Verbotene Geschichte
obwohl die Gesetze des Moses fordern, man sollen ein Schaf opfern, wenn man das nötige Kleingeld hat (Lev. 12,8).
Die in der Sendung beteiligten Wissenschaftler gaben der Weltsensation der Archäologie selbst den Todesstoß. Ihre Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen oder suggestiv verwendet worden, stellten sie später richtig. Nachzulesen etwa im Blog von »Scientific American« schon am 2. März 2007. Das bekam allerdings kaum jemand mit – und dieser Mythos lebt weiter...
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EIN TÄFELCHEN AUS NUSSBAUMHOLZ
Zur Debatte stehen vier Buchstaben – die Lettern I.N.R.I., die sich seit dem 4. Jahrhundert auf fast allen christlichen Darstellungen des gekreuzigten Jesu finden. Sie sind ein Akronym der Worte »Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum« = »Jesus von Nazareth, König der Juden«.
Den übereinstimmenden Schilderungen der Evangelisten Markus, Lukas, Johannes und Matthäus zufolge wurde Jesus in Jerusalem von den Römern verspottet, gequält und gezwungen, das Kreuz, an das er genagelt werden sollte, selbst zur Hinrichtungsstätte zu tragen. Dort wurde, heißt es, über dem Kopf des Todgeweihten eine Tafel am Kreuz angebracht, aus der das Verbrechen hervorgeht, dessen er sich in den Augen der Römer schuldig gemacht hatte.
Im Evangelium des Lukas ist zu lesen:
» E s stand auch eine Aufschrift über ihm: >Dieser ist der König der Juden<.« (Lk. 23,38)
»Und über seinem Haupte hefteten sie eine Inschrift an mit der Angabe seiner Schuld«, steht bei Matthäus (27,37). Das Johannes-Evangelium (Joh. 19,19f.) steuert die Information bei, Pontius Pilatus, von 26 bis 36 unserer Zeitrechnung Statthalter des Kaisers Tiberius in Judäa, habe die Anbringung dieser dreisprachigen Inschrift persönlich befohlen, damit »viele von den Juden« über die Begründung des Todesurteils informiert wurden: Jesus habe – was hier nicht weiter erörtert werden soll – behauptet, der »König der Juden« zu sein. Und das kam einem Kapitalverbrechen gleich – galt eine solche Aussage doch seit einem Erlass des Kaisers Augustus als Hochverrat und Majestätsbeleidigung. Publius Quinctilius Varus (etwa 46 vor bis 9 nach Christus), durch die Varusschalacht im Teutoburger Wald bekannter Senator und Kriegsherr, ließ eine Vielzahl selbsternannter »Judenkönige« kreuzigen.
Dass die Öffentlichkeit durch Schilder über die Verbrechen unterrichtet wurde, die Delinquenten zur Last gelegt wurden, war damals nicht ungewöhnlich. Allerdings hängte man sie ihnen wohl meistens um den Hals. Der römische Senator und Geschichtsschreiber Lucius Cassius Dio Cocceianus (etwa 163-230) jedenfalls erwähnt dies in seiner Römischen Geschichte (Buch LIV, 3,7). Bei Jesus allerdings soll es sich, wie gesagt, um eine Tafel gehandelt haben, die auf dem senkrechten Balken des Kreuzes angebracht wurde.
Und genau diese Tafel soll heute noch existieren – sicher verwahrt in einem Seitenschiff der Kirche Santa Croce in Gerusalemme zu Rom (siehe Bildteil). Das Gotteshaus war früher der Palast Flavia Iulia Helenas (etwa 250-330), der
Mutter von Kaiser Konstantin dem Großen. Sie soll es gewesen sein, die die sensationelle Entdeckung machte. Auf einer Pilgerreise, die sie im Jahr 325 nach Jerusalem führte, fand sie angeblich nicht nur das Kreuz, an das Jesu Christi geschlagen worden war, sondern auch drei Nägel davon – und eben besagte Tafel.
Ein Teil der Reliquien wurden nach Rom in den Palast der Helena gebracht und ging dort verloren. 1492 allerdings wurde im Zuge von Bauarbeiten ein Ziegel gefunden, der die Inschrift Titulus crucis (»Kreuz-Inschrift«) trug und angeblich im Jahre 1143 dort versteckt wurde. Hinter diesem Stein tauchte in einer Bleischatulle auch ein Teil der Jesus-Tafel wieder auf. Am 29. Juli 1496 erkannte Papst Alexander VI. (1431-1503) die Echtheit der Inschrift an.
Viel Aufsehens für eine im Neuen Testament nur kurz erwähnte Tafel. Doch das ist spannend. Sollte die Reliquie tatsächlich echt bzw. 2 000 Jahre alt sein? Ich flog also nach Jerusalem (zum angeblichen Auffindungsort der Reliquie), aber auch nach Rom, um mehr über diesen Reliquien-Fund zu erfahren. In der Santa Croce in Gerusalemme in Rom finden sich einige Kreuzreliquien. Die gesuchte Jesus-Tafel ist noch heute darunter.
Ich habe mir die Reliquie angeschaut. Das in einem prachtvollen Rahmen befindliche Ausstellungsobjekt in Santa Croce in Gerusalemme ist sehr verwittert, von Holzwürmern und Pilzbefall zerfressen. Aber ist es auch wirklich
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