Verdammt (German Edition)
tiefer ins Gebüsch eingedrungen war, ehe er umgekehrt war, und fand am Ende dieses Pfads unter den Büschen ein Handy.
»Meinst du, ich muss irgendwas wissen, bevor ich es benutze?«, fragte ich Neil. »Vielleicht muss man erst ein GPS außer Betrieb nehmen?«
»Meine technischen Fertigkeiten beschränken sich darauf, dass ich Geräte einschalten und bedienen kann. Anders ausgedrückt, gleich null auf der Tüftlerskala.«
Ich sah zu ihm hinüber. »Ich wollte nichts unterstellen. Es war nur eine Frage.«
»Hab ich mich angehört, als wollte ich mich rechtfertigen?«
»Ein bisschen.«
Ein betrübtes Lächeln. »Tut mir leid.«
Ich schaltete das Handy ein und wartete, ob irgendwas passierte. Dann suchte ich nach zuletzt getätigten Anrufen. Einer war vor zwanzig Minuten erfolgt. Verdammt.
Bevor ich Marguerite anrief, brauchte ich eine ungefähre Vorstellung davon, wo wir waren. Neil glaubte, er hätte an der Seitenstraße, die er hätte nehmen sollen, ein Schild gesehen. Wir fanden einen Weg, der grob in die Richtung führte, in die wir mussten. Als wir das Schild gefunden hatten, das einen Ort in zwei Meilen Entfernung versprach, wählte ich Marguerites Handynummer. Beim zweiten Klingeln meldete sie sich mit einem misstrauischen »Allo?«
»Vermisst du mich schon?«, fragte ich.
»Katiana! Wo bist du? Was ist mit dir passiert? Ist alles in
Ordnung? Bist du verletzt? Die Polizei ist da gewesen und hat sich nach dem Auto erkundigt. Und mir von dem Unfall berichtet. Ich habe gesagt, das Auto sei gestohlen worden, aber ich habe überall gesucht, überall angerufen …«
»Mir fehlt nichts. Ich bin nur von Kopfgeldjägern gekidnappt worden, die geflohene Vampire aus dem Experiment aufgesammelt haben.«
Sie schwieg einen Moment lang. »Das ist nicht witzig, Kat.«
»Glaubst du, ich mache Witze? Ich wünschte, es wären welche. Ich bin mit einem Jungen zusammen, den sie sich auch geschnappt haben. Neil …« Ich überlegte krampfhaft, wie er mit Nachnamen hieß. »Walsh. Neil Walsh.«
»Eigentlich heiße ich Waller«, wandte Neil ein. »Walsh ist der Name, den meine Eltern benutzt haben, seit sie aus dem Experiment ausgestiegen sind.«
Marguerite hörte es und sagte, ja sie erinnere sich an Neil. Sie warnte uns davor, auf dem Handy, das wir gefunden hatten, seine Eltern anzurufen. Wenn es Chad gehörte, konnten unsere Kidnapper auf der Abrechnung sehen, welche Nummern wir gewählt hatten. Daran hatte ich nicht gedacht. Neil stimmte ihr zu. Wir würden in den nächsten Ort marschieren und uns unauffällig verhalten, bis sie uns abholen kam. Dann konnte Neil von einem Münztelefon aus seine Eltern benachrichtigen.
Unterwegs spielte Neil mit der Pistole herum, besah sie sich genauer und checkte die Munition. »Wenn diese Typen uns aufspüren, müssen wir sie womöglich benutzen.«
»Das mit vorhin tut mir leid«, sagte ich. »Mit Chad. Ich hätte dich nicht erschossen.«
»Du musstest ja sehen, wie wir reagieren. Ich bin zwar
nicht scharf darauf, verwandelt zu werden, aber das wäre mir immer noch lieber, als zur Edison-Gruppe zurückzukehren. Meine Eltern haben mir … alles Mögliche erzählt.« Er verstummte und starrte gedankenverloren auf die Waffe, ehe er sie erneut in den Händen hin und her drehte. »Es scheint eine Polizeipistole zu sein.«
»Ist das ein Problem?«
»Nur insofern, als es heißen könnte, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der wesentlich besser schießen kann als ich.«
»Wir kommen schon klar. Du bist doch ein tödlicher Aikido-Kämpfer, wenn es darauf ankommt. Apropos, bei der Polizei mag das ja ein beliebter Kampfsport sein, aber das hast du nie und nimmer bei einem Praktikum gelernt. Auf welcher Stufe bist du?«
»Im Bereich der schwarzen Gürtel.«
Ich musste ihn ganz schön bedrängen, bis er schließlich zugab, dass er den vierten Dan erreicht hatte.
»Ehrlich? Ich habe gerade den dritten geschafft. Verdammt.«
»Tut mir leid.«
Ich lachte. »Ist das der Grund, warum du es mir nicht sagen wolltest? Du glaubst, ich wäre sauer, weil du einen höheren Dan hast? Das ist doch nur ein Anreiz für mich. Ich kann mich nicht von einem Jungen schlagen lassen.«
Ich grinste, und dabei sah er mich auf eine Art an, als wollte er … ich weiß nicht. Er starrte mich einfach unverwandt an. Dann wandte er rasch den Blick ab und lief rot an.
»Irgendwelche anderen Kampfsportkenntnisse?«, fragte ich, während wir weitergingen.
»Nur das. Ich bin kein großer Athlet, aber ich
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