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Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Titel: Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
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Weise.«
    »Er hat es selbst erklärt? Er selbst?«
    »Ja, er selbst. Leb wohl! Später einmal will ich dir noch mehr davon erzählen, jetzt habe ich keine Zeit. Es gab nämlich ... eine Zeit, wo ich glaubte ... Aber was soll ich jetzt davon reden, ein anderes Mal! ... Warum sollte ich mich jetzt betrinken? Du hast mich auch ohne Wein berauscht gemacht. Ich bin ganz betrunken, Rodja! Ohne Wein bin ich betrunken, leb wohl! Ich komme noch einmal vorbei, sehr bald.«
    Er ging hinaus.
    – Er ist ein politischer Verschwörer, ganz gewiß, ganz gewiß! – sagte sich Rasumichin endgültig, indem er die Treppe hinunterging. – Er hat auch seine Schwester hineingezogen; das ist beim Charakter Awdotja Romanownas sehr leicht möglich. Sie haben Zusammenkünfte miteinander! ... Sie hat mir aber auch schon Andeutungen gemacht ... Aus vielen ihrer Worte ... und Bemerkungen ... und Andeutungen kann man alles schließen! Wie sollte man sich diesen ganzen Wirrwarr auch anders erklären? Hm! Ich glaubte aber schon ... O Gott, was war mir nur eingefallen?! Es war eine Geistesverwirrung, und ich stehe vor ihm schuldig da! Er selbst hat mich so verwirrt, damals im Korridor vor der Lampe. Pfui! Was war es doch für ein häßlicher, roher, gemeiner Gedanke von mir! Mikolka ist ein braver Kerl, daß er alles eingestanden hat ... Und wie gut läßt sich jetzt alles Frühere erklären! Seine damalige Krankheit, alle seine sonderbaren Handlungen, sogar viel früher auf der Universität, als er immer so finster und verschlossen war ... Was hat aber jetzt jener Brief zu bedeuten? Es wird vielleicht doch etwas dahinterstecken. Von wem mag dieser Brief sein? Ich habe einen Verdacht ... Hm! Nein, ich werde alles erfahren. –
    Alles, was mit Dunjetschka zusammenhing, ging ihm wieder durch den Sinn, und sein Herz stand still. Und er rannte davon, als hätte er sich von einer Kette losgerissen.
    Sobald Rasumichin fortgegangen war, stand Raskolnikow auf, wandte sich zum Fenster, ging erst in eine Ecke, dann in eine andere, als hätte er die Enge seiner Kammer vergessen, und ... setzte sich wieder aufs Sofa. Er fühlte sich wie neugeboren; es stand ihm wieder ein Kampf bevor, also hatte sich ein Ausweg gefunden!
    Ja, es hat sich ein Ausweg gefunden! Alles war so luftdicht abgeschlossen, hatte angefangen, so qualvoll zu drücken, es war wie ein Alp. Seit dem Auftritt mit Mikolka bei Porfirij glaubte er in der Enge ohne Ausweg ersticken zu müssen. Am gleichen Tage hatte er nach Mikolka die Szene mit Ssonja gehabt; er hatte diese Szene ganz anders durchgeführt und abgeschlossen, als er es sich früher hätte vorstellen können ... also war er plötzlich und radikal schwach geworden! Mit einem Male! Er hatte sich doch damals mit Ssonja geeinigt, hatte sich mit ganzem Herzen geeinigt, daß er mit einer solchen Last auf dem Herzen allein nicht leben könne! Und Swidrigailow? Swidrigailow ist ein Rätsel ... Swidrigailow beunruhigt ihn, das ist wahr, aber nicht in dieser Richtung. Vielleicht steht ihm auch noch ein Kampf mit Swidrigailow bevor. Vielleicht bedeutet auch Swidrigailow einen Ausweg; aber Porfirij ist eine andere Sache.
    Porfirij hat also Rasumichin alles selbst erklärt, hat es ihm psychologischerklärt! Hat also wieder seine verfluchte Psychologie aufs Tapet gebracht! Porfirij? Kann denn Porfirij auch nur einen Augenblick lang glauben, daß Mikolka schuldig sei, nach allem, was sich zwischen ihm und Raskolnikow abgespielt hat, nach jener Szene unter vier Augen vor Mikolkas Erscheinen, für die es bloß eine einzigerichtige Erklärung gibt?! (In diesen Tagen war ihm einigemal diese ganze Szene mit Porfirij bruchstückweise in Erinnerung gekommen; aber sich ihrer ganz und zusammenhängend zu erinnern, wäre ihm unerträglich gewesen.) Es waren zwischen ihnen damals solche Worte gefallen, es hatte solche Bewegungen und Gebärden gegeben, es waren solche Blicke getauscht, es war manches mit einer solchen Stimme gesagt worden und alles hatte bereits solche Grenzen erreicht, daß nach alledem ein Mikolka, welchen Porfirij auf den ersten Blick durchschaut hatte, die Grundlage seiner Überzeugungen niemals hätte erschüttern können!
    Wie ist es nun gekommen?! Sogar Rasumichin hatte angefangen, ihn zu verdächtigen! Die Szene im Korridor bei der Lampe war also nicht spurlos vorübergegangen. Darum war er gleich zu Porfirij gelaufen ... warum hat aber jener angefangen, ihn irrezuführen? Was für eine Absicht verfolgt er, wenn er Rasumichins

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