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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Hinterlassenschaft nach einem ganzen Menschenleben.
    »Ich wusste nicht, was ich mit den Sachen Ihrer Mutter machen sollte«, sagte Agnes Mikaelsson. »Aber ich bin immer davon ausgegangen, dass Sie sie eines Tages abholen würden.«
    »Ich war verreist«, erklärte Lisbeth.
    Sie bedankte sich, dass man den Karton so lange aufbewahrt hatte, schleppte ihn zum Auto und verließ Äppelviken zum letzten Mal.
     
    Um kurz nach zwölf war Lisbeth wieder in Mosebacke und trug den Karton ihrer Mutter in die Wohnung. Nachdem sie ihn ungeöffnet im Flur abgestellt hatte, ging sie wieder hinaus.
    Als sie die Haustür öffnete, fuhr gerade in gemächlichem Tempo ein Polizeiauto vorbei.
    Am Nachmittag ging sie zu H&M und ins Kaufhaus Kapp-Ahl, um sich neu einzukleiden. Sie kaufte eine komplette Basisgarderobe: Jeans, Pullover, Strümpfe. Sie interessierte sich nicht für Markenkleidung, genoss es aber, sich ein halbes Dutzend Jeans kaufen zu können, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihren extravagantesten Kauf tätigte sie bei Twilfit, wo sie sich einen Stapel Unterhosen und BHs zulegte. Auch hier ging es um eine reine Grundausstattung, aber nachdem sie eine halbe Stunde verschämt herumgesucht hatte, schnappte sie sich noch eine Garnitur, die sie sehr »sexy«, wenn nicht gar »nuttig« fand und die für sie früher nie infrage gekommen wäre. Als sie sie am Abend zu Hause anzog, kam sie sich unglaublich dämlich vor. Was sie da im Spiegel sah, war ein mageres, tätowiertes Mädchen in völlig grotesker Aufmachung. Sie zog alles wieder aus und warf es in den Müll.
    Bei Din Sko besorgte sie sich solide Winterschuhe und zwei Paar Hausschuhe. Einem jähen Impuls folgend, nahm sie noch ein Paar schwarze Stiefel mit hohem Absatz, die sie einige Zentimeter größer machten. Zu guter Letzt kaufte sie sich noch eine anständige Winterjacke aus braunem Wildleder.
    Dann brachte sie ihre Einkäufe nach Hause, kochte sich Kaffee und machte sich belegte Brote, bevor sie den Mietwagen wieder zurückbrachte. Sie ging zu Fuß nach Hause, saß den Rest des Abends im Dunkeln auf dem Fenstersturz und blickte auf das Wasser des Saltsjön hinab.
     
    Mia Bergman, Doktorandin der Kriminologie, schnitt den Käsekuchen auf und dekorierte ihn mit einer Scheibe Himbeereis. Die ersten Stücke bekamen Erika Berger und Mikael Blomkvist, dann stellte sie auch je einen Dessertteller vor Dag Svensson und sich auf den Tisch. Malin Eriksson hatte resolut jeden Nachtisch abgelehnt und begnügte sich mit einem schwarzen Kaffee in einer seltsam altmodischen, geblümten Porzellantasse.
    »Ein Service von meiner Großmutter«, bemerkte Mia Bergman, als sie sah, wie Malin die Tasse musterte.
    »Sie hat immer eine Todesangst, dass eine Tasse kaputtgehen könnte«, sagte Dag Svensson. »Die holt sie nur raus, wenn wir ganz besonders wichtige Gäste haben.«
    Mia Bergman lächelte. »Ich habe als Kind ein paar Jahre bei meiner Großmutter gewohnt, und dieses Service ist so ziemlich das Einzige, was mir von ihr geblieben ist.«
    »Es ist wunderschön«, lobte Malin. »In meiner Küche ist ja alles 100 Prozent IKEA.«
    Mikael Blomkvist pfiff auf die geblümten Kaffeetassen, warf stattdessen einen begehrlichen Blick auf den Teller mit dem Käsekuchen und erwog, seinen Gürtel zu lockern. Erika Berger schien ähnliche Überlegungen anzustellen.
    »O Gott, ich hätte nicht so viel essen sollen«, sagte sie und blickte entschuldigend zu Malin hinüber, bevor sie dann doch beherzt zum Dessertlöffel griff.
    Eigentlich hätte es nur ein einfaches Arbeitsessen werden sollen, um die beschlossene Zusammenarbeit zu bestätigen und die Auflage des Themenheftes zu diskutieren. Dag Svensson hatte sie zu einem kleinen Imbiss zu sich nach Hause eingeladen, und dann servierte Mia Bergman das beste Hühnchen in süßsaurer Sauce, das Mikael jemals gekostet hatte. Dazu hatten sie einen unkomplizierten spanischen Rotwein getrunken, und nach dem Dessert erkundigte sich Dag Svensson, ob nicht noch jemand Lust auf ein Glas Tullamore Dew hätte. Nur Erika Berger war so dumm, dieses Angebot abzulehnen; für die anderen holte Svensson die Gläser.
    Mikael spürte, dass ihm Dag Svensson und Mia Bergman sympathisch waren und er sich in ihrer Gesellschaft wohlfühlte.
    Schließlich lenkte Erika Berger das Gespräch auf das eigentliche Thema des Abends. Daraufhin holte Mia einen Ausdruck ihrer Dissertation und legte sie vor Erika auf den Tisch. Der Titel war überraschend ironisch - From Russia with

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