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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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EINS
    »Hallo. Mein Name ist Anubis. Ich mag lange Strandspaziergänge, überführe gern die Seelen Verstorbener in die Unterwelt und schätze die Kinokunst von Mr Woody Allen.«
    Teri verzog das Gesicht und drückte die Pausentaste. »Igitt!«
    »Was? Stimmt mit dem was nicht?« Nachdem er sich seit einer Stunde Internetvideos angesehen hatte, wurde Phils Geduldsfaden allmählich immer dünner. Es sah so aus, als könnte seiner Frau kein Gott gut genug sein.
    »Sieh ihn dir doch an!«, erwiderte sie. »Er hat einen Hundekopf!«
    »Schakal«, korrigierte Phil. »Es ist ein Schakalkopf.«
    Sie runzelte die Stirn. »Iiih. Das ist ja noch schlimmer!«
    »Wieso ist das schlimmer?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Ist einfach so. Ich meine, Hunde sind wenigstens nett. Aber Schakale … was lässt sich schon Nettes über Schakale sagen?«
    »Er ist kein Schakal, Schatz«, sagte er mit einer gewissen Schärfe in dem Kosewort. »Er hat nur einen Schakalkopf.« Er liebte seine Frau innig, aber jetzt machte sie das Ganze kompliziert. Wäre es nach ihm gegangen, er hätte einfach irgendeinen ausgesucht. Für ihn hätte es jeder x-beliebige pflegeleichte Gott getan.
    »Aber was ist das mit der Kinokunst von Mr Woody Allen ?«
    »Du magst doch Woody Allen«, gab Phil zurück.
    »Ja, ich mag ihn. Aber wer sagt schon Kinokunst ?«
    »Jetzt wirst du spitzfindig.«
    »Aber es ist wichtig! Die Worte, die jemand wählt, sagen viel über ihn aus. Und Leute, die Kinokunst sagen, sind prätentiös.«
    Er verdrehte die Augen. »Er ist ein Gott. Er darf prätentiös sein.«
    »Aber nicht mein Gott. Nein, danke!«
    Phil scrollte durch Anubis’ Profil. »Er ist gar nicht so schlecht. Ich finde, wir sollten uns bei ihm anmelden, solange wir können.«
    Teri sah ihn mit kühlem Blick an. Sie wählte diesen Blick nicht oft, aber er bedeutete, dass sie sich nicht umstimmen ließ. Er hatte sowieso keine Lust, deswegen zu streiten. Es gab noch massenhaft andere Götter. Irgendwo in den Hunderten von Profilen musste es schließlich einen geben, an dem sie nichts auszusetzen hatte.
    Dabei hatte sie recht. So eine Entscheidung traf man nicht leichthin. Die Kette der Ereignisse, die ihn dazu gebracht hatte, die digitalen Seiten von Pantheon.com zu studieren, des zweitgrößten Gottheiten-Vermittlungsportals im Internet, hatte ihn das nicht vergessen gemacht.
    Zuerst war da die Beförderung gewesen. Er war mal wieder übergangen worden. Die vierte offene Stelle in genauso vielen Monaten. Stattdessen hatte dieser Arschkriecher von Bob den Schritt auf der Firmenleiter nach oben gemacht – und nicht Phil. Phil hatte sich im Schleimen geübt und machte es inzwischen verdammt gut. Besser als Bob. Sogar so gut, dass er seine Empörung heruntergeschluckt hatte und in Bobs neues Eckbüro rübergegangen war, um seinem neuen Chef zu gratulieren.
    Er hatte Bob dabei ertappt, wie er über einen kleinen Altar gebeugt etwas auf Sumerisch intonierte.
    »Hallo, Phil.« Das Gesicht voll von schwarzer und roter Farbe, lächelte Bob.
    »Hallo, Sir«, erwiderte Phil und tat sein Möglichstes, nicht verärgert zu klingen. »Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Ich komme später wieder.«
    »Oh, bitte. Keine Sorge.« Beiläufig winkte er in Richtung Altar ab. »Fünf Minuten werden den alten Knaben nicht umbringen.«
    Phil beugte sich im Türrahmen vor, auf der Kante zu Bobs Eckbüro mit seinem plüschigen Teppichboden und dem widerlich großen Schreibtisch, der ohne Frage aus irgendeinem seltenen und teuren Holz gearbeitet war, das Phil zwar nicht kannte, das er Bob aber dennoch verübelte. Er versuchte, die hübsche Aussicht auf den Park direkt unter dem Fenster nicht zu bemerken.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte Bob.
    »Wollte nur gratulieren. Sie haben es verdient.«
    »Danke. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass nicht Sie die Beförderung bekommen haben. Ich war mir sicher, das gemästete Kalb, das ich dem alten Baal geopfert habe, würde nicht reichen. Was haben Sie geopfert?«
    »Nichts.«
    »Ah, das erklärt es natürlich. Wissen Sie, es schadet nicht, den Opferaltar dann und wann ein bisschen zu beflecken. Hält die Jungs da oben bei Laune.«
    »Ich habe keinen.« Phil verschränkte die Arme so fest, dass er sich beinahe den Blutkreislauf abquetschte. »Einen alten Jungen, meine ich.«
    »Ehrlich?« Ein neugieriger Ausdruck huschte über Bobs Gesicht, als hätte Phil eben zugegeben, er sei in Wirklichkeit ein Juwelendieb und

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