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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Chance, bevor ich die hier anwerfe.«
    Er ging in die Hocke und streichelte die Motorsäge.
    »Wo versteckt sich Lisbeth Salander?«
    Miriam Wu schüttelte den Kopf.
    Paolo zögerte. Aber als der blonde Riese die Hand nach der Motorsäge ausstreckte, machte Paolo drei entschlossene Schritte nach vorn und versetzte ihm einen ordentlichen rechten Haken gegen die Nieren.
    Er war kein weltbekannter Boxer geworden, indem er im Ring zaghaft zu Werke ging. Im Laufe seiner Profikarriere hatte er 33 Kämpfe bestritten und 28 davon gewonnen. Als er jetzt zuschlug, erwartete er sich also eine Reaktion. Beispielsweise, dass das Objekt seines Angriffs mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden ging. Paolo für seinen Teil hatte das Gefühl, seine Hand mit voller Kraft in eine Betonwand gerammt zu haben. Ein derartiges Gefühl hatte er in all den Jahren im Boxring kein einziges Mal gehabt. Verdattert sah er den Koloss an, der da vor ihm stand.
    Der blonde Riese drehte sich um und blickte ebenso verdattert auf den Boxer herab.
    »Wie wär’s, wenn du dich mal mit jemandem aus deiner eigenen Gewichtsklasse schlagen würdest?«, fragte Paolo Roberto.
    Er verpasste ihm eine schnelle Rechts-links-rechts-Kombination in den Bauch. Wieder fühlte es sich an, als würde er auf eine Wand einhämmern. Der Riese trat lächelnd einen halben Schritt zurück.
    »Sie sind Paolo Roberto«, stellte er fest.
    Paolo hielt verdutzt inne. Er hatte gerade vier Schläge gelandet, die den Riesen normalerweise hätten zu Boden werfen müssen, während er selbst sich in seine Ecke zurückzog, um dem Schiedsrichter beim Auszählen zuzusehen. Doch hier schien kein einziger Schlag auch nur die geringste Wirkung erzielt zu haben.
    Herrgott. Das ist ja nicht mehr normal.
    Dann sah er quasi in Zeitlupe, wie der rechte Haken des Blonden durch die Luft segelte. Er war langsam und ließ seinen Schlag schon lange im Voraus erahnen. Paolo wich ihm aus und wehrte mit der linken Schulter ab. Es fühlte sich an, als hätte ihn ein Schlag mit einem Eisenrohr getroffen.
    Paolo wich zwei Schritte zurück und hatte auf einmal doch Respekt vor seinem Gegner.
    Mit dem stimmt doch was nicht. Kein Mensch kann so hart zuschlagen.
    Automatisch wehrte er einen linken Haken mit dem Unterarm ab und verspürte erneut einen dumpfen Schmerz. Der rechte Haken, der aus dem Nirgendwo kam und den er nicht mehr parieren konnte, landete auf seiner Stirn.
    Paolo taumelte rückwärts durch die Tür, bis er gegen einen Stapel Paletten krachte und sich den Kopf anschlug. Im nächsten Moment merkte er, wie ihm das Blut übers Gesicht strömte.
    Er hat mir die Augenbraue aufgeschlagen. Die muss genäht werden. Mal wieder.
    Im nächsten Moment kam der Riese wieder in sein Blickfeld, und instinktiv drehte sich Paolo zur Seite weg. Um Haaresbreite entging er einem erneuten Keulenschlag der enormen Fäuste. Er machte drei schnelle Schritte zurück und brachte seine Arme wieder in Verteidigungsposition. Paolo Roberto war erschüttert.
    Der blonde Riese betrachtete ihn mit neugierigen, fast amüsierten Augen. Dann nahm er dieselbe Haltung ein wie Paolo. Er ist Boxer. Sie begannen sich langsam zu umkreisen.
     
    Die nächsten hundertachtzig Sekunden waren der bizarrste Boxkampf, den Paolo Roberto jemals bestritten hatte. Seile und Handtücher fehlten. Sekundanten und Schiedsrichter gab es nicht. Es gab keinen Gong, der den Kampf unterbrach, die Gegner in ihre jeweilige Ringecke schickte und ihnen ein paar Sekunden Pause gewährte, mit Wasser und Riechsalz und einem Handtuch, um sich das Blut von den Augen zu wischen.
    Auf einmal ging Paolo Roberto auf, dass dies ein Kampf auf Leben und Tod war. All sein Training, all die Jahre, die er auf Sandsäcke eingedroschen hatte, alles Sparring und die Erfahrungen aus all seinen Kämpfen ballten sich zu der Energie zusammen, die ihm jetzt durch die Adern schoss, als das Adrenalin in ihm aufbrandete wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    Paolo legte seine ganze Kraft in die Schläge. Links, rechts, links, noch mal links und ein Schlag ins Gesicht mit der Rechten, dem linken Haken ausweichen, einen Schritt zurück, Angriff mit der Rechten. Jeder Schlag, den Paolo Roberto ausführte, traf.
    Hier bestritt er den wichtigsten Kampf seines Lebens. Er boxte ebenso mit dem Hirn wie mit seinen Fäusten. Jedem Schlag des Riesen konnte er ausweichen.
    Als er einen astreinen rechten Haken auf dem Kiefer des Riesen landete, fühlte es sich an, als würde er sich selbst einen Knochen

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