Verdammnis
Enskede-Morden die einzige Täterin gewesen sei. Die Polizei, so Ekström, habe nie behauptet, dass sie die Mörderin sei, sondern nur nach ihr gefahndet, um sie zu den Morden verhören zu können.
Lisbeth Salander runzelte die Stirn. Die Ermittlungen machten offensichtlich Fortschritte.
Im Internet las sie zuerst die Berichterstattung der Zeitungen. Danach ging sie der Reihe nach die Festplatten von Staatsanwalt Ekström, Dragan Armanskij und Mikael Blomkvist durch.
Ekströms Mails enthielten einige interessante Informationen, nicht zuletzt eine kurze Mitteilung von Kriminalinspektor Bublanski, in der er vernichtende Kritik an Ekströms Art übte, diese Untersuchung zu leiten. Die Mail endete mit einer Art Ultimatum. Er hatte sie in Stichpunkte gegliedert und verlangte, a) dass Kriminalinspektorin Sonja Modig wieder in das Ermittlungsteam eingesetzt wurde, b) dass sich die Ermittlungen in den Enskede-Morden auf einen anderen Täter konzentrierten sowie c) dass offizielle Ermittlungen zu der unbekannten Person namens Zala eingeleitet wurden:
Der Verdacht gegen Lisbeth Salander baut auf einem einzigen schwerwiegenden Indiz auf - ihren Fingerabdrücken auf der Mordwaffe. Das ist, wie Sie sehr wohl wissen, ein Beweis dafür, dass sie die Waffe angefasst hat, belegt aber nicht, dass sie auch geschossen hat.
Wir wissen inzwischen, dass auch andere Personen in diesen Fall verwickelt sind, dass die Polizei von Södertälje zwei Leichen auf dem Gelände in Nykvarn gefunden hat und dass dort gerade ein weiterer Platz abgesteckt wird, der noch untersucht werden muss. Das Lagergebäude gehört einem Cousin von Carl-Magnus Lundin. Es müsste jedem ins Auge springen, dass Lisbeth Salander, egal wie gewaltbereit sie sein mag und welches psychologische
Profil auf sie zutrifft, wohl kaum etwas mit dieser Sache zu tun haben kann.
Bublanski schloss mit der Drohung, gegebenenfalls aus den Ermittlungen auszusteigen, was definitiv kein geräuschloser Abgang werde. Ekström hatte lapidar zurückgeschrieben, Bublanski solle tun, was er nicht lassen könne.
Noch mehr erstaunliche Informationen fand Lisbeth auf Armanskijs Festplatte. In einem kurzen Mailwechsel mit dem Lohnbüro von Milton wurde bestimmt, dass Niklas Eriksson das Unternehmen mit sofortiger Wirkung zu verlassen habe. Man sollte ihm das ausstehende Urlaubsgeld sowie eine Abfindung in Höhe von drei Monatsgehältern auszahlen. Das Wachpersonal wurde per Mail instruiert, Eriksson bei seiner Ankunft im Gebäude zu seinem Schreibtisch zu begleiten, damit er seine persönlichen Gegenstände abholen könne, und ihn dann von seinem Arbeitsplatz zu verweisen. Die technische Abteilung habe dafür zu sorgen, dass Erikssons Magnetkarte ab sofort ihre Gültigkeit verliere.
Aber am interessantesten war ein kurzer Mailaustausch zwischen Dragan Armanskij und dem Anwalt von Milton Security, Frank Alenius. Dragan stellte die Frage, wie Lisbeth im Falle einer Festnahme am besten vor Gericht vertreten werden könne. Alenius antwortete zunächst, es gäbe für Milton keinen Grund, sich für eine ehemalige Angestellte zu engagieren, die einen Mord begangen hätte - es würde eher ein schlechtes Licht auf die Firma werfen, wenn ihr Name in einem solchen Zusammenhang auftauchte. Armanskij schrieb wütend zurück, die Frage, ob Lisbeth Salander einen Mord begangen habe, sei noch nicht geklärt, und es gehe in diesem Fall vielmehr darum, eine ehemalige Angestellte zu unterstützen, die er persönlich für unschuldig halte.
Dann besuchte Lisbeth Mikael Blomkvists Festplatte und stellte fest, dass er seit gestern weder etwas geschrieben noch überhaupt seinen Computer angeschaltet hatte. Also keine Neuigkeiten.
Sonny Bohman legte die Mappe auf den Konferenztisch in Armanskijs Zimmer und nahm schwerfällig Platz. Fräklund griff nach der Mappe, schlug sie auf und begann zu lesen. Armanskij stand am Fenster und warf einen Blick über die Altstadt.
»Ich nehme an, dass ist das Letzte, was ich beitragen kann. Ich bin mit sofortiger Wirkung von den Ermittlungen freigestellt«, erklärte Bohman.
»Nicht Ihr Fehler«, meinte Fräklund.
»Nein, das war nicht Ihr Fehler«, stimmte Armanskij zu und setzte sich. Er hatte sämtliches Material, das Bohman ihm in den letzten zwei Wochen gegeben hatte, zu zwei Stößen auf dem Konferenztisch gestapelt.
»Sie haben gute Arbeit geleistet, Sonny. Ich habe mit Bublanski gesprochen. Er war ebenfalls traurig, Sie zu verlieren, aber wegen Eriksson
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