Verbotene Leidenschaft
Mineralwasserflaschen auf dem runden Beistelltisch. Vermutlich eignet sich dieses Zimmer genauso für ein Pressegespräch wie jedes andere. Keine Ahnung, was ich erwartet hatte – einen Konferenzraum mit einer Horde Journalisten, die uns mit ihren Fragen bombardieren.
Beim Anblick von Marcs düsterer Miene frage ich mich, was ihm gerade durch den Kopf geht. Obwohl ihn sein lässiges Outfit und seine nachlässig rasierten Wangen weicher wirken lassen als gewöhnlich, sind seine sonst so roten Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
Seine Hand tastet nach meiner, und mit einem Mal fühle ich mich sehr jung und ganz, ganz klein.
»Sei einfach du selbst. Dann wird sie dich lieben.«
»Sie?«
»Ich habe die angenehmste Journalistin eingeladen, die ich kenne. Arabella vom Gossip -Magazin. Wir haben ihr ein Exklusivinterview gewährt, und als Gegenleistung bekommt mein PR-Team den Text vor Drucklegung zum Absegnen vorgelegt«, erklärt er.
»Zum Absegnen vorgelegt?«
»Ja, damit gewährleistet ist, dass alles drinsteht, was drinstehen soll. Und nichts, was man nicht drinhaben möchte. Was die Presse über mich schreibt, ist mir völlig egal, aber bei dir sieht es etwas anders aus.«
»Das klingt nicht gerade nach Pressefreiheit«, wende ich ein. »Sollten Journalisten nicht schreiben können, was sie für richtig halten?«
Marc lächelt. »Ach, Sophia, du musst noch so viel lernen.«
»Doch ich will, dass sie ehrlich sind.«
Marc schüttelt den Kopf. »Die Aufgabe der Zeitungen besteht darin, eine gute Story zu liefern. Und wenn wir ihnen keine liefern, saugen sie sich eben eine aus den Fingern. Ehrlichkeit spielt dabei keine Rolle.«
»Aber wenn sie so nett ist, wo liegt dann das Problem?«
»Selbst die nettesten Journalisten haben Chefredakteure, die ihre Story aufpeppen wollen. Das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme. Das ist die klügere Lösung, glaub mir.«
»Nein.« Meine Stimme klingt schärfer als beabsichtigt.
»Nein?« Marc hebt eine Braue.
»Bitte, Marc, sie soll schreiben dürfen, was sie für richtig hält. Ich fände es schrecklich, wenn ich wüsste, dass am Ende deine PR-Leute den Text so umschreiben, wie sie ihn haben wollen. Das ist irgendwie … mies.«
»Irgendwie mies? Ich wusste ja gar nicht, dass Sie so eloquent sind, Miss Rose.«
Ich lächle ebenfalls. »Extrem eloquent sogar.«
»Okay.« Marc legt den Arm um mich. »Wenn dir so viel daran liegt, rede ich mit meinen PR-Leuten. Vielleicht finden wir ja einen Kompromiss. Völlig ungeschützt kann ich dich ihnen allerdings nicht ausliefern.«
»Was für Fragen wird sie stellen, Marc?«
»Ihr ist bewusst, dass du noch blutjung bist und dich bislang nicht in diesen Kreisen bewegt hast. Aber eine Story will sie natürlich trotzdem haben. Sie wird dir auf die Pelle rücken, daran habe ich keine Zweifel. Aber mach dir keine Sorgen, ich bin die ganze Zeit bei dir und greife ein, wenn ich spüre, dass du dich nicht wohlfühlst.«
»Danke.« Ein Anflug von Übelkeit überkommt mich. Bislang waren Marc und ich in einer Art Kokon. Einer Blase, fernab der Realität. Doch nun befinden wir uns mittendrin und müssen versuchen, eine reale Beziehung auf die Beine zu stellen. Und das wird gewiss nicht leicht werden.
Marc dreht mich zu sich herum. »Noch ist es nicht zu spät, einen Rückzieher zu machen.«
»Nein. Ich liebe dich, Marc. Und der Gedanke an dieses Interview macht mich meiner Sache noch sicherer.«
»Vorher warst du dir also nicht sicher?« Marcs Lächeln wird noch eine Spur gefährlicher.
»Doch, schon. Aber jetzt wird mir bewusst, dass es mir egal ist, was die Leute über mich denken. Mit dir zusammen zu sein ist das Einzige, was zählt.«
In diesem Moment klopft es an der Tür.
»Bist du bereit, Sophia?«
»So bereit, wie man nur sein kann.«
»Herein«, ruft Marc, ohne den Arm um meine Schultern und den Blick von meinem Gesicht zu lösen.
Die Tür geht auf. Eine junge Frau in einem beigefarbenen Mantel und mit blondem Kraushaar, das sie zu einem Zopf frisiert hat, tritt herein.
❧ 11
O h. Entschuldigung. Passt es gerade schlecht?« Ihre Stimme ist hoch und ein wenig zittrig.
»Überhaupt nicht. Wir sind so weit«, antwortet Marc.
Die Frau lächelt breit, dabei macht sie einen netten Eindruck.
»Freut mich, Sie wiederzusehen, Marc.« Sie schüttelt ihm die Hand, dann streckt sie sie mir entgegen. »Arabella Price vom Gossip . Sie müssen Sophia sein. Ich freue mich ja so, Sie kennenzulernen. Die Situation
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