr! Jeder Muskel in Kalilas Körper schmerzte. Aber nicht mehr als ihr Kopf und ihr Herz. Und verzagt fragte sie sich, wie sie nur auf solch eine absurde Idee hatte kommen können, einfach so davonzulaufen. Es war nicht nur kindisch und dumm gewesen, sondern auch ein ziemliches Risiko.
Rasch schob sie den Gedanken beiseite. Sie durfte jetzt auf keinen Fall an ihrer spontanen Aktion zweifeln! Das würde alles noch viel schlimmer machen.
Aarif hatte recht gehabt. Der Sturm steuerte unaufhaltsam seinem Höhepunkt entgegen. Das Heulen und Ächzen des Windes steigerte sich zu einem angsteinflößenden Crescendo, und Kalila war längst nicht mehr davon überzeugt, dass ihr genug Zeit blieb, ihr Pferd und sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Beruhigend redete sie auf ihre Stute ein und führte sie an den Zügeln hinter einen Felsen zu einer Spalte, die durch einen Überhang geschützt war. Sie kannte die Stelle noch von früher, als sie ein paar Mal zusammen mit ihrem Vater hier gecampt hatte.
Auch diesmal hatte sie an ein Zelt gedacht. Es war nicht mehr als ein provisorischer Unterschlupf für maximal zwei Personen, aber etwas anderes hätte sie mit dem Pferd kaum transportieren können. Wenn Aarif ihr tatsächlich folgen sollte …
Unsinn! schalt sie sich selbst. Er hatte keine Ahnung von diesem Versteck, kannte die Gegend nicht und würde sie bei der schlechten Sicht nicht einmal per Zufall finden können. Möglicherweise zwang der Schirokko ihn sogar, die Suche abzubrechen – wenn er überhaupt eine angestrengt hatte – und im Wagen oder im sicheren Flughafen das Ende des Sturms abzuwarten.
Zumindest würde das jeder vernünftige Mann tun.
Aber passte dieses Attribut überhaupt zu Aarif, dem Wüstensohn? Was, wenn er sie tatsächlich fand? Was würde er mit ihr tun?
Zum Glück gelang es ihr, das Zelt ohne große Probleme aufzustellen, wenn es wegen des
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